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Jungkook

Wie zu erwarten, saß Jimin die ganze Zeit nur da und schien auch nichts an der Situation ändern zu wollen. Jedenfalls, bis seine Mutter nach ihm rief, gleichzeitig aber auch meine nach mir. Also sprangen wir fast gleichzeitig auf und wollten zur Tür gehen, aber da Jimin viel zu erleichtert war, aus meinem Zimmer raus zu kommen, achtete er nicht auf den Fußboden und stolperte unglücklich über meine Schuhe. Seine Arme wedelten wild in der Luft herum und er schnappte nach Luft, als er sich plötzlich an meinem Shirt festhielt und mich mit sich zu Boden riss. Super, das hatte zum Abschluss dieses bescheidenen Tages ja noch gefehlt.

Mein Glück war, dass er genau neben dem Bett gestolpert war und wir auf dem Fußende landeten. Ich kniff die Augen aus Reflex zu und spürte dann etwas unter mir, bevor ich sie langsam wieder öffnete. Jimin hatte mich mit so viel Schwung mit sich gezogen, dass ich direkt auf ihm drauf gelandet war und er sah mich mit weit aufgerissenen Augen und roten Wangen an. Ich wollte natürlich sofort aufstehen, drückte mein Knie dabei aber gegen seinen Schritt und mit seiner Reaktion darauf hätte ich nie im Leben gerechnet: Er stöhnte.

Mein hastiger Versuch von ihm runter zu klettern, ging aber auch beim zweiten Mal gehörig daneben, denn ich stützte mich neben Jimins Kopf so blöd auf meinem Controller ab, dass eben dieser wegrutschte und ich mit meinem kompletten Oberkörper auf ihm drauflag, meine Lippen auf seinem Hals. Scheiße. „Ngh~“, stieß er unter dieser unfreiwilligen Berührung aus und mir stieg ebenfalls die Hitze in die Ohren, als ich spürte, dass sich in seiner Hose etwas tat.

Wieso verdammt nochmal wurde er gerade hart?!

Wieder drang die Stimme meiner Mutter nach oben und ich stützte mich, diesmal an seinem Brustkorb, ab und kletterte endlich von ihm runter, bis ich mit beiden Beinen wieder auf dem Boden stand und erstmal nicht wusste, was und ob ich etwas dazu sagen sollte. Ich fragte mich die ganze Zeit nur eines: Wieso?

„Wir äh... sollten runter gehen“, bekam ich dann aber bloß raus und Jimin nickte, während er langsam aufstand. Meine Hand lag schon auf der Türklinke, als der Ältere mich auf einmal an der Schulter antippte. „Bitte... Bitte sag' das niemandem...“, flehte er schon fast und sah dabei die ganze Zeit über auf den Boden. Er zog nervös seinen Hoodie zurecht, sodass er gerade eben über seinen Schritt reichte. In diesem Moment wusste ich nichts anderes, als die Situation zu überspielen und abschätzig zu zischen. „Tzzz, als ob ich nichts besseres zu tun habe, als über dich zu reden, du bist unwichtig“, sagte ich, obwohl ich ganz genau wusste, wie Jimin sich fühlen musste, immerhin hatte ich das selbst schon erlebt...

[....]

Als ich am nächsten Tag den Schulhof betrat, wartete Jiyong schon am Eingang auf mich und wir begrüßten uns mit einem Handschlag, gefolgt von einer flüchtigen, halbherzigen Umarmung. „Und, was hast du gestern so gemacht?“, fragte er, wie er es sonst auch immer tat, diesmal fiel meine Reaktion allerdings etwas anders aus, denn ich musste sofort an die Situation vom Vorabend und an Jimin denken, der zu allem Überfluss auch noch um die Ecke gelaufen kam. Unsere Blicke trafen sich kurz, als er aufsah, aber er sah sofort wieder weg und lief einige Schritte schneller, bis er außer Sichtweite war.

„JK? Hallo? Wieso gaffst du Jimin hinterher?“, bewegte Ji seine Hand vor meinen Augen und die Worte sprudelten unbedacht aus meinem Mund. „Ach, er war gestern mit seiner Mutter bei uns und ich musste Kumpel spielen. Und dann war er auch noch so trottelig und ist so dämlich gestolpert, dass ich auf ihm drauf gelandet bin. Ich schwöre, nur weil mein Knie unglücklich an seinen Eiern war, hätte er mir nicht gleich ins Ohr stöhnen müssen“, aber sofort bereute ich meine Worte und hätte mir am Liebsten selbst einen Maulkorb verpasst.

Jiyong dagegen machte erst große Augen, dann wandelte sich seine Miene aber und der Ausdruck in seinem Gesicht jagte selbst mir einen Schauer über den Rücken. „Park ist schwul?!“, grinste er seltsam und ich schüttelte sofort mit dem Kopf. „Keine Ahnung“, versuchte ich, die Situation zu retten, aber mein vermeintlich bester Freund hatte sich offenbar schon längst festgebissen. „Weißt du, was das heißt, JK?“, fragte er mich und legte einen Arm um meine Schultern, während wir ins Gebäude liefen. „Nein, was?“, stellte ich die Gegenfrage und die nächsten Worte, die aus seinem Mund kamen, fühlten sich an, als würden sie mir ein Loch ins Herz brennen. „Es wird Zeit, dass diese Schule ein kleines Opfer bekommt und Jimin hat sich gerade freiwillig gemeldet.“

Und zum allerersten Mal bereute ich es, mir diesen Ruf an der Schule aufgebaut zu haben, denn das, wovor ich geflüchtet war, sollte ich jetzt einem Anderen antun...

Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt