Kapitel 19 - Eine LANGE Autofahrt

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Es war draußen schon dunkel und die Sterne funkelten am schwarzen Nachthimmel durch die blassen Wolken total hindurch. Meine Augen hatten sich gerade geöffnet. Ich rieb mir die Augen und schaute mich um. Wir fuhren am Highway lang. Wie lang hab ich bitte geschlafen? Marshall saß neben mir am Steuer und fuhr. Dabei rappte er ein wenig vor sich hin. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich wach war, damit ich ihm zuhören konnte. Es war wunderschön ihm einfach dabei zuzuhören, wie er vor sich hin redet und es trotzdem Beat hat. Es hat Rhythmus. Es hat Klasse. Es hat dieses gewisse etwas. Sowie ...
Und dann drehte er sich zu mir. „Hay, kleines. Hast du gut geschlafen?" fragte er leise und wartete auf eine Antwort. Sofort rappelte ich mich auf und nickte. „Wo sind wir? Wie lange fahren wir schon?" Grinsend widmete er seinen Blick wieder der Straße. „Ich bin ein wenig rumgefahren, musste den Kopf freikriegen. Und als du eingeschlafen bist, hab ich mir ein wenig Zeit dafür genommen. Du schläfst seit 2 Stunden ununterbrochen und ich wollte dich nicht wecken, also hab ich dich ins Auto getragen." Mein Blick wendete sich seiner Hand zu, die auf dem Schaltknüppel lag. Langsam legte ich meine Hand auf seine und ließ ein bisschen Zeit verweilen, doch irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. „Worüber hast du nachgedacht?" Zuerst schwieg er, doch er öffnete seinen Mund. „Ich hab über uns nachgedacht.." Mir stockte der Atem. Wollte er mich verlassen? „..und ich hab einfach... naja... ich hab einfach Angst, dass das mit uns beiden... du weißt schon..." Was weiß ich? „... in die Brüche geht..." Eine Träne floss ihm die Wange runter und ich konnte seine Verzweiflung darin Wiedererkennen. Ich konnte nicht anders, ich MUSSTE ihn in den Arm nehmen. Ich streckte mich zu ihm rüber und lehne meinen Kopf auf seine Schulter. Sie war warm, doch man merkte, dass er innerlich zerstört und total fertig war. „Magst du heute Nacht zu mir kommen?" Mein Kopf erhob sich und erwartungsvoll wartete ich auf eine Antwort. Lächelnd nickte er und bog auch gleich in meine Straße rein. Für einen sehr langen Moment saßen wir einfach nur da und starrten unsere Hände an. Ich nahm seine Hände in meine und hielt sie an meinen Mund, um sie zu küssen, da lächelte er und beugte sich zu mir rüber, um mich zu küssen.
Wir stiegen aus und ich merkte, dass er immer noch diese Angst in sich hatte. Bevor ich die Tür aufschloss, drehte ich mich zu ihm. „Wovor genau hast du Angst?" Verblüfft hing er an meinen Lippen fest. „Hast du davor Angst, DASS ich gehe oder hast du davor Angst, WIE ich gehe?" Schüttelnd verständigte er sich mit mir. „Kann es nicht beides sein?" Schon wieder füllten seine Augen sich mit Tränen. Komisch, oder? Den ganzen Tag scheint er so hart zu sein, stark. Doch wenn man hinter diese Fassade sieht ist er weich, verletzlich. Ich ging in die Küche, um ihn einen Schluck Wasser zu bringen, damit er sich beruhigen konnte, doch als ich wieder kam, sackte er an der Haustür zusammen, schlug gegen Wände und saß schlussendlich einfach da und regte sich nicht.

Once I met a Boy named Marshall ..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt