7. Kapitel

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Amalia

Von wegen dazu bestimmt in meinem Leben zu bleiben.

Absolut angenervt starre ich aus dem verschmierten Fenster unseres Klassenzimmers hinaus in den kargen Schulhof, der von der strahlenden Sonne beleuchtet wird, die so gar nicht zu meiner Stimmung passen will.

Mürrisch gebe ich ein Grummeln von mir als meine Gedanken schon wieder zu ihr wandern.

Wann haben wir zuletzt gesprochen, geschweige denn uns angesehen??

Vor einer Woche? Zwei? Fünftausend?
Ok, das letze war jetzt vielleicht ein bisschen theatralisch, aber es fühlt sich tatsächlich nach einer halben Ewigkeit an.

Warum es so gekommen ist? Tja....

Ich bin wohl nicht die einzige die beim ersten Blick kapiert hat, dass Maella was besonderes ist, denn natürlich mussten sich ja sofort die beliebten Bitches an sie ranmachen, die theoretisch gesehen ja eigentlich ganz nett sind aber... wen interessiert schon die verdammte Theorie??

Jetzt hat sie gefühlt doppelt so viel Freunde wie ich ( realistisch gesehen dreifach) und mich vollkommen vergessen.
Zumindest fühlt es sich so an.

Und das schlimmste ist, dass ich meinen Job als Maellas „Betreuerin" für die ersten zwei Wochen nicht mal einen ganzen Tag ausführen konnte, da dieses Mädchen sozial sehr begabt zu sein scheint.

Wie toll, hahaha.

Ich freu mich ja so für sie, dass sie so viele Freunde gefunden hat, hahaha.

....hahaha....ja...nein.

Um mal kurz absolut ehrlich und ziemlich egoistisch zu sein, ich freu mich kein verdammtes bisschen.

Warum musste es ausgerechnet sie sein??
Warum nicht irgendjemand (vorzugsweise ein Mädchen) anderes?
Warum muss ich sie mögen??

Deprimiert seufze ich auf.
Verliebtritis zu haben ist absolut nervtötend.

Manchmal glaube ich ihren Blick auf mir zu fühlen, dann drehe ich mich in ihre Richtung, nur um dann zu spüren wie mir die Realität mit Schwung eine scheuert, weil sie mich ja doch nie ansieht.

Niemals.
Als wäre ich nur Luft.
Unbedeutend.
Nichts.
Unwichtig.

Ok, ich denke das reicht um meine Situation zu beschreiben.
Uff, warum kann man Gefühle nicht wegzaubern?

Das wäre mal was tolles. Irgendeinen Zaubertrank trinken und dann auf einmal fühlt man sich wie vor der ganzen Verliebtheitsscheiße.

Normal.
Nicht ständig auf der Suche nach der Anerkennung einer Person, die sich sowieso nie für dich interessieren wird.

Oh warte... ich glaub ich hab gerade die Wirkung von Alkohol beschrieben. Natürlich ist es nicht ganz so lang anhaltend aber...naja... eine Kurzzeitlösung wäre es schon?

Ok. Es reicht. So tief bin ich doch noch nicht gesunken.

...sagte sie während sie darüber nachdachte ob sie einen Joint rauchen sollte, dabei hab ich das noch nie in meinem ganzen Leben getan und keine Ahnung davon.

Merkt eigentlich irgendjemand was dieses Mädchen mit meinen Gefühlen anrichtet?

Plötzlich zucke ich heftig zusammen, als mir eine bestimme Person mit voller Kraft ihren Ellenbogen in meine Rippen schlägt.
Leise vor mich hinfluchend atme ich zischend und mit fest zusammengebissenen Zähnen aus.

Dezent verärgert fahre ich zu Liana herum, die mich mit zusammengekniffenen Augen anstarrt.

„Was-??"

„Hör auf so deprimiert vor dich hinzustarren, du siehst aus als wäre deine Oma gestorben und das steht dir nicht,ok?"

Besorgt zieht sie ihre Augenbrauen zusammen, während sie mich dabei beobachtet wie ich missmutig an der Tischplatte rumkratze.

Ich gebe keine Antwort von mir. Ich weiß eh nicht was ich sagen soll.

Irgendwie traurig schaut sie mich an bevor sie sich abwendet und dann meint:

„Du redest schon seit einer Woche nicht mehr richtig mit mir und ich sehe dass es dir nicht umbedingt gut geht, also erzähl mir was los ist!"

Ich bleibe einen Moment still, bevor ich ein leises „Ok" von mir gebe.

Ein erleichtertes Lächeln huscht über Lianas Gesicht und in diesem Moment tut es mir um so mehr leid, dass ich nichts zu ihr gesagt habe.

Sie ist meine beste Freundin und das schon seit wir in der Grundschule waren, also ist es klar dass sie sich Sorgen macht.

Doch ich sollte kein Grund für ihre Sorge sein, weil meine eigentliche Aufgabe als tollste Freundin die man haben kann ist, sie zum Lachen zu bringen.

Ok.

Scheiß auf Maella.

Scheiß auf diese Traurigkeit.

Es wird Zeit aufzuwachen, mein Leben zu akzeptieren und weiter zu machen, weil ich so eh nichts erreiche.

Und sooo traurig bin ich eh nicht, weil ich dieses Mädchen nicht mal richtig kenne. Klar, sie ist anders, was besonderes, aber noch lange nicht besonders genug um mich in diesen Gefühlszustand zu versetzen.

Dumm von mir, sich immer wieder in sinnlose Dinge reinzusteigern.

Leicht fange ich an zu lächeln.
Irgendwie fühle ich mich befreit, nachdem ich mich diesen Tatsachen gestellt habe.

Hätte ich schon viel früher tun sollen.

Liana hat recht. Vom traurig sein bekommt man nur Falten und wird hässlich und ich kann nicht gerade behaupten, dass ich Lust darauf habe hässlich zu sein.

Klar, ein kleiner Rest Depression wird bleiben, aber wie immer werde ich das einfach ignorieren.

Perfekt.Toller Plan.

Ohne das ich es verhindern kann, drehe ich mich breit grinsend zu meiner besten Freundin um, die mich nur kopfschüttelnd ansieht.

„Wurde aber auch Zeit, dass du wieder mehr du selbst wirst. Ich hab mir echt schon Sorgen gemacht."

„Aww, bin ich so wichtig für dich??" gebe ich in einem neckischen Tonfall von mir, der sie zum Lächeln bringt.

„Nein weißt du, ich nutze dich nur wegen deiner Zahnpasta aus, weil ich meine ständig übers Wochenende Zuhause vergesse..."

Dann fangen wir beide an zu kichern und die Sache ist geklärt.

Für's erste.

Aber das reicht in diesem Moment aus, einfach weil ich mich defintiv ein Stücken besser fühle und mir keine Gedanken über ein wunderschönes Mädchen, drei Reihen hinter mir, mit einem umwerfenden Lächeln, machen möchte.

"fuck you M." [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt