Jungkook
Als Taehyung um die Ecke verschwunden war, war ich drauf und dran, ihm hinterher zu gehen, denn ich hatte aus unerklärlichen Gründen trotzdem Angst, dass er nach der Schule nicht wieder zu mir kommen würde. Als ich aber gerade loslaufen wollte, wurde ich am Ärmel festgehalten. Sofort drehte ich mich um und zog meinen Arm energisch wieder zurück, denn ich hasste es immer noch, wenn mich jemand einfach anfasste.
„Hast du Jiyong gesehen?", fragte Joy mich, die mit einem leicht wütenden Gesicht vor mir stand und ihre Arme vor der Brust überkreuzte. „Seit heute morgen nicht mehr. Entweder er schwänzt oder ist wieder bei irgendeiner Tusse", zuckte ich mit den Schultern, um sie schnell wieder loszuwerden. Ich weiß nicht mal, wieso ich Joy nicht mochte, denn ich kannte sie kaum, aber allein die Tatsache, dass sie etwas mit Jiyong am Laufen hatte, stieß mir sauer auf. Und im nächsten Moment hätte ich mir für diesen Gedanken selbst eine reinhauen können, denn auch ich schaffte es nicht, mich endlich von Ji zu lösen und darauf zu pfeifen, was andere von mir dachten.
„Bei irgendeiner Tusse?", wiederholte sie, wirkte nun aber eher irritiert, als sauer. „Wie gut kennst du Kwon Jiyong?", kniff die Blonde die Augen zusammen und schürzte die Lippen, während sie ihren Kopf schief legte und mich ansah. „Wir sind Freunde, warum?", kam es nun genauso verwirrt aus mir und sie zog die Augenbrauen hoch. „Ahja, na dann...", sagte sie nur noch, drehte sich um und verschwand genauso schnell wieder, wie sie aufgetaucht war.
[....]
Nach der Schule, in der Taehyung mir wirklich akribisch aus dem Weg gegangen war, war ich nur noch verunsicherter und lief immer wieder zur Tür, um durch den Spion zu sehen, ob Tae auftauchen würde. Tat er aber nicht. Selbst als es schon langsam dunkel wurde, war er noch nicht bei mir und langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Ich schnappte mir mein Handy und wählte seine Nummer, wurde aber sofort auf die Mailbox geworfen und sprach ihm drauf, dass er sich bitte melden sollte, sobald er das abhörte und warf mein Handy auf den Küchentisch.
Es verging eine weitere Stunde, in der ich lustlos durch die Kanäle des Fernsehers zappte, als mein Handy klingelte. Wie vom Blitz getroffen, sprang ich sofort auf und stürmte darauf zu, da ich es in der Küche hatte liegen lassen. „Tae?!", brüllte ich schon fast ins Mikrofon und atmete schwer, da mir das Herz bis zum Hals schlug. „Ja, ich bin es. Ehm, Jungkook? Sei' bitte nicht sauer auf mich, ja?", sagte er aber nur und legte auf, noch bevor ich „Wieso sollte ich sauer sein?" fragen konnte. Keine 30 Sekunden und einige unbeantwortete Fragen, die mir im Kopf herumschwirrten später, klingelte es an der Tür und ich öffnete, noch immer mit meinem Handy in der Hand.
Vor mir stand Taehyung, der mich entschuldigend anlächelte, hinter ihm Jimin und der Typ, der für meine immer noch leicht schmerzende Rippe verantwortlich war. „Jungkook...", fing Tae an, stellte sich neben mich und nahm meine Hand, die er mit seinen umschloss. „...Jimin kennst du ja. Und das ist Su- ehm, Yoongi. Mein bester Freund. Ich dachte, wir können uns vielleicht... unterhalten? Also, alle zusammen?", fragte er zögerlich und drückte meine Hand etwas fester. Und obwohl mir das gehörig gegen den Strich ging und ich nichts lieber getan hätte, als Tae mit rein zu ziehen und den anderen beiden die Tür vor der Nase zu zu schlagen, konnte ich bei dieser Geste seinerseits nicht anders, als seufzend zuzustimmen.
Ein paar Momente später, saßen wir dann alle in meinem Wohnzimmer und keiner sagte etwas.
Super.
„Also...", fing Jimin plötzlich an und alle sahen zu ihm. Ich spürte, dass dieser Yoongi mir immer wieder giftige Blicke zuwarf und wohl nicht ganz freiwillig hier war, ignorierte es aber gekonnt, denn ich wollte Taehyung diesen Gefallen tun. Als er weiter sprechen wollte, fing Taehyungs Handy an zu klingeln und er fischte es sofort aus der Tasche. Sein Ausdruck wurde von einer auf die andere Sekunde ziemlich traurig und ich musste nicht mal fragen, wer das war, denn er hielt mir das Display hin und ich las mir den kurzen Text darauf aufmerksam durch.
Zur Feier deines kläglichen Lebens könntest du ruhig mal einen ausgeben. Zu irgendwas muss deine Geburt ja gut gewesen sein.
stand dort und ich riss die Augen weit auf. Es war einfach verletzend und dämlich, was sein Vater dort schrieb und ich wollte ihn am liebsten sofort in den Arm nehmen, da zog Yoongi ihm auf einmal das Handy aus der Hand, las den Text ebenfalls und tippte ein paar mal darauf herum, bevor er es sich ans Ohr hielt. „Was machst-" Tae kam nicht dazu, seinen Satz zu Ende zu sprechen, da legte Yoongi einen Finger auf seine Lippen und signalisierte ihm, still zu sein. Als er aber das nächste Mal den Mund aufmachte, staunten wir alle nicht schlecht.
„Nein, hier ist nicht Taehyung, du Monster von einem Vater. Und Taehyung wird dir auch nichts mehr zu trinken kaufen, kapiert? Beweg' deinen Arsch selbst und fang' an, ein Vater zu sein. Vielleicht siehst du deinen Sohn dann ja irgendwann mal wieder. Aber solange lässt du ihn gefälligst in Ruhe, sonst erfährt die Polizei, wie du drauf bist und du hast ganz schnell ein neues Zuhause in einer Gefängniszelle, alles klar? Gut, ciao! ", sagte er völlig gelassen, legte auf und gab Taehyung das Handy zurück, der völlig baff auf dem Sessel saß. Yoongi dagegen stand auf, zog einen Schlüssel aus seiner Tasche und warf ihn einmal hoch.
„So, da das nun geklärt ist, können wir ja ein bisschen feiern, immerhin hast du Geburtstag. Und ich brauche dringend was hochprozentiges..."
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Scars ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓
Fanfiction❝I think perfection is ugly. Somewhere in the things human make, I want to see scars, failure, disorder, distortion.❞ - Yohji Yamamoto Die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen und obwohl es in der Natur des Menschen liegt, mit den Augen zu sehen...