Kapitel 18

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Die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ich wusste sie wollte jetzt nicht getröstet werden. Ihr tat es gut endlich darüber zu reden, die Tränen waren voller Erleichterung." Ammar freute sich und versprach mir sich zu ändern. So erzählten wir unseren Familien davon , alle freuten sich unheimlich. Alle außer Omar. Omar wusste das etwas nicht stimmte obwohl er der kleinste war. Er hatte mal gesehen wie Ammar mir eine Ohrfeige gab und ich weinte , er war aber zu klein um zu verstehen was passierte. Das dachte ich zumindest. Ammar blieb wirklich öfter zuhause und wenn er ging, kam er nüchtern wieder zurück. Ich dachte wirklich, dieses Kind hatte uns Gott geschickt damit wieder alles gut wird. Dann kam dieser Freitag, der schlimmste Tag meines Lebens, Husssein. Ich bin an diesem Tag gestorben. Ich wollte mich mit Asmaa treffen, also machte ich mich fertig. Mir ging es relativ gut, ich war im vierten Monat. Ich lief zu Tür und rief ihm Tschüss zu. Er rief mich zu sich und ich ging ins Wohnzimmer. Sein Gesicht war zu Boden gerichtet. Ich dachte er wollte mir nur einen Kuss geben und sich verabschieden. Als er sein Gesicht hob, sah ich den Teufel höchstpersönlich in seinen Augen. Es war wirklich wie als wäre er besessen. Seine Augen waren schwarz und leuchteten nur so vor Hass. Als hätte er all die Wochen seine Wut unterdrückt. Mir war unendlich kalt und ich zitterte. Ich lief so schnell ich konnte zur Tür, kurz bevor ich die Türklinke runterdrücken konnte riss er mich an meinen Haaren zurück er schlug und schlug. Ich weiß gar nicht mehr wie lange er es tat. Im Krankenhaus meinten sie, es wären mindestens 2 Stunden gewesen. Hakim war aus dem Gefängnis entlassen worden und wollte mich überraschen. Er fand mich in der Wohnung und brachte mich ins Krankenhaus. Dort sagten sie mir das mein Kind gestorben war. Ich wachte auf mit dem Weinen meiner Mutter. Sie flehte mich mit Tränen an mich von ihm zu trennen. Danach ging die Höhle weiter. Hakim, Kerem und mein Vater hatte ihn damals fast tot geprügelt und abgestochen. Er wurde aber wieder gesund. Er traute sich einfach immer wieder bei uns aufzutauchen. Mal war er betrunken und beleidigte mich oder er weinte und sagte uns wie sehr er mich liebte und all so ein Scheiss. Auch seine Familie versuchte es immer wieder mich zurück zu holen. Anfangs wollte Ammar sich nicht von mir scheiden lassen, er meinte zu mir das ich nie einen neuen Mann finden werde wenn ich noch verheiratet bin. Nachdem mein Vater sich fast mit seinem geschlagen hatte unterschrieb Ammar endlich. Er hörte trotzdem nicht auf mich in Ruhe zu lassen. Ich zog wieder zuhause ein und kehrte in mein altes Leben, mit meinen alten Aufgaben zurück. Meine Mutter meinte zu mir, an dem Tag ist Shams gestorben. Die Sonne wie sie mich nannten strahlte nie wieder mehr. Alle meine Geschwister kamen nach und nach wieder aus dem Knast, meiner Mutter ging es besser und mir auch. Meine Brüder schlugen jeden der nur nach mir und Ammar fragte. Weisst du was das Schlimmste war? Das letzte was ein Mensch hat ist sein Selbstwertgefühl, diese innere Stimme die einen aufbaut. Er hatte mich so weit gebracht das ich meinen eigenen Wert nicht mehr sah. Wenn er mich beleidigte oder mir sagte das ich einen Scheiss wert war, sagte diese innere Stimme ja Shams er hat recht. So weit hatte er mich gebracht. Mustafa war seitdem nie wieder gleich zu mir. Egal wie oft ich ihm sagte das es nicht stimmte, gab er sich die Schuld. Für alles was passiert war, da ich durch ihn Ammar kennengelernt habe. Er konnte dafür nichts, ich hätte Ammar auch woanders kennenlernen können. Er kann mir nichtmal mehr in die Augen gucken wenn ich mit ihm rede, er schämt sich. Deswegen bringt er nie  Freunde mit zu uns, aus Angst um mich." Sie machte eine lange Pause aber ich sah das ihr noch etwas auf der Seele lag. Sie räusperte sich:" Hakim machte es
kaputt mich so zu sehen, vor allem machte es ihn kaputt das ich nicht mehr so wie früher zu ihm war. Ich war in der Küche als ich das Geschrei von draußen hörte. Sofort rannte ich runter. Vor der Tür standen Kerem und Hakim, welcher eine Waffe auf Ammar richtete. Ich wollte nicht, dass er seine Hände an ihm dreckig machte. Ich wollte ihn nicht wieder verlieren, auch noch wegen Ammar. Denn mein Bruder wäre im Knast gewesen nicht Ammar. Als er die Kugel feuerte warf ich mich dazwischen. Deshalb habe ich diese Narbe über meinem Tattoo im Nacken. Hakim ist danach erstmal verschwunden. Er brauchte seine Zeit. Als er wieder kam hatte er eine Tochter. Also drehte sich meine Welt weiter. Aber er kommt immer wieder. Ich habe das noch nie jemanden so erzählt Hussein", flüsterte sie den letzten Satz. Ich war geschockt, das war doch nicht wahr. Ich war wirklich sprachlos. Ich hatte überhaupt keine Ahnung was ich tun sollte. Ich hatte schon heftiges erwartet aber nicht das. Dieser Mann hatte den Tod verdient. Er hatte sie getötet ohne sie umzubringen. Trotzdem kümmerte sie sich um alles, putzt, kocht, macht alles für ihre Geschwister, für ihre gesamte Familie und lächelte all den Schmerz weg. Sie war gerade mal 19 und hatte schon die Hölle hinter sich. Gott war sie stark. Ich nahm sie einfach in den Arm. „ Shams Inte Hayete. Das was dir passiert ist, kann nichts auf dieser Welt wieder gut machen. Das erste Mal als ich dich sah war ich interessiert in dir. Du bist wunderschön. Dann habe ich deinen Charakter, dein Benehmen kennengelernt. Du hast ein verdammtes Herz aus Gold. Du tust alles für deine Familie. Shams ich kann nicht beschreiben was für ein wunderbarer Mensch du bist. Mein Gott du bist das schönste, reinste, anständigste Mädchen was ich je gesehen habe. Gott muss einen Engel oben vermissen, denn du bist hier. Ich kann nichts wieder gut machen aber ich schwöre auf Gott, auf alles was mir wichtig ist solange du bei mir bist wird er sich nichtmal in deiner Nähe aufhalten." Ich küsste ihren Scheitel. „ Hussein wieso? Du kennst mich doch gar nicht richtig. Das hier ist doch gar nicht deine Welt. Ich spiele nicht in deiner Liga. Du gehörst in die große Stadt. Mit schicken Frauen und teuren Autos. Ich habe nichtmal die scheiss 9teKlasse gemacht und das sind wohl die einzigen Klamotten die ich habe ohne Babykotze", sagte sie unter Tränen. „ Shams bitte hör auf dich so schlecht zu machen. Allah hat mich zu dir geführt. Du wirst mich nicht mehr los Habibte.", lächelte ich sie an. „ Und was ist das jetzt mit uns? Wie stellst du dir das überhaupt vor. Du wohnst in Berlin, hast einen Job in der Öffenlichkeit. Ich kann mich gerade mal für 10 Minuten heimlich treffen. „ Gott Shams, ich will dich kennenlernen und ich will das du mir gehörst, egal wie. Verstehst du das ?!", schrie ich schon fast. Sie zuckte kurz aber lächelte. „ Eh Habibi", flüsterte sie. Meine Augen weiteten sich. „ S-Sag das nochmal", stotterte ich. Noch nie hatte jemand diese Worte so wunderschön wie sie ausgesprochen. Meine Haut zierte eine Gänsehaut. Sie drehte sich zu mir, kam mir näher und wiederholte ihre Worte. Ihr Telefon klingelte, sie war immernoch mit meinem Auto verbunden. Deshalb konnte ich sehen, dass Adar sie anrief, ich spannte meinen Körper an. Was wollte der Bastard von ihr? Wieso hatte sie überhaupt seine Nummer. Sie ging ran." Shams man wo bist du? Lea kommt gleich", sagte Abbas ins Telefon ich entspannte mich. „
Ich komme", sagte sie bevor sie auflegte. Ich fuhr schnell zurück ins Viertel.  Sie saß neben mir und rauchte. Ich war so verdammt glücklich. Trotzdem hatte mein Herz einen Stich. Ammar würde für das büßen, was er ihr angetan hatte. Ich parkte wieder auf dem Parkplatz und drehte mich zu ihr. „ Was machst du jetzt Albe?", fragte ich sie. „ Ich darf jetzt auf den Spielplatz mit Abbas schrecklichen Ex-Frau". „ Kommst du später bei uns essen ?", fragte sie mich. Ich nickte. So verließ sie mein Auto.

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