12. Kapitel

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Amalia

„Das heißt, eigentlich hast du eine Fremde geküsst und aus irgendeinem Grund Gefühle für sie." fasst Liana zusammen, nachdem ich ihr alles erzählt habe.

Ich gebe es wirklich ungern zu, aber...irgendwo hat sie recht.
Missmutig starre ich vor mich hin.

Während sie mit verschränkten Armen meiner Erzählung gelauscht hat, als wäre sie eine Polizistin und ich im Verhör (nebenbei mal angemerkt, hab ich schon definitiv angenehmere Gespräche geführt), ist mir mal wieder richtig klar geworden wie dumm das alles in Wirklichkeit ist.

Wie sie gesagt hat, eigentlich habe ich eine Fremde geküsst.

Ich weiß nichts über Maella, außer dass sie wohl ein Problem mit unserem Kuss hatte... was ich nicht so ganz nachvollziehen kann, denn... ich... mir hat es wirklich gefallen und ich dachte eigentlich, dass es ihr ebenso ging...

Mein Gedankenstrom wird abrupt von einer bestimmten Person gestoppt, als sich diese mit Schwung neben mich setzt und mich vollkommen unerwartet an sich drückt, als wäre ich ihre letze Rettung oder sowas.

„Ich bin kein Rettungsboot, also such dir wen anderen zum festklammern, Liana."

„Komm schon, sowas nennt man Umarmung und außerdem so schlimm ist das mit Maella doch gar nicht, oder?"

Ich gebe darauf keine Antwort, sondern starre sie nur mit meinem „Ist das dein scheiß Ernst?"-Blick an, woraufhin meine ach so tolle beste Freundin, die mir gerade beweist wie viel Mitgefühl sie doch besitzt, mit ihren Schultern zuckt, als wäre es tatsächlich nichts.

„Na vielen Dank. Freundschaft gekündigt. Du bist übrigens echt kacke im trösten."

„Gar nicht wahr!" schmollend sieht mich Liana an.

Ich kann leider nicht anders und muss leicht grinsen.
„Ach und du siehst übrigens echt scheiße aus, wenn du versuchst auf irgendeine Weise süß zu sein."

„Hallo?! Ich bin süß... und eine absolut umwerfende Freundin, weil ich dich zum Lachen gebracht habe, mhm, gib's zu!"

Lachen ist übertrieben. Meine Mundwinkel haben sich ein klein wenig nach oben gekräuselt und das würde ich noch lange nicht als LaChEN bezeichnen.

Aber das ist ihr vollkommen egal.
Selbstzufrieden klopft sie sich auf die Schulter, worüber ich nur den Kopf schütteln kann.

Ich weiß nicht mal mehr, wann ich zuletzt auch nur ein bisschen stolz auf mich war...ahja...

...noch nie.

Haha.
Traurig.

Apropos traurig... ich würde meinen Gemütszustand gerade auch als ziemlich traurig bezeichnen.

Und verletzt.
Und irgendwie ein bisschen angepisst.

Ich mein, warum verschwindet sie so einfach, ohne mir irgendwas zu erklären!
Sie hätte mir ja zumindest sagen können, ob ich scheiße war oder nicht...
So fünf von zehn Sternen wären da glaub ich schon drin gewesen.

„Man kann in deinem Gesicht lesen, wie in einem offenen Buch. Ich musste gerade dabei zusehen wie du von traurig zu genervt und dann zu so einem komischen Grinsen gewechselt hast, was nur auf einen echt bescheuerten Gedanken zurückzuführen ist."

Oh wow, sie kennt mich echt gut. Das war ziemlich akkurat.

„Ich hab darüber nachgedacht, wie viele Sterne mein Kuss bekommen würde, hahaha."

„Du meinst wohl eher den halben Porno den ihr da abgezogen habt."

Ich spüre wie mir das Blut in die Wangen schießt.
„Neinnn! So schlimm war es sicher nicht...oder?"

Gegen Ende des Satzes werde ich immer leiser, weil ich gerade damit beschäftigt bin, mich daran zu erinnern, wie es sich angefühlt hat.

Wow, nur bei dem Gedanken von ihren Lippen auf meinen und ihrem Duft in meiner Nase, wird mir ganz schwindelig und mein Herzschlag beschleunigt sich rasant.

„Oh Gott, bitte hör auf daran zu denken, denn du siehst aus als wärst du horny und es gibt besseres als der besten Freundin dabei zuzusehen, wie sie in Gedanken Porno schaut."
Um ihre Aussage noch zu verdeutlichen schiebt sie ein paar Kotzgeräusche hinterher.

Unsensibler gehts nicht mehr, oder?
Ich sollte echt darüber nachdenken mir eine neue beste Freundin zu suchen, die auch in der Lage ist mich zu trösten und nett zu sein.

Außerdem hab ich da dieses wundervolle Bedürfnis.
Ich muss dem nachgeben.
Sofort.

Ohne weiter darüber nachzudenken, boxe ich sie richtig fest in die Schulter und werde mit einem langezogenem: „Aaaaaauuuuuu!" belohnt.

Mh, Musik in meinen Ohren.

„Verdient." ist alles was ich sage, dann erhebe ich mich elegant von der Bank und schreite mit ihrem Gejammere noch in den Ohren, davon.

Ich schätze nicht mal ein verdammter Wurm würde mich als elegant bezeichnen und mein „Geh-Stil" ist auch alles andere als SchReIten, jedoch entferne ich mich vom Ort des Geschehens ohne hinzufallen, was meiner Meinung nach schon mal ein Pluspunkt ist.

Seufzend gehe ich in Richtung Schulgebäude.
Ich weiß genau, dass mir Liana in einigem Abstand folgt, doch ich hab keine Lust auf sie zu warten, denn eigentlich will ich nur noch alleine sein und regelrecht im Selbstmitleid ertrinken.

Oh ja, das hört sich nach einem wundervollen Plan für heute Abend an.

Mit etwas zu viel Schwung stoße ich die Türe, die in die Schule führt auf, so dass diese an die gegenüber liegende Wand kracht.

Na super.
Ganz toll.

Warum läuft alles immer noch beschissener, wenn eh schon alles scheiße ist?

Verdammter Mist.
Dabei hätte der Tag eigentlich so gut angefangen.

Ich spüre wie sich plötzlich eine Hand tröstend auf meine Schulter legt.

„Du weißt, dass es nichts mit dir zu tun hatte weswegen sie verschwunden ist, oder? Sie sah eher aus als müsste sie irgendwie mit sich selbst kämpfen, also hör auf dich deswegen runter zu machen. Ich weiß, dass du das tust, auch wenn du es dir noch nicht mal selbst eingestanden hast. Es ist nicht deine Schuld. Wirklich."

Ah genau, deshalb ist sie meine beste Freundin.

Ich werde gerade so richtig von Dankbarkeit überschwemmt.

Ohne irgendwas auf ihre Aussage zu erwidern, werfe ich mich einfach so halb in Lianas Arme, was meiner Meinung nach schon ausdrucksstark genug ist.

Mir ist bewusst geworden, dass ich doch nicht alleine sein will, sondern menschliche Nähe brauche um mich besser zu fühlen.

Ja, ich weiß dass nichts so schlimmes passiert ist, aber trotzdem verhalten sich meine Gefühle wie eine Bitch und streuen ein bisschen Depression in die kleine, unerklärliche Wunde in meinem Herzen.

Vielen Dank dafür.

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Irgendwie ist das Kapitel scheiße... naja... ich werd's trotzdem veröffentlichen XD

Ich hoffe es war nicht zu schlimm haha💕

"fuck you M." [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt