8. Kapitel

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Amalia

Es ist eine halbe Stunde nach Unterrichtsschluss und ich stehe hier mitten im Gang, absolut im Weg und warte auf meine beste Freundin die noch umbedingt „schnell" was aus ihrem Zimmer holen wollte. Keine Ahnung was die bitte wichtiges von da drin braucht, um in der Cafeteria einen Kuchen essen zu gehen.

Argh.

Warte ich jetzt schon seit 20 Minuten?
Ja.
Hat sie all meine Nachrichten ignoriert, die ich ihr in den letzen fünf Minuten geschickt habe?
Defintiv.
Bedeutet das, dass ich noch weitere zehn Minuten werde warten müssen?
Depremierenderweise ebenfalls ja.

Dafür ist sie einer dieser Menschen die mit Pünktlichkeit gesegnet sind, wenn eine feste Zeit ausgemacht ist. Hab ich aber nicht, also ist der Rahmen in dem sie wieder hier auftauchen wird ziemlich unbestimmt. Großartig.

Ich gehöre dieser fremdartigen Spezies, die in der Lage ist Zeit sinnvoll zu strukturieren, leider nicht an und komme egal wie sehr ich mich bemühe IMMER mindestens fünf Minuten zu spät, also versuche ich es mittlerweile nicht mal mehr, was dazu führt dass ich noch später komme.

Ein ewiger Teufelskreis aus verschlafen, etwas verlieren, fluchen, Zeit vergeuden, Instagram, und so weiter, was ab und an so weit geht, dass es manchmal wirklich lächerlich wäre noch aufzutauchen.

Das wissen mittlerweile auch die wenigen Freunde die ich habe, so dass es Standart geworden ist, dass alle ungefähr eine halbe Stunde nach der ausgemachten Zeit aufkreuzen, so dass ich wiederum pünktlich bin.

Das ist wahre Freundschaft.

Apropos Freundschaft. Ich beende gleich die mit Liana wenn sie nicht in den nächsten drei Minuten verdammt nochmal hier aufkreuzt.
Vom ganzen rumstehen tun mir schon meine Beine weh.

Mürrisch blinzelnd schaue ich in die immer noch viel zu hell strahlende Sonne, die mich aus gefühlt jeder Richtung zu blenden scheint.
Scheiß fliegender Feuerball.

Da ich wegen der Helligkeit so gut wie nichts sehe, zucke ich heftig zusammen als sich jemand neben mir räuspert.

Meine Augen zusammenkneifend versuche ich irgendwas zu erkennen, doch das ist echt schwierig, wenn die Person gegen das Licht steht.

Ist bestimmt eh nur Liana, denn wer würde mich hier sonst ansprechen. All meine anderen Freunde gehen auf die öffentliche Schule in der nächsten Stadt, was manchmal echt deprimierend ist, weil ich sie so nur am Wochenende Zuhause treffen kann.

Zurück zu meiner besten Freundin, die mich hier stundenlang hat warten lassen.

„Liana, ohne Witz, ich beende die Freundschaft wenn du mich noch einmal so verdammt lange warten lässt. Meine Beine tun vom ganzen stehen schon total weh! Und jetzt beweg deinen flachen Hintern ich will Kuchen."

Als die Person mir gegenüber jedoch für drei Sekunden kein Wort sagt und dann plötzlich anfängt zu kichern, wird mir klar, dass das hier nicht Liana ist.

Scheiße. Ich spüre, wie sich eine unangenehme Hitze in meinem Körper ausbreitet und in meinen Kopf steigt, so dass ich innerhalb von Sekunden zu einer Tomate mutiere.

„Ich heiße zwar nicht Liana und ob mein Arsch flach ist bin ich mir auch nicht so ganz sicher, aber ich hätte ebenfalls ziemlich Lust auf Kuchen, also könntest du diese Liana auch einfach vergessen und mir zeigen wo die Cafeteria ist."

Oh verdammt. Ach du... heilige... fuck.

Diese Stimme würde ich überall erkennen.

Das hier ist defintiv nicht meine beste Freundin, sondern jemand ganz anderes. Jemand über den ich vor ungefähr zwei Stunden angeblich hinwegkommen bin, und wegen der ich hier gerade einen halben Herzinfarkt erleide.

„Oh Gott ist das peinlich...Hi Maella." sage ich und vergrabe meinen Kopf in meinen Händen.

Ich weiß nicht woher das kam, doch ich haue noch einfach so nebenbei raus:

„Und dein Arsch ist defintiv nicht flach. OH SCHEIßE. Das hab ich gerade laut gesagt, oder?"

Ich hätte nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden kann, doch hier sind wir.

Willkommen bei Amalias einzigartiger Clown-Show!
Sehen Sie dabei zu wie sie sich tief in die wunderbare Welt der Peinlichkeit hineinwagt.

Alles was ich höre ist das Rauschen meines Blutes in den Ohren, und meinen viel zu schnellen Herzschlag.

Wow. Wie tief kann ein Mensch sinken?

Doch all meine Gedanken werden weggewischt, als Ella anfängt zu lachen.

Lasst mich nur eins sagen:
Ihr Lachen... ist wunderschön.

So echt. Ein bisschen wild, wie ein Windspiel in einem Sturm.

Erneut haut sie mich um.

In diesem Moment verschwindet die Sonne hinter den Wolken, so dass ich endlich etwas sehen kann und Gott habe diesen nervigen Feuerball selig, bin ich dankbar.

Um es dramatisch auszudrücken.
Was ich sehe ist eines der schönsten Dinge in meinem Leben.
Zu übertrieben? Vielleicht.

Aber ich kann nichts dafür, dass dieses Mädchen wenn sie lacht, Sterne in den Augen hat, süß aussieht und selbst wenn sie fast keine Luft bekommt anmutig mit ihrer Hand herumwedelt.

Ihr Lachen steckt mich an. Ich kann nicht anders und muss trotz meiner misslichen Lage leicht kichern.

Ew. Bei mir hört sich das wirklich schrecklich an und kein bisschen wie ihr unglaublich niedliches.

Nur langsam beruhigt sie sich wieder und lächelt mich dann strahlend an.

„Solche Komplimente hört man doch immer wieder gerne."

Worauf ich nur peinlich berührt den Mund zu einem etwas schiefen Grinsen verziehen kann.

Maella lacht leicht. Gott, wie süß und wunderschön zugleich.

Scheiß darauf, dass sie fast mehr als eine Woche nicht mit mir geredet hat.
Wen interessiert das schon?

Mich in diesem Moment auf jeden Fall nicht.

"fuck you M." [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt