Kapitel 4 - Meine erste Freundin

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Sie hatte blonde, schulterlange Haare und eine graue Wollmütze auf. Ich erkannte ein Septum und ein Piercing an ihrer Augenbraue. Ihr Look war lässig, ein graues Oberteil und eine Karojacke darüber. Sie hatte wunderschöne grüne Augen, in denen ich mich für einen Moment verlor, doch ich schweifte meinen Blick zurück zu Marshall. Er war noch immer sehr konzentriert auf sein Heft.
„Hay!" lächelte mich das Mädchen neben mir an. Ich schaute sie an und antwortete auch mit einem „Hay."
„Bist neu hier, wa?"
„Ja ich ..."
„Also wenn ich dir einen Tipp geben kann, dann halt dich von Typen wie diesen da fern. Das sind miese Drogendealer und du erkennst sie nicht. Sie scheinen vielleicht völlig harmlos, doch diese Schweinehunde verticken ihr Zeug an jeden Beliebigen." Sie deutete auf die drei Jungen in der letzten Reihe hin, die in der moderigen Ecke saßen und die Wände mit Edding bemalten und sich über ihre Sprüche kaputtlachten. „Ich bin übrigens Kimberly, aber du kannst mich auch Kim nennen." Sie kam mir sehr gutherzig vor, doch ich vertraute ihr nicht. Sie konnte noch so nett scheinen, doch ich wusste noch lange nicht, was hinter ihrer Fasade steckte. „Und du bist?" fragte sie.
„X-XXX.." Ich stotterte mal wieder vor mich hin und war total nervös.
„Du kommst aus Washington, richtig?"
„Ja, woher weißt du das?"
„XXX, die Leute reden. Und ich denke, das hast du schon mitbekommen. Diese Leute wissen ALLES." Ich wurde bei diesem Satz immer panischer und panischer und fing an schwerer zu atmen. „Nur ein Spaß, die Sekretärin hat deine Unterlagen offen liegen gelassen und da hab ich mal ein wenig gestöbert. Du hast zwei Brüder, stimmt's?" Mit einem Mal beruhigte ich mich. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mein Mund war weit geöffnet und meine Gedanken waren GANZ woanders als bei meinen Brüdern. „HALLO! Erde an XXX! Sind sie noch da?" Kim schnipste mit ihren Händen vor meinem Gesicht herum. Sie reichten nach Kokosöl und Benzin. „Hä was?"
„Ach schon gut.."
„Darf ich dich fragen, wieso deine Hände nach Benzin riechen?" ich merkte erst kurz danach, was ich gerade gesagt hatte und hielt mir sofort den Mund zu. „Entschuldige tut mi-"
„Nein schon gut. Ich hab an dem Wagen meines Dad's rumgeschraubt, weil diese Schrottkiste nicht angesprungen ist."
„Du kennst dich mit Mechatronik aus und gehst trotzdem noch zur High School?"
„Ja, so ist das. Ich hab keinen Bock auf nh Job, deswegen geh ich lieber zur Schule und mach gar nichts. Die guten Noten kann ich mir aber auch nicht erklären." Wir lachten. Wow, zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich wieder gut. Ich hatte jemanden ohne Probleme kennengelernt und sie war super nett und intelligent.
„Guten Morgen, Schüler heute werden wir uns mit Geometrie beschäftigen." sagte Herr Williams beim betreten des Raumes und begann den Unterricht. Er war etwas molliger und hatte eine Brille auf. Die Kreide, die er benutzte, quietschte an der Tafel und wirklich NIEMAND hielt dieses Geräusch aus.

Once I met a Boy named Marshall ..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt