Achtung, häusliche Gewalt!
Taehyung
Ich hatte dieses Gefühl der Angst und des Schmerzes schon so lange nicht mehr gespürt, dass es mich völlig übermannte. Meine Wange pochte und mir wurde schwindelig, während ich ein paar Schritte zurück stolperte und versuchte, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, die meine Sicht verschwimmen ließen. Mein Herz raste verdammt schnell und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Mein Vater kam wieder auf mich zu und packte mich am Kragen meines Pullovers, wobei die Mütze von meinem Kopf rutschte und er griff mit der anderen Hand fest in meine Haare. Ich zischte auf, denn ich spürte, wie er mir dabei einzelne Haare ausriss. „Guck' dich nur an. Sowas Ekelhaftes wie du, kann nicht mein Sohn sein. Wer will dich schon ansehen, huh?", spuckte er mir entgegen und bevor ich reagieren konnte, ging er einen Schritt zur Seite und schleuderte mich mit dem Kopf voran gegen die Wand hinter ihm. Ein starker Schmerz durchzog meinen Kopf und mir wurde augenblicklich schlecht. Ohne es zu wollen, übergab ich mich und hielt mir den Bauch, bevor ich auf den Boden sank.
„Hör auf, bitte... Du bist doch mein Va-", wollte ich sagen und der nächste Schmerz breitete sich in meiner Seite aus, in die der Fuß meines Vaters mit voller Kraft trat. Ich konnte vor lauter Tränen so gut wie nichts mehr sehen, bis auf das wutverzerrte Gesicht meines Vaters. Seine Augen strahlten so viel Wut aus, dass ich begann, unkontrolliert zu zittern und ich machte mich so klein, wie es nur ging. Meine Arme schlang ich um meine Beine und die Tränen flossen wie Sturzbäche aus meinen Augen. Es fiel mir schwer, zu atmen und meine Finger verkrampften sich schmerzhaft vor lauter Panik. Es ging alles so schnell, dass ich mit meinen Gedanken überhaupt nicht hinterherkam.
Wieder holte mein Vater aus und trat mir in die Seite. Vor lauter Schmerz, kippte ich zur Seite und lag mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden. Er stützte sich über mir an der Wand ab und sah zu mir runter, bevor er noch irgendetwas sagte und mir ins Gesicht spuckte. Ich sah noch, wie sein Bein sich nach hinten bewegte und wieder auf mich zu schnellte.
„Du", ein Tritt. „sollst", noch ein Tritt. „mich", der Nächste. „nicht", noch ein härterer Tritt. „so", noch mal. „nennen!", und ein letzter, fester Tritt in meinen Magen. Etwas in meinem Inneren fühlte sich an, als wäre es geplatzt und ich spürte die warme Flüssigkeit aus meinem Mund spritzen. Auf dem Boden konnte ich Blutspritzer sehen. Ich konnte an nichts mehr denken, außer an die Worte, die mein Vater immer wieder brüllte.
„Du bist wertlos!"
„Du hättest statt deiner Mutter sterben sollen!"
„Verschwinde endlich aus meinem Leben!"
All das sagte er mit so einem Hass in seiner Stimme, dass es mir eiskalt den Rücken runter lief. Er hatte mich zwar schon oft angebrüllt und beleidigt, aber dieses Mal war es etwas völlig anderes. Er war überhaupt nicht mehr er selbst. Nichts an ihm erinnerte noch an den Mann, den ich mal so bewundert hatte. Plötzlich packte er mich wieder an den Haaren und zog mich nach oben. Ich schrie, so laut ich konnte, denn meine Kopfhaut brannte wie Feuer.
Feuer. Es brannte.
Erst, als ich mit dem Rücken wieder gegen die Wand gepresst wurde, konnte ich die Flammen auf dem Herd sehen, die von Minute zu Minute größer wurden. Die Rauchwolken wurden immer dicker und zogen allmählich durch die ganze Wohnung, sodass meine Sicht immer trüber wurde. Ich bekam noch mehr Panik, als sowieso schon und zappelte unter dem Griff meines Vaters. „Du bist eine Schande! Du hast deine Mutter umgebracht und bist auch noch so dreist, mich mit diesem Namen anzusprechen, ich sollte dich-", weiter konnte ich nicht zuhören, denn als mein Vater mich wieder gegen die Wand schleuderte, fielen die Fotos von der Kommode und ich sah das Bild meiner Mutter auf dem Boden liegen. Das Glas war zerbrochen.
Ich weiß nicht, woher die plötzliche Kraft kam, aber die Bilder des Unfalls zogen durch meinen Kopf und durch einen gewaltigen Impuls riss ich meine Hände hoch und schubste meinen Vater so fest von mir, dass er geschockt nach hinten schwankte. Er verlor den Halt und stolperte, sodass er nach hinten fiel, mit dem Kopf gegen die Küchenzeile knallte und....
...regungslos am Boden liegen blieb, während sich auf dem Boden eine Pfütze aus Blut bildete.
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Das wars mit der Lesenacht, bzw dem Leseabend. Danke an alle, die aktiv dabei waren ❤️
Morgen folgt dann die zweite und auch letzte Lesenacht für Scars!
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Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓
Fanfic❝I think perfection is ugly. Somewhere in the things human make, I want to see scars, failure, disorder, distortion.❞ - Yohji Yamamoto Die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen und obwohl es in der Natur des Menschen liegt, mit den Augen zu sehen...