Eine Lösung nach der Anderen

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Ein paar Tage später saßen Hermine, Harry und Ron in ihrem Gemeinschaftsraum vor dem Kamin und ließen den Nachmittag vorbeiziehen. Während Hermine in einem Buch las, spielten Ron und Harry Zauberschach. Nur ein paar andere Gryffindors waren im selben Raum. Die meisten vertrieben sich draußen die Zeit, denn das Wetter war angenehm und mild. Nach einer weiteren Weile verließen auch die restlichen Schüler den Gemeinschaftsraum und Harry, Ron und Hermine waren alleine. Es dauerte nicht lange, bis Harry die Stille unterbrach.

„Dumbledore ist wieder da. McGonnagall hat mir heute Morgen gesagt, das er mich sehen will."

„Und? Wo war er?" fragte Ron sogleich.

„Das hat er mir nicht gesagt. Aber er hat mir eine neue Aufgabe gegeben."

„Und was sollst du jetzt tun?" fragte nun Hermine.

„Ich soll an Slughorn dranbleiben. Es gibt da etwas...das ich von ihm haben muss."

„Hat das was mit euren geheimen Treffen zu tun?" Ron machte einen Zug und sah Harry dann wieder an.

„Ja." mehr sagte Harry nicht, aber Hermine war das nicht mehr genug.

„Denkst du nicht, das es an der Zeit wäre uns mal einzuweihen, was ihr da so geheimnisvolles besprecht?"

„Hermine hat recht, Harry."

„Wenn wir wissen, was ihr da besprecht, dann können wir dir vielleicht mehr helfen. Du kannst das nicht alles alleine machen."

Harry sah zwischen seinen beiden Freunden hin und her und Hermine hielt innerlich die Luft an. Harry hatte noch nie verheimlicht, was Dumbledore ihm erzählt hatte. Aber diese Sache schien größer, schwieriger zu sein. Doch dann rückte Harry näher an sie und Ron heran und begann zu erzählen.

„Wir sehen uns Erinnerungen von Voldemort an." Stille.

„Was?" quietschte Ron nach wenigen Augenblicken. „Was meinst du mit Erinnerungen?"

„Dumbledore hat in seinem Denkarium seine Erinnerungen an die Begegnungen mit Tom Riddle gesammelt. In den Sommerferien hat er etwas entdeckt, deshalb auch seine schwarz gefärbte Hand. Er ist etwas auf der Spur, braucht aber die Gewissheit, das seine Ahnung richtig ist. Und deshalb soll ich an Slughorn dran bleiben. Denn er will eine ganz bestimmte Erinnerung, die Slughorn ihm aber nicht freiwillig geben will. Dumbledore hat zwar eine Erinnerungen von ihm, aber sie ist manipuliert."

„Und was ist an dieser Erinnerung so besonders?" fragte Ron.

„Es geht um einen Zauber. Einen, aus der verbotenen Abteilung."

„Voldemort hat Professor Slughorn danach gefragt, oder? Und wenn wir wüssten, was es für ein Zauber ist, dann wäre er angreifbar." schlussfolgerte Hermine.

Harry nickte und Hermine ließ sich mit den Rücken gegen die Lehne des Sofas fallen.

„Und wie sollst du an diese Erinnerung herankommen? Slughorn wird sie dir erst recht nicht freiwillig geben, wenn er sie Dumbledore schon nicht gegeben hat."

„Das weiß ich auch noch nicht so genau."

Ein Zauber aus der verbotenen Abteilung. Hermine überlegte. Sie wusste, das es in der verbotenen Abteilung so viele schwarzmagische Zauber gab, von denen selbst sie noch nie etwas gehört hatte. Aber das es dort einen Zauber gegen sollte, der Voldemort so mächtig machte, das es immer wie eine unmögliche Aufgabe schien ihn besiegen zu können, daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Snape wüsste bestimmt etwas darüber, aber er würde ihr das sicher nicht auf ihr lauwarmes Honigbrot schmieren.

Also ließ sie die beiden Jungs kurze Zeit später alleine und entschied sich in die Bibliothek zu gehen. In ihrem Kopf ratterte es und sie musste irgendetwas tun. Schließlich kamen ihr doch immer die notwendigen Hinweise. Harry hatte es schon schwer genug, denn die Sache mit Slughorn würde nicht so einfach werden. Er hatte ja jetzt schon kaum Erfolg. Sie glaubte natürlich nicht, das sie in die verbotene Abteilung hineinkam, sie hatte ja auch keine Ahnung wonach sie genau suchen sollte, aber sie wollte es zumindest versuchen.

Während Hermine weiter in ihren Gedanken verloren um die Ecke in den nächsten Gang bog, hörte sie auf einmal leises Flüstern. Sie sah auf und verlangsamte ihre Schritte. Vorsichtig setzte sie einen Fuss vor den anderen und je weiter sie ging, umso lauter wurden die Stimmen. Dann sah sie einen kleinen Gang, der in einem Erker endete. Hermine wäre dieser Gang gar nicht aufgefallen. Das Licht war schlecht und das Fenster nicht besonders groß, aber sie erkannte, wer sich dort gerade traf. Langsam schlich sie sich, mit dem Rücken an die Wand gepresst, in der Dunkelheit näher an die beiden Männer heran.

„Ist das Ihr ernst? Hat Ihnen die schwarz gefärbte Hand noch nicht gereicht?" fragte Snape Professor Dumbledore, der sich jetzt zu ihm umdrehte.

„Selbst du weißt, das dieser Zustand nicht mehr lange anhalten wird, Severus."

„Haben Sie sich vielleicht einmal überlegt, das ich das nicht mehr machen will? Das ich es langsam satt habe?"

„Mir tut es unheimlich leid, das ich dir so eine Bürde auferlegt habe, mein Junge. Aber ich werde dich brauchen. Selbst, wenn ich nicht mehr da bin."

Hermine konnte Dumbledore's Gesicht nicht sehen, aber an seinem Ton erkannte sie, das er es ernst meinte. Was gleich bei ihr die Frage aufwarf, welche Bürde er genau damit meinte? Aber ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, riss sie Snape wieder aus ihren Gedanken.

„Das hätte auch anders laufen können! Die Dinge hätten alle anders passieren können."

„Nein, hätten sie nicht. Severus... es war schon vor langer Zeit klar, das es nur diesen einen Weg gibt. Die Zeichen waren schon immer da. Ich habe sie einfach nur zu spät gedeutet."

Daraufhin sagte Severus nichts mehr. Es machte keinen Sinn, dieses Thema immer und immer wieder mit Dumbledore zu besprechen. Und eigentlich wusste er, das der alte Mann recht hatte. Wenn einer wusste, wie die ganze Sache ausgehen würde, dann Albus. Kurz darauf klopfte ihm der Ältere aufmunternd auf die Schulter und ließ ihn in dem Erker alleine. Die ganze Angelegenheit spitze sich langsam zu, die Zeit wurde immer knapper und Albus hatte nichts besseres zu tun, als mit dem großen Harry Potter seine Treffen abzuhalten, von denen er immer noch nicht genau wusste, was sie da wirklich besprachen, und seine Zitronenbonbons zu lutschen.

Er ärgerte sich darüber, nur mit Halbwahrheiten abgespeist zu werden. Aber er würde doch nichts erfahren, also war sein Ärger gänzlich umsonst. Severus schnaufte einmal verächtlich auf und wollte sich dann auch wieder auf den Weg machen. Doch dann sah er in dem Gang vor sich, das sich in der Dunkelheit etwas bewegte. Hatte man sie belauscht? Wer konnte das sein, es befanden sich doch fast keine Lehrer oder Schüler im Schloss. Er hob seinen Zauberstab und ging selbst auf leisen Sohlen auf den heimlichen Lauscher zu. Severus erkannte, das die Gestalt versuchte, sich leise wieder davon zu schleichen. Na, das wäre ja noch schöner.

„BLEIBEN SIE...stehen!" donnerte er durch den kleine Gang, um kurz darauf mit seinem Zauberstab Licht in die Dunkelheit zu bringen.

Das braune, grause Haar erkannte er sofort und innerlich fluchte er. Das konnte doch nicht wahr sein, das diese kleine Granger ständig da auftauchte, wo auch er war. Machte sie das etwa mit Absicht? Diese Eigenart würde er ihr endlich mal austreiben müssen. Aber erst einmal musste er wissen, wie viel sie gehört hatte. Und ob sie mit dem, was auch immer sie gehört hatte, etwas anfangen konnte. Wenige Schritte hinter ihr blieb Severus stehen und wartete darauf, das sie sich umdrehte.

Aber Hermine wollte sich nicht umdrehen. Sie lehnte weiterhin mit der Schulter an der Wand und drehte ihr Gesicht so weit wie möglich von ihrem Lehrer weg, damit Snape sie nicht ansehen konnte. Warum hatte sie nur diese dumme Idee gehabt, nachzusehen wer dort stand und sich unterhielt? Dennoch fragte sie sich weiterhin, worum es gegangen war und worauf Snape keine Lust mehr hatte. Was war hier nur los und was verschwieg er? Und wie sollte sie das jemals herausbekommen? Eins war auf jeden Fall klar. Sie konnte nicht länger mit dem Rücken zu Snape an der Wand stehen und hoffen, das er sich in Luft auflöste. Er hatte sie erwischt, also musste sie sich irgendwie aus der Sache herauswinden. Vorsichtig drehte Hermine sich um und sah den verärgerten Gesichtsausdruck von Snape. 'Na, das kann ja noch was werden.', dachte Hermine und wartete auf das große Donnerwetter.

„Miss Granger...wieso überrascht es mich nicht, das ich sie alleine auf einem dunkeln Gang erwische und das genau in meiner Nähe? Schon wieder. Was machen sie hier?"

„Ich...ich war auf dem Weg in die Bibliothek."

„So, so....Bibliothek. Da sind sie aber drei Gänge zu früh abgebogen. Oder war das ihre Absicht?"

„Nein, nein. Überhaupt nicht. Aber ich war so in Gedanken, das ich nicht..." versuchte Hermine irgendetwas zu erfinden, aber Snape ließ sie nicht ausreden.

„Überhaupt nicht? Das ich nicht lache. Sie und ihre beiden Freunde tun doch nicht anderes, als Leuten hinterher zu spionieren und sich in Sachen einzumischen, die sie nichts angehen..."

„Das stimmt doch gar nicht!" jetzt drückte Hermine ihr Kreuz etwas durch und stellte sich Snape entgegen, der noch zwei Schritte auf sie zugekommen war und die Augen zu Schlitze verengt hatte.

„Wie lange stehen sie schon hier? Was haben sie gehört?"

„Nichts! Ich hab gar nichts gehört! Es war ein Versehen, das ich ihr Gespräch mit Professor Dumbledore..."

„Ha!" Hermine verstummte und Severus hielt ihr den Lichtschein seines Zauberstabs näher an ihr Gesicht. „Aber sie haben nichts gehört, nicht wahr? Jetzt ist es genug mit ihren Lügen. Ich will sofort wissen, was sie alles mitgehört haben!"

Hermine kam aus der Situation nicht mehr heraus. Also musste sie einen Gegenangriff versuchen. Vielleicht würde ihn das aus dem Konzept bringen und sie hätte die Möglichkeit sich aus dem Staub zu machen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah Snape direkt in die Augen.

„Ich habe nicht so viel gehört wie sie vielleicht denken. Aber ich frage mich trotzdem worüber sie gesprochen haben."

„Das geht sie nichts an! Und jetzt machen sie, das sie verschwinden." Aber Hermine dachte gar nicht daran.

„Hatte das etwas mit Draco Malfoy zu tun? Sie haben ja..."

„Wusste ich doch, das sie mir auch damals schon gefolgt sind. Es gibt Dinge, Miss Granger, von denen selbst sie nichts verstehen."

„Da irren sie sich aber gewaltig. Ich habe mehr Verstand und Auffassungsgabe, als sie vielleicht denken."

„Ja, sie müssen immer alles wissen, nicht wahr? Nichts geht an ihnen und ihrem neugierigen Wesen vorbei."

„Ich kann nichts dafür, das ich so schlau bin." Hermine reckte Snape ihr Kinn entgegen.

„Sie meinen wohl eher, das sie so viel Glück hatten. Nu weil sie mehr lesen, als Andere heißt das noch lange nicht, das sie schlau sind."

„Was bin ich ihrer Meinung nach dann?"

„Überheblich und Besserwisserisch. Und ich warte auf den Tag, an dem ihr Ehrgeiz sie in die Knie zwingen wird!"

Hermine riss die Augen auf und wusste nicht direkt, was sie dazu sagen sollte. Snape konnte das nicht ernst meinen. Er wollte ihr nur eins auswichen, weil sie gelauscht hatte. Aber dennoch war sie sprachlos. Und während sie fieberhaft nachdachte, was sie darauf erwidern konnte, merkte sie plötzlich wie dicht sie bei Snape stand.

Auch Snape merkte, das sie sich zu Nahe standen, als er realisierte wie weit er jetzt auf sie hinunterschauen musste. Also nahm er einen Schritt Abstand und wartete ein paar Sekunden, ob die junge Frau vor ihm noch etwas erwidern wollte. Er sah in ihren Augen, wie ihr Gehirn arbeitete und natürlich hatte er seine Worte nicht ernst gemeint. Aber er musste ihr eine Lektion erteilen. Und er ermahnte sich, nicht mehr alleine mit der kleinen Granger in irgendeinem dunklen Gang oder einer dunklen Ecke zu stehen. Bei derartigen Aufeinandertreffen kamen sie sich einfach viel zu nah. Da Hermine aber ein paar Minuten später immer noch nichts sagte, wollte Severus mit letzten mahnenden Worten Hermine in dem kleinen Gang zurücklassen. Aber sie fand daraufhin ihre Sprache wieder.

„Wenn ich wirklich nicht so schlau bin...warum weiß ich dann von dem Verschwindekabinett?"

Blitzschnell drehte sich Severus wieder zu Hermine um und sah sie mit drohendem Blick an.

„Draco Malfoy hat das Verschwindekabinett gefunden und versucht es zu reparieren. Haben sie sich darüber mit..."

„Halten sie den Mund!" zischte Snape ihr zu, während er wieder auf sie zuging.

Severus packte Hermine mit festen Griff an ihrem Handgelenk und begann sie hinter sich herzuziehen, während er sich immer wieder nach links und rechts umsah.

„Aua! Was...lassen sie mich los!"

Aber ihren Einwand ignorierend zog er sie noch ein Stück weiter mit sich, bis sie vor einer Tür standen, die ein ungenutztes Klassenzimmer hinter sich verbarg. Snape zog sie mit sich dort hinein und verschloss hinter ihr die Tür. Dann drehte er sich wieder zu ihr um.

„Woher wissen sie das?"

„Ein Vögelchen hat es mit gezwitschert."

„Miss Granger, meine Geduld..." sagte Snape zornig, aber er kam nicht weit.

„Also hatte ich recht, nicht wahr? Sie haben mit Dumbledore über Draco und das Verschwindekabinett gesprochen. Und das obwohl ich gar nicht so viel gehört habe. Eigentlich fast gar nichts, aber wie sie jetzt selbst sehen, bin ich doch eine schlaue Hexe." Hermine lächelte triumphierend, aber Snape sah überhaupt nicht glücklich aus.

Sie wusste tatsächlich mehr als er dachte. Das war nicht gut. Wenn sie Pech hatten, dann würde das alles durcheinander bringen. Er musste sich etwas überlegen, aber ihr selbstgefälliges Lächeln lenkte ihn vom Denken ab und sein Geduldsfaden war nur noch sehr kurz.

„Ich wusste ja, das Dumbledore viel weiß, aber das er wirklich immer über alles im Bilde ist, hätte ich nicht gedacht. Und jetzt denke ich, das sie ihre Meinung über mich wieder revidieren sollten. Ob es ihnen gefällt oder nicht, Professor Snape, ich bin schlau." plötzlich platze Severus die Hutschnur.

„Ach, wirklich? Wenn sie tatsächlich so verdammt schlau sind, dann sollten sie wissen, das Draco Malfoy das Verschwindekabinett längst repariert hat!"

The Journey of two SoulmatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt