Das verflixte siebte Jahr - Teil 2

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„Hermine...Hermine, komm schon! Steh auf...wir müssen zurück...Hermine...!"

Aber sie konnte nicht. Hermine konnte nicht aufstehen. Sie spürte, das Ron sie an der Schulter rüttelte, aber sie bekam es nur wage mit. Ihr Blick war nach vorne gerichtet, auf den Mann der nur einen Meter von ihr entfernt reglos auf dem Boden lag. Sie selbst kniete vor ihm auf dem dreckigen Untergrund und fühlte sich schwer wie Blei. Entsetzt hatte sie die Augen aufgerissen und stille Tränen liefen ihr über das Gesicht. Auch Ron's Stimme nahm sie nur gedämpft wahr. Sie hätte es verhindern können, das alles hätte nicht so laufen müssen. Und doch war es passiert. Dabei schien das Ende so nah und doch war es noch nicht soweit. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie es sich nicht so schwierig vorgestellt.

Nachdem sich Hermine durch den Vielsaft-Trank in Bellatrix Lestrange verwandelt hatte, machten sie sich gemeinsam mit Griphook auf den Weg zu Gringotts. Nach anfänglichen kleineren Schwierigkeiten und Harry's Einsetzten des Imperius-Fluchs hatten sie es doch noch in das Verlies geschafft. Die Todesserin hatte ihre Besitztümer gut gesichert, aber sie schafften es trotzdem den Horkrux, Hufflepuffs Trinkpokal, an sich zu nehmen. Doch Griphook machte sich mit dem Schwert von Gryffindor aus dem Staub und sie hatten sich selbst einen Ausweg überlegen müssen. Nicht, das ihnen das schwer fallen würde, denn darin hatten die Drei wirklich Übung. Und der Drache hatte sicher auch nichts dagegen, das er nach jahrelanger Einkerkerung in den Tiefen von Gringotts endlich wieder frei war.

Der Diebstahl blieb jedoch nicht unbemerkt, denn Harry erzählte ihnen, das auch Voldemort davon erfahren hatte. Und während dieser sich fragte, warum die Jungen sich auf die Suche nach seinen Horkruxen machten, verriet er Harry in seiner Vision, das sich noch einer in Hogwarts selbst befand. Also machten sie sich auf den Weg nach Hogsmead. Dort wurden sie von dem Besitzer des Eberkopfes, Aberforth Dumbledore, dem Bruder von Dumbledore, gerettet nachdem irgendetwas den Alarm ausgelöst hatte. Nach einigem hin und her ließ dieser durch das Portrait seiner Schwester Ariana Neville bei ihnen erscheinen, der sie durch eben jenes Portrait direkt mit nach Hogwarts nahm. Dort begegneten sie im Raum der Wünsche so vielen ihrer Freunde, die sich dort die meiste Zeit versteckt hielten.

Alle freuten sich, trotz der Situation, sich wieder zu sehen und tauschten kurz die wichtigsten Dinge aus. Auf die Frage, ob Harry zurück gekommen war um Dumbledore's Armee wieder anzuführen, verneinte er und erklärte kurz, warum er überhaupt hergekommen war. Seine Freunde boten ihm Hilfe an, das verschollene Diadem von Ravenclaw zu finden. Aber Harry ließ sich nicht gleich überzeugen. Auch Hermine musste einiges an Überredungskunst aufbringen, bis er endlich zustimmte. Also machten sie sich gemeinsam mit Luna auf den Weg zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws und fielen dabei Professor McGonnagall in die Arme. Ihre Freude darüber, das Harry noch immer lebte, konnte man kaum übersehen, und nachdem auch sie über alles informiert war, versprach sie Hilfe und würde auch die anderen Lehrer zur Unterstützung zusammenrufen. Doch in dem Moment, in dem die vier Freunde weiter laufen wollten, erschien plötzlich Snape. Alle blieben sie wie vom Donner gerührt stehen und keiner wusste was zu tun war. Hermines Herz setze für einen Moment aus, aber Severus sah sie nicht an. Er sah auf Harry.

„Harry Potter..."

„Sie werden ihn in Ruhe lassen, Severus!" kam es sogleich gebieterisch von der Professorin.

„Sie haben das nicht zu entscheiden."

„Und ob ich das habe. Harry lebt und bald wird all das ein Ende haben."

Und dann sah Severus doch noch zu Hermine. Sie sah die dunklen Augenringe und das grau wirkende Gesicht und sie wusste sofort, das er immer ein wachendes Auge auf sie gehabt hatte, auf sie drei. Die Erleichterung, das sie noch lebten und jetzt lebendig vor ihm standen, erkannte Hermine selbst aus dieser Entfernung und es versetzte ihr einen Stich in ihr Herz. Wie hatte das alles nur so weit kommen können? Bilder wurden aufrecht erhalten, die nicht der Wahrheit entsprachen und Severus wurde für etwas beschuldigt, das er entweder nicht getan oder aus unfreiwilligen Stücken getan hatte. Hermine versuchte seinen Blick zu halten, aber es ging nicht. Severus machte einen Schritt nach vorne und Professor McGonnagall sprach sogleich einen Verteidigungszauber aus.

Severus schien sich zu wehren, aber Hermine erkannte sofort, das er nicht wirklich versuchte selbst anzugreifen. Er hielt den Zaubern lediglich nur stand. Durch den Lärm kamen wenige Augenblicke später Professor Flitwick und Professor Sprout um die Ecke, die Professor McGonnagall sofort zur Seite standen, nachdem sie die Situation erkannt hatten. Severus wich langsam zurück und dann wusste Hermine was passieren würde. Wenige Sekunden später floh Severus durch eines der Fenster und war verschwunden. Irgendwie hatte Hermine da schon das Gefühl gehabt, das sie ihn so nun das letzte Mal gesehen hatte, aber sie hatte dieses Vorahnung von sich abgeschüttelt. Und dann war Voldemorts Stimme im ganzen Schloss zuhören gewesen, der sich nun mit seinem Gefolge vor den Toren von Hogwarts befand.

„Harry, du solltest mit Luna weiter nach dem Diadem suchen. Ron und ich machen uns auf den Weg in die Kammer des Schreckens."

„Was?" kam es da erschrocken von Ron.

„Wir müssen einen Zahn des Basiliken holen, Ron. Hast du vergessen, das es nur zwei Dinge gibt, die einen Horkrux zerstören? Und wir müssen den Hauspokal noch vernichten."

„Ja, aber..."

„Ich bin doch bei dir. Dir wird nichts passieren."

„Gut. Dann weiter." kam es von Harry und alle machten sich auf ihren Weg.

Hermine war mit Ron schnell wieder in der Kammer gewesen. Dort hatten sie sich mehrere Zähne mitgenommen, nachdem auch der Hauspokal endlich zerstört war.

„Also sind es, wenn wir das Diadem zerstört haben, nur noch zwei Horkruxe, oder?" fragte Ron und Hermine überlegte kurz.

„Ja."

„Und was meinst du sind die letzten Zwei?"

Hermine hatte sich schon länger darüber Gedanken gemacht, welche Gegenstände Voldemort noch in Horkruxe verwandelt hatte. Dabei war ihr aber eine Idee gekommen, die ihr so gar nicht behagt hatte.

„Harry hat mal etwas geäußert nach einer seiner Visionen. Ich glaube, das auch die Schlange von du-weißt-schon-wem ein Horkrux ist. Er hat sie immer und überall dabei."

„Das könnte gut sein. Und der letzte?"

Aber darauf gab Hermine Ron keine Antwort. Sie wollte es nicht aussprechen, solange es noch nicht sicher war. Sie verstaute die Zähne in ihrer Tasche und eilte Ron dazu an die Kammer wieder zu verlassen. Im Schloss machten sie sich auf die Suche nach Harry und als sie gefunden hatten, berichteten sie ihm, das der Hauspokal vernichten war. Auch er wusste mittlerweile wo sich das Diadem befand. So machten sie sich gemeinsam auf zum Raum der Wünsche um in das Universalversteck zu gelangen. Jedoch waren sie nicht alleine, denn sie wurden von Draco, Crabbe und Goyle überrascht, die ihnen aufgelauert hatten. Im Zuge des Kampfes entfachte Crabbe ein Dämonsfeuer, das den ganzen Raum in Schutt und Asche legte. Harry spürte sofort, dass das Diadem zerstört war. Aber nicht nur das, denn Draco hatte sich nur mit Goyle retten können. Von Crabbe selber war keine Spur zu sehen.

Im ganzen Schloss hörte man Kampfgeräusche und alle möglichen Zauber flogen nur so durch die Gänge. Also hatte Hermine den Tarnumhang aus ihre Tasche geholt und ihn Ron und Harry hingehalten.

„Wir müssen ungesehen durch das Schloss, wenn wir den nächsten Horkrux vernichten wollen."

„Nagini." erriet Harry.

„Und wo soll sie sein?" fragte Ron.

„Sie sind in der Heulenden Hütte. Ich habe ihn mit Snape in der Heulenden Hütte gesehen, nachdem der aus dem Fenster geflohen ist. Die Schlange ist bei ihm."

„Dann sollten wir keine Zeit verlieren." sagte Hermine und warf den Tarnumhang um sie alle drei.

Das war noch gar nicht so lange her gewesen und jetzt saß sie immer noch auf dem dreckigen Boden und konnte sich nicht rühren. Harry war schon längst nicht mehr da, aber Ron hatte sie nicht alleine lassen wollen. Als sie am Ende des Tunnels angekommen waren und in die Heulende Hütte hatten hineinsehen können, da hatte sich Voldemort mit Snape über Dumbledore's Zauberstab unterhalten. Und erst hatte Hermine nicht so ganz verstanden, worauf das Gespräch hinauslaufen sollte. Doch dann war bei ihr die Galleone gefallen.

Als sie auf Shell Cottage mit Mr. Ollivander gesprochen hatten, hatte dieser Draco's Zauberstab in Händen gehalten und angedeutet, das dieser wohl seine Besitzer gewechselt hat. Aber Ollivander hatte nicht den einfachen Zauberstab gemeint, er hatte Dumbledore's Zauberstab gemeint, denn Hermine hatte selber gesehen, wie Draco Dumbledore auf dem Astronomieturm entwaffnet hatte. Voldemort hatte das natürlich nicht gewusst und ging davon aus das Snape selber der neue Besitzer war, da er Dumbledore getötet hatte. Jetzt würde er ihn töten, um die Macht über den Elderstab zu erlangen. Voldemort würde Severus umbringen. Hermine hatte eingreifen wollen, aber die beiden Jungs hatten sie zurück gehalten. Hätte sie das doch nur nicht zugelassen. Sie hätte etwas unternehmen müssen. Aber dann war es schon zu spät gewesen.

Nachdem Voldemort verschwunden war stürmte Hermine in den Raum und kniete sich vor Severus, der noch lebte, aber fürchterliche Schmerzen litt. Er konnte kaum noch sprechen, aber nachdem auch Ron und Harry an den am Boden liegenden Mann herangetreten waren, zog Snape Harry zu sich nach unten. Harry sah die Erinnerung, die Snape das Gesicht herunterlief und bat Hermine ein kleines Fläschchen heraufzubeschwören, damit er sie auffangen konnte. Aber Snape hatte Harry danach nicht losgelassen, sondern ihn noch näher an sich herangezogen und Hermine hatte das Wort „Lily" verstanden, bevor er gestorben war. Snape war tot und Hermine wusste nicht wie es weitergehen sollte.

„Hermine, was ist nur los mit dir? Wir müssen zurück und den anderen helfen. Harry braucht unsere Hilfe. Komm schon, steh auf!"

Ron hatte recht, sie konnte nicht einfach so hier sitzen bleiben. Sie musste aufstehen und den anderen helfen. Harry würde Rückendeckung brauchen und auch Snape würde nichts anderes von ihr erwarten. Schließlich hatte auch er trotz allem ihnen immer geholfen. Sie atmete ein paar mal tief durch und stand dann langsam auf. Mit einem letzten Blick auf den am Boden liegenden Severus drehte sie sich endgültig um und lief mit Ron zurück zum Schloss. Dort angekommen sahen sie Harry nicht mehr und während sich Hermine fragte, was er gerade tat und ob auch ihm der Gedanke gekommen war, was der letzte Horkrux ist, halfen sie ihren Freunden und Verwandten im Kampf gegen die Todesser, die mittlerweile ins Schloss eingefallen waren.

Als der Tag langsam anbrach, erschien plötzlich Voldemort vor den Eingangstoren von Hogwarts. Neben ihm lief Hagrid, der bitterlich weinte und Harry auf seinen Armen trug. Er lag leblos da und Hermine hatte erkannt, das Harry es herausgefunden hatte. Er war selbst ein Horkrux gewesen und hatte sich geopfert. Während Voldemort nur so von seinem Sieg über Harry Potter prahlte schlich sich Nagini nach vorne und hielt auf Neville zu. Der wusste mittlerweile auch, das die Schlange ein Horkrux war und sah sich nach einer Waffe um. Plötzlich sah Hermine, das neben Neville auf dem Boden der sprechende Hut lag. Neville beugte sich und zog das Schwert von Gryffindor heraus. Noch bevor Voldemort etwas tun konnte, schlug Neville der Schlange mit dem Schwert den Kopf ab.

Jetzt waren alle Horkruxe tot und nur noch Voldemort selbst war übrig. Da sah Hermine, wie wieder Leben in Harry's Körper kam und dann war der Moment da. Der letzte Kampf zwischen Voldemort und Harry. Leider hatte Voldemort einige kleine Fehler übersehen, die Harry ihm noch aufzählte, ehe sie gleichzeitig einen Zauber aufeinander richteten. Doch Voldemort konnte nicht standhalten und dann traf ihn sein eigener Tötungszauber. Für einen Moment war es unheimlich still und nachdem klar war, das Voldemort besiegt war, brachen alle in Jubel aus. Alle freuten sich und feierten in der ersten Euphorie des Momentes.

Harry, Hermine und Ron zogen sich in das Schulleiterbüro zurück, um sich ungestört unterhalten zu können. Nachdem die ganzen Portraits, die in diesem Raum hingen, ihnen gratuliert hatten, setzten sie sich hin. Harry hielt den Elderstab immer noch in seiner Hand und betrachtete ihn, während er seinen Freunden davon erzählte, was sich zugetragen hatte, nachdem sie sich an der Heulenden Hütte getrennt hatten.

„Du hast es gewusst, Hermine, oder? Das Snape immer auf unserer Seite war." Harry sah sie an.

„Ich habe es herausgefunden, bevor wir uns auf die Suche nach den Horkruxen gemacht haben."

„Du hast das gewusst? Hat er dir das freiwillig erzählt, oder wie?"

„Nein, Ron, hat er nicht. Ich habe es zufällig herausgefunden, weil ihr beide mich ständig auf ihn angesetzt habt."

„Ja, ja..." Ron schnaubte kurz, sah dann aber auch auf den Zauberstab in Harry's Händen. „Warum hat der Zauberstab Voldemort nicht gehorcht?"

„Weil er nicht der rechtmäßige Besitzer war. Harry war es."

„Wie meinst du das?" fragte Ron.

„An dem Tag bevor Dumbledore starb, hat Draco ihn entwaffnet, nicht Severus. Voldemort hat das aber nicht gewusst und geglaubt, das Snape der rechtmäßige Besitzer war, weil er Dumbledore getötet hat. Dabei war es aber Draco. Harry hat in Malfoy Manor Draco entwaffnet und somit ging die Macht des Elderstabs auf Harry über."

„Verstehe..." sagte Ron und dann verfielen sie kurz in Schweigen, während sie weiterhin auf den Elderstab schauten.

„Was hast du jetzt damit vor?" fragte Hermine und Harry sah zu Dumbledore's Portrait hinauf.

„Ich werde ihn zurück in Dumbledore's Grab legen. Ich will ihn nicht behalten." Dumbledore's Abbild nickte ihm wissend zu.

„Und die anderen beiden Sachen?" wollte Ron wissen.

„Der Stein bleibt da wo ich ihn verloren habe. Dort wird ihn sicher keiner finden. Ich weiß selbst nicht mal mehr genau, wo die Stelle ist. Den Umhang allerdings... den werde ich behalten. Er gehörte meinem Vater und ich will ihn später mal meinen Kinder vermachen."

„Bist du dir sicher?"

„Ja, Ron. So ist es das Beste."

Und nachdem diese Entscheidung feststand, genossen die Drei noch ein bisschen die Stille des Schulleiterbüros und unterhielten sich über die Ereignisse. Es war vorbei, endlich vorbei. Voldemort war besiegt und die Zauberwelt endlich frei.

Hermine fragte sich nur, wie es jetzt weitergehen sollte.



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The Journey of two SoulmatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt