15. Kapitel

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Amalia

Perplex öffne ich meinen Mund und schließe ihn dann wieder, ohne dass auch nur ein einziges Wort über meine Lippen kommt.

Ich hoffe sie steht auf Fische, denn so seh ich sicher gerade aus.
Wie ein trauriger, deprimierter Fisch.

Super.

Der Fisch wird gerade von ihrem wunderschönem entschuldigenden Lächeln geblendet, doch gleichzeitig zerfließt mein Herz in Selbstmitleid und diesem Schmerz, der da ist seit sie mir indirekt gesagt hat, dass sie den Kuss scheiße fand und nichts von mir will.

„Ich... soll ich wieder gehen?" sie beißt sich auf ihre Unterlippe und schaut zu Boden.

Ihre Lippen. Hmm...ich vermisse sie, obwohl ich sie nur einmal spüren durfte.

„Nein! Nein...ich äh...setz dich?"
Dass es sich mehr wie eine Frage, als eine Einladung anhört ist mir auch klar, doch das scheint sie nicht weiter zu stören, denn sie lässt sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen.

Kurz herrscht Schweigen. Wir heben abwechselnd unseren Blick, doch jedes Mal wenn wir aus Versehen Augenkontakt haben schauen wir schnell wieder weg.

Das Schweigen wird länger und länger, bis es eine halbe Ewigkeit zu dauern scheint.
Das hier ist irgendwie peinlich.

Liaaanaaa... du könntest jetzt wieder auftauchen.

Noch weitere 30 Sekunden vergehen ohne dass jemand von uns ein Wort sagt, aber dann halte ich es nicht mehr länger aus.

„Ok. Wenn du was sagen willst dann tu das, denn hier schweigend rumzusitzen und dem Anderen nicht in die Augen schauen zu können ist offen gesagt lächerlich und scheiße. Es ist auch scheiße nach einem Kuss einfach wegzulaufen, also erklär dich jetzt, oder lass es. Schweig für immer, was weiß ich, keine Ahnung."

Man hört einen leicht gereizten Unterton in meiner Stimme, der die ganze Rede etwas aggressiver rüber kommen lässt, als eigentlich geplant war.

Naja, schaden kann es in dem Fall ja eher nicht also... lass ich es mal so stehen.

Maella ist leicht rot angelaufen und schluckt kurz.

Es erschreckt mich, als sie mit Tränen in den Augen den Blick hebt.
Es versetzt mir einen Stich, jedoch bin ich zu verwirrt um irgendwas zu tun.

„Du...du hast mich nicht mal gefragt ob ich es will..."
Ihre Stimme zittert.

Doch alles was sich in meinem Kopf ausbreitet ist Leere und ein riesiges Fragezeichen.

Hä??

Das ist doch jetzt nicht ihr Ernst oder??!! Das kann nicht ihr Ernst sein.

Wut schießt durch meine Adern und lässt mich aufspringen. Die Blicke die auf mir liegen sind mir sowas von egal.

„Wie kannst du es wagen mir sowas zu unterstellen?!" fauche ich sie regelrecht an.
Sie zuckt zusammen, was ich mit Genugtuung sehe.

„DU hast dich kein bisschen gewehrt. DU wolltest es sehr offensichtlich auch und WANN hätte ich fragen sollen hm?!? Diese ganze Situation IST NICHT MEINE SCHULD. Weißt du wie sehr es mich verletzt hat, als du einfach aufgesprungen bist, kein Wort erklärt hast und einfach weggelaufen bist?? Du hast keine Ahnung!! Ich dachte ich hätte was falsch gemacht, ich dachte du hättest es dir anders überlegt, ich dachte du hasst mich jetzt, oder du fandest es scheiße! Doch jetzt erkenne ich, dass es nicht eine Sekunde lang meine Schuld war, sondern du irgendein Problem hast mit dem du nicht zurecht kommst und jetzt gibst du mir die Schuld an Allem?! Das ist nicht fair!"

Mein Brustkorb senkt sich rasend schnell auf und ab. Mein Atem geht stoßweise.

„Oh shit..." flüstere ich noch entsetzt, doch es ist zu spät.

Ich weiß, dass ich zu weit gegangen bin, viel zu weit, doch ich werde es nicht zurücknehmen, weil es der Wahrheit entspricht.

Wie kann aus so einer kleinen Sache so viel Drama entstehen?? Wie ist das überhaupt möglich??

Ich schaue auf Maella herab. Mit großen tränengefüllten Augen starrt sie mich erschrocken an. Ihr Mund steht leicht offen und ihre Unterlippe zittert.

Ich will das nicht länger sehen; also drehe ich mich um und gehe.

Die entweder mitfühlenden, oder verachtenden Blicke der Menschen um mich herum folgen mir, während ich langsam Richtung Ausgang gehe.

Ich denke das wars jetzt. Ich hab alles versaut.

Oh Gott. Was hab ich nur getan, wieso bin ich so wütend geworden??

Ich wollte sie niemals zum weinen bringen... keine einzige Sekunde lang!

Ok, vielleicht eine Sekunde lang, aber danach...

Verdammter Mist. Ich kenne keine Person bei der aus einem kleinen Kuss so viel Drama geworden ist.
Gott muss es wohl heute ziemlich gut mit mir meinen.

Ein Kloß bildet sich mal wieder, wie so oft in den letzen Tagen, in meinem Hals. Ich versuche ihn krampfhaft herunterzuschlucken, doch es wird eher schlimmer.

Die erste Träne rollt heiß über meine Wange und hinterlässt eine salzige Spur.

Du fängst jetzt nicht an rum zu heulen Amalia!

Doch zu spät.

Jetzt bin ich kein trauriger, deprimierter Fisch mehr, nein... jetzt bin ich ein Fisch der seinen eigenen See zusammenheult.

Wunderbar.
Einfach wunderbar.

Was für ein Datum haben wir denn heute?
Ich muss mir diesen Tag als einen der beschissensten Tage meines Lebens markieren, damit ich jedes Jahr ab heute ein Opfer an irgendeinen Fröhlichkeits-Gott geben kann, so dass sowas hoffentlich nie wieder passiert.

Aaah, was für ein Zufall. Mir fällt gerade ein, dass der 13. September ist. Zwar kein Freitag, aber trotzdem...

Die Tränen strömen weiter über mein Gesicht und versperren mir die Sicht. Halb blind stolpere ich weiter, weg von der Mensa, die Treppen nach oben in mein Zimmer, welches ich mit fahrigen Bewegungen aufsperre.

In der Mitte des Raumes rolle ich mich auf dem kalten Boden zusammen und fange nur noch mehr zu heulen an.

Erbärmlich, wo es doch eigentlich meine Schuld ist.
Ich sollte nicht traurig, oder verletzt sein... aber ich bin es.

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Ok, vielleicht ist das ein bisschen eskaliert XD

Ich hoffe es hat euch gefallen ;)

"fuck you M." [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt