Kapitel 32

944 200 263
                                    

Die Person hinter mir lockert endlich den Griff, sodass ich mit einem Blick über meine Schulter sehe, dass es Samuel war, der mich die ganze Zeit festgehalten hat. Asoziales Dreckspack! Das ist alles eine Wichse! Ruckartig ziehe ich meinen Arm von ihm weg und trete ihm gegen das Schienbein. »Scheiß Affe!«, zischt er. Doch kaum mache ich einen Satz zur Seite, packt mich Carter an den Haaren und drückt mich wieder gegen die Wand. »Das war keine gute Idee, Freundchen. Ich dachte, wir haben uns verstanden?!« Verdammt! Wäre ich Zayn oder Michelle hätte ich mich jetzt locker befreien können, um abzuhauen. Falls ich hier jemals heile rauskomme, werde ich einen von beiden dazu nötigen, mit mir zu trainieren, denn mein Selbstverteidigungskurs, den ich mit acht Jahren gemacht habe, bringt mir jetzt auch nichts mehr.

»Komm jetzt!« Samuel tritt wieder an mich heran und umklammert so fest meinen Oberarm, dass ich mir sicher bin, später blaue Flecke dort zu finden. Mein schöner Körper hat diese rohe Gewalt doch absolut nicht verdient. Während Samuel mich festhält, öffnet Carter die Tür, vor der wir schon die ganze Zeit stehen. Sie ist aus Stahl, weshalb mir schon jetzt klar ist, dass ich keine Chance haben werde, da alleine herauszukommen. »Da rein. Los!« Mit einem kräftigen Schubser stolpere ich in den Raum, bevor sofort wieder die Tür zugeknallt wird. »Ihr verdammten Wichser!«, brülle ich hinterher und schlage mit der Faust gegen das Türblatt. Doch nichts tut sich. Immer wieder hämmere ich dagegen, auch wenn ich mir bewusst bin, dass es nichts bringen wird. Warum muss das ausgerechnet uns passieren? Ich lehne mit geschlossenen Augen meine Stirn gegen das kühle Metall und lasse die eben mühsam zurückgehaltenen Tränen zu. »Scheiße«, schluchze ich.

»Louis, du musst das nicht tun. Carter blufft bestimmt nur. Michelle hat vielleicht eine Idee, sie ist gerade los, um abzuchecken, ob das funktioniert. Wenn ja, dann ... sind wir in ein paar Stunden bei dir.« Pff, ein paar Stunden? Das sind ein paar Stunden zu viel, Zayn! Ich will ihm antworten, aber Carter meinte, dass er alles hört und sieht, weshalb ich lieber die Klappe halte. Warum hat Michelle überhaupt erst jetzt eine Idee? Warum nicht vor zwei Wochen? Vielleicht hätten wir das alles verhindern können. Jetzt stecken wir aber so tief in der Scheiße, dass ich kaum noch Hoffnung habe, dass wir uns irgendwie retten können. Ich wimmere und mein Körper bebt bei dieser Erkenntnis. »Louis, bitte ... fuck, ey ... alles wird bestimmt gut.« Zayns Stimme klingt auch verzweifelt – verzweifelt und hilflos. Ich weiß, dass er mich gerne trösten würde, aber er weiß nicht, was er sagen soll. Ich verstehe das, mir geht es schließlich nicht anders.

»Äh, hi«, erklingt plötzlich eine kratzige Stimme hinter mir, bei der ich zusammenzucke. »Ich bin Harry.« Abrupt halte ich die Luft an und drehe meine Kopf zur Seite, sodass nun die Wange mit dem frischen Schnitt an der Tür liegt. Ich traue meinen Augen nicht, aber da steht er wirklich. Harry. Mein Herz verkrampft, denn ein lilafarbenes Veilchen erstreckt sich über seinem linken Auge, eine Schürfwunde verziert seine Lippe und an seinen Armen und Handgelenken prangen rote Striemen. »Oh Gott sei Dank, es ist Harry. Er lebt. Okay ... Louis, hör mir zu! Er hat sich dir vorgestellt, als würdet ihr euch nicht kennen. Ich kenne nicht seinen Plan, aber spiel mit! Er wird sich dabei etwas gedacht haben, okay?« Für wie dumm hält er mich eigentlich? Erschöpft vom Schluchzen starre ich schwer atmend meinen Freund an. Oder Exfreund? Will er überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben, wenn er weiß, was ich mit Carter getan habe und wozu ich gerade bereit war? Moment mal, wenn Harry hier ist ... Wen hält er dann für meinen ›Liebsten‹? Oder soll Harry etwa direkt dabei sein und zusehen, während ich mit irgendeiner anderen Person Sex habe? Das wäre noch schlimmer als eine Übertragung auf einem Bildschirm zu verfolgen. Mein Blick huscht für eine Sekunde durch den spärlich eingerichteten Raum, doch niemand außer Harry und mir befindet sich hier.

»Louis? Louis, ich weiß, dass du dich freust, ihn zu sehen, aber bitte widerstehe dem Drang, dich irgendwie in seine Arme zu werfen, ihn zu umarmen oder keine Ahnung was. Bitte stell dich auch vor und lass nicht zu viel Zeit verstreichen, sonst fällt das auf.« Zayn hat recht. Ich muss mich jetzt zusammenreißen, und wenn Harry diesen Weg wählt, wird das richtig sein. Es sei denn, das ist irgendwie deren Masche und er spielt auch irgendein verkorkstes Spiel mit uns wie Liam.

Zatago III - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt