Kapitel 17

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Etwas krabbelt über meine Wange. Dünne Härchen, die sich über meine Haut bewegen. Eine Spinne, denke ich und bin von jetzt auf gleich wach. Panisch springe ich aus meinem Bett und hüpfe hysterisch herum. Jemand lacht. Ich drehe mich um, blicke hinunter auf das Bett, in dem ich geschlafen habe, direkt in das grinsende Gesicht von Luca.

»Guten Morgen, Liebling«, wispert er fröhlich und wackelt mit den schwarzen Augenbrauen. Zwischen seinen Fingern baumelt ein Faden. Keine Spinne, denke ich erleichtert, gleichzeitig werde ich wütend auf Luca, weil er mir so einen Schreck eingejagt hat, dass mein Herz bis in meine Kehle klopft.

»Bist du wahnsinnig?«, fauche ich ihn an. Ich ekle mich vor Spinnen. Niemand weiß das, nur Kayla. Und Mutter, sie hat es auch gewusst. Spinnen und ihre dünnen haarigen Beine, ich kann sie nicht ertragen. Es ist nicht so, dass sie mir Angst machen, aber ich will sie nicht auf meinem Körper haben. Die meiste Zeit komme ich gut mit diesen Viechern klar, nur nicht, wenn sie auf mir herumkrabbeln wollen, dann sind wir keine Freunde mehr.

Ich ärgere mich über meinen Anfall von eben, der hat Luca etwas über mich verraten, was ich besser für mich hätte behalten wollen. Er soll nicht glauben, ich wäre eines von diesen ängstlichen, empfindlichen Mädchen. »Ich hab mich nur erschrocken, okay?«, sage ich deswegen.

»Hast du.« Luca setzt sich auf den Rand des Bettes. »Liebling, du hast dich ganz schön breitgemacht, diese Nacht. Ich muss mir überlegen, ob du nächste Nacht wieder in meinem Bett schlafen darfst.«

»Du hast dich breitgemacht!«, entgegne ich entrüstet. Ich kann nicht sagen, ob das stimmt, dazu habe ich viel zu fest geschlafen. Ich behaupte es einfach mal so, weil ich nicht auf mir sitzen lassen will, was Luca da sagt. »Ich musste ständig aufpassen, dass du mich nicht aus dem Bett wirfst.«

»Du schnarchst«, sagt Luca jetzt und stellt sich nahe vor mich. Dieses Mal tippt er mir mit dem Finger gegen die Brust.

»Ist nicht wahr!«, fahre ich ihn an. »Heute Nacht nehme ich das Bett. Du schläfst da«, sage ich und zeige auf die schmutzigste Ecke im Raum.

»Ja«, sagt Luca. »Du solltest unsere Wohnung putzen.«

»Boah«, fluche ich und kneife die Augen zusammen. »Was denkst du dir eigentlich?«

»Ich denke, dass es hier schmutzig aussieht, und wir ein paar Tage hierbleiben werden. Wir sollten dafür sorgen, dass es etwas gemütlicher wird. Außerdem, wenn du nicht mehr bei mir im Bett schlafen möchtest, solltest du den Boden sauber machen.« Luca stülpt die Lippen und verschränkt die Arme vor der Brust.

»Ich werde nicht auf dem Boden schlafen«, sage ich entrüstet. Es schüttelt mich, bei der Vorstellung, wie Spinnen in mein Haar krabbeln. Hier unten gibt es überall Spinnweben.

»Keine Angst, ich werde dein Held sein und alle Spinnen töten. Ganz heldenhaft natürlich.« Er zwinkert mir zu, dreht sich zum Regal um und holt einen leeren Plastikkanister aus einem der Fächer. Er dreht sich um und grinst mich breit an. »Nur Spaß. Du darfst jederzeit in meinem Bett schlafen, Schatz«, sagt er und lacht laut. Er schüttelt den Kanister. »Kein Wasser mehr. Wir haben zu viel für Kayla verbraucht. Ich werde heute die anderen beiden Stationen hier in der Stadt aufsuchen und alle Vorräte von dort zu uns holen.«

»Und du musst die Rebellen kontaktieren«, füge ich ernst hinzu. Ich beuge mich über Kayla, sie hat geschwitzt. Feuchte Strähnen kleben in ihrer Stirn, sie sieht noch blasser aus als gestern, wenn das überhaupt möglich ist. Dünne rote Äderchen schimmern durch ihre Haut. Unter ihren Augen liegen dunkle Schatten. Vorsichtig streiche ich ihr die Haarsträhnen aus der Stirn. Sie blinzelt, öffnet die Augen und sieht mich an. Um ihre Mundwinkel herum zuckt es. Sie versucht, zu lächeln.

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