Ärgernis über Ärgernis

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Er war verärgert. Severus kochte vor Wut. Seit einer Stunde lief er in seinem Büro vor seinem Pult auf und ab. Wieder einmal fragte er sich, warum er das alles überhaupt mitmachte. Nach dem Unterricht war er bei Dumbledore gewesen, um sich erneut dessen Hand anzusehen. Eigentlich sollte es nur ein kurzer Besuch sein, aber ihn nagte der Zweifel, das der alte Mann irgendetwas verheimlichte. Das er etwas plante, was er noch nicht wusste. Also hatte er ihn darauf angesprochen, nur Antworten hatte er keine erhalten. Sie befanden sich an Dumbledores Schreibtisch, als er das Thema anschnitt.

„Wie laufen denn die regelmäßigen Treffen mit ihnen und dem Potter-Jungen?"

„Gut. Wir machen Fortschritte." antwortete Dumbledore.

„Ich gehe recht in der Annahme, das sie mir immer noch nicht sagen wollen, was genau...sie mit ihm besprechen?" Severus legte seinen Zauberstab auf den Schreibtisch und suchte in seinem Umhang nach einer Phiole.

„Nein, Severus. Und es wird auch nichts daran ändern, wenn du jedes Mal aufs neue nachfragst."

Severus übergab die Phiole an Dumbledore, der die Flüssigkeit ohne zögern hinunterschlickte und wartete ab. Der ältere Mann stand ebenfalls auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. Aber die Gelassenheit, die er ausstrahlte, erzürnte Severus nur. Und es ärgerte ihn, das er wieder keine Antworten zu bekommen schien.

„Severus..."

„Ich verstehe einfach nicht, warum sie mir nichts darüber verraten. Vielleicht kann ich helfen, vielleicht..."

„Das geht nicht, mein Junge, und das weißt du. Du hast eine andere Aufgabe, die du erfüllen musst. Wie läuft es überhaupt mit Draco? Hast du etwas erreichen können?" Wieder wechselte Dumbledore das Thema, einfach so, während er sich wieder setzte.

„Er ist stur und verbohrt. Und er will sich auch nicht von mir helfen lassen. Was ich bei seinem bisherigen Erfolg nicht verstehe." Dumbledore sah ihn verwundert an, was er mit einer unbestimmten Handbewegung abtat.

„Er hat Angst, Severus. Draco wird zu etwas gezwungen, was er im Grunde seines Herzen gar nicht tun will. Das weißt du genauso gut wie ich."

„Ach, aber ich habe damit kein Problem, weil ich ja schon andere umgebracht habe? Mir sollte es einfach fallen Dracos Aufgabe zu erfüllen?" brauste Snape auf und bedachte den alten Mann vor sich mit einem böse Blick.

„Du weißt, wie ich das meine."

„Dennoch macht es ihre Wortwahl nicht besser."

Dumbledore stand erneut auf und blieb ein paar Schritte vor Severus stehen. Er legte ihm die gesunde Hand auf die Schulter und sah ihn eindringlich mit einem besänftigenden Blick an. Er verstand die Verärgerung von seinem Tränkemeister, aber es musste alles so laufen, wie er das geplant hatte. Mit viel Glück würde dann auch alles am Ende gut werden. Selbst wenn das hieß, das er Severus gewisse Dinge vorenthalten musste.

„Sieh nicht alles so schwarz. Du weißt, das du einer der wenigen bist, denen ich voll und ganz vertraue." sagte Albus beschwichtigend.

„Und wieso haben sie dann Geheimnisse vor mir? Es könnte doch von Nützen sein, wenn ich darüber bescheid weiß." Dumbledore seufzte erschöpft über Severus erneute Frage.

„Das mag vielleicht sein, aber dennoch kann ich es dir nicht verraten. Du gehst regelmäßig zu Tom's Treffen und dabei musst du schon so viel beachten. Wenn du das nun auch noch wüsstest, wäre die Gefahr einfach zu groß, das Tom irgendetwas herausbekommt und das Risiko können wir uns nicht leisten."

„Haben sie Harry Potter wenigstens über ihre neusten Pläne in Kenntnis gesetzt?"

„Er weißt zur Zeit nur das, was er wissen muss und was im Moment am wichtigsten ist. Alles andere folgt zu einem späteren Zeitpunkt." war die ausweichende Antwort von Dumbledore, die Severus Ärger entgültig platzen ließ.

„Sie spielen mit uns, Dumbledore. Mit mir und allen anderen. Aber was ist, wenn sie sich bei einem ihrer Spielzüge verschätzen? Wer soll dann ihren Plan retten, wenn sie nicht mehr da sind?"

Mit einem letzten erbosten Blick drehte sich Severus um und verschwand mit wehendem Umhang aus Dumbledores Büro. Was dachte dieser alte Mann sich nur? Er konnte doch nicht einfach irgendetwas planen und dann nicht mal jemandem davon erzählen, der im Falle eines Falles als Sicherheit diente. Er war so stur, verlangte von allen immer einhundert Prozent und blindes Vertrauen. Das machte ihn rasend. Es blieb nicht mehr viel Zeit, ein Krieg stand bevor und er saß einfach weiterhin in seiner Glaskugel und befehligte seine Marionetten, wie es ihm gerade beliebte.

Stapfenden Schrittes war er geradewegs durch die Gänge auf sein Büro zugestrebt. Kein Schüler wagte es unterdessen ihn anzusprechen, da er eine finstere Miene zur Schau trug, die den schlimmsten Dementor hätte vertreiben können, während er Dumbledore weiterhin in seinen Gedanken verfluchte. Severus Tag war somit dahin und sobald er in seinen Räumen war, genemigte er sich zuerst einen Feuerwhiskey. Eigentlich wollte er noch die Aufsätze des vierten Jahrgangs überprüfen, aber darauf würde er sich nicht mehr konzentrieren können.

In einer Stunde würde schon die nächste Nervensäge erscheinen. Miss Granger, die kleine Besserwisserin. Es wurde wirklich mal Zeit, das er ihr zeigte, wer hier das sagen hatte. Sie hatte sich nicht in seinen Unterricht einzumischen. Selbst wenn das hieß, das sie vier Stunden lang die alten Kessel schrubben und die beschädigten Zutaten aus seinem Labor vernichten musste. Natürlich ohne Zauberstab und Schutzhandschuhe. Ihm machte hier keiner etwas vor. Severus war der Einzige, der halbwegs den Überblick über die aktuelle Lage hatte und da ließ er sich nicht noch unnötig von einer seiner Schüler belehren.

Bis dahin jedoch verblieb noch etwas zeit. Also setzte er sich letztendlich doch an die Aufsätze seiner Klasse. Ablenkung würde nicht schaden, auch wenn er nicht damit rechnete, das die Aufsätze ihn in irgendeiner Weise überraschen würden. Während er also einen Aufsatz nach dem anderen las und benotete, verfolg die Zeit doch noch recht schnell. Nachdem er den letzten Aufsatz beendet hatte, sah er auf die Uhr. In ein paar Minuten würde es sieben Uhr sein. Diebisch rieb er sich die Hände und freute sich innerlich schon auf das entsetze Gesicht, das die kleine Granger machen würde, wenn sie die ganzen Kessel sah. Er hatte sogar noch ein paar Kessel extra auftreiben können.

Severus stellte sich vor sein Pult und erwartete jeden Augenblickdas Klopfen an seiner Tür. Aber nichts geschah. Es war schon kurz nach sieben, als es immer noch nicht klopfte. Konnte das sein? Die Granger kam doch nie zu spät. Aber hauptsache sie würde überhaupt auftauchen, dann blieb sie die überfällige Zeit am später eben länger. Gerade wollte er sich umdrehen, um sich wieder zu setzten, als er aus dem Flur einen lauten Knall hörte. Severus drehte seinen Kopf zur Tür und wartete. Er hörte nichts mehr, aber trotzdem überkam ihn ein ungutes Gefühl. Da stimmte etwas nicht.

Lautlos öffnete er die Tür und sah sich behutsam auf dem Flur um. Weder rechts noch links war etwas zu sehen. Gerade, als er sich wieder in sein Büro begeben wollte, hörte er einen leisen erstickten Schrei. Severus sah in die Richtung aus der das fast nicht wahrnehmbare Geräusch gekommen war und ging langsam den Flur entlang. Vor der Tür des alten Klassensaals blieb er steheh und lauschte.

Hermine spürte immernoch die Hand über ihrem Mund und versuchte etwas in der Dunkelheit zu sehen und sich gegen den festen Griff zu wehren. Alles vergebens. Ihr Puls raste und ihre Hände wurden schwitzig. Wo war sie? Und wer war für all das verantwortlich? Die Hand entfernte sich und sie schnappte nach Atem. Hermine drehte sich ein paar mal hin und her, konnte aber weiterhin nichts erkennen. Dann hörte sie plötzlich ein leises Lachen und der Raum erhellte sich in schwachem Licht. Vor sich blickend wurden Hermines Augen plötzlich groß. Gerade wollte sie etwas sagen, als ihr Gegenüber seinen Zauberstab auf sie richtete und dafür sorgte, das sie stumm wurde und sich nicht mehr von der Stelle bewegen konnte. Jetzt wurde Hermine wirklich Angst und Bange.

„Überraschung! Ich bin es!" begann Cormac und grinste hämisch. „ja, damit hättest du jetzt nicht gerecht, was?"

Er kam etwas näher und Hermine versuchte sich zu bewegen. Als er dicht vor ihr zum stehen kam, wurde sein grinsen breiter. Sie saß wie ein Kaninchen in der Falle und keiner würde es merken. Sie würden alle denken, das Snape sie ziemlich lange festhielt. Wer sollte also nach ihr suchen? Cormac strich ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und beobachtete, wie ihre Augen hin und her huschten.

„Damit hättest du nicht gerechnet, oder? Tja, du hättest einfach 'Ja' zu dem Date mit mir sagen sollen. Ich steh auf dich und ich sehe nicht ein, das du mich so bloßstellst und mir einen Korb nach dem anderen gibst." Er ließ eine Hand auf ihrer Wange ruhen und beugte sich ganz nah an Hermines Ohr.

„Siehst du es nicht?" flüsterte er, während sein warmer Atem ihre Haut streifte. „Siehst du nicht, wie perfekt wir zusammen passen? Du und ich...wir sind wie für einander geschaffen."

Er erhob sich wieder etwas, um Hermine in die Augen sehen zu können, aber sie machte Cormac einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihre Augen geschlossen hielt. Sie wollte ihn nicht sehen, wünschte sich einfach nur weit weg. Sie hatte keine Ahnung, was er mir ihr vorhatte. Aber auch das war egal, denn es würde sie eh keiner finden. Snape war ironischerweise ihre letzte Hoffung, aber warum sollte er ihr helfen? Wenn er merkte, das sie nicht zum Nachsitzen erschien, würde er sicher denken, das sie sich nur drücken wollte. Er würde wütend zu McGonagall rennen und seinen Ärger bei ihr ablassen. Aber vielleicht machte sich dann doch jemand auf die Suche nach ihr. Nur was, wenn es dann schon längst zu spät war?

„Also...was machen wir jetzt? Ich hätte da schon ein paar schöne Ideen..."

Cormac nahm Hermines Zauberstab an sich und legte ihn auf einen der anderen Tische. Dann wandte er sich wieder ihr zu und streichelte erneut ihre Wange. Hermine begann innerlich zu zittern und hoffte auf ein Wunder. Sie wollte schreien, sich irgendwie bemerkbar machen, aber sie konnte nicht und das ließ sie nur noch mehr verzweifeln. Cormac trat ganz dicht an sie heran, legte seinen Hände auf ihre Hüften und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.

„Mhmm...das hätten wir auch anders erleben können, wenn du nur nicht so stur wärst. Hermine Granger, wie konntest du dich nur so irren? Ich werde dir jetzt zeigen, das ich gar kein so schlechter Kerl bin."

Und ehe sie sich versah, zeriss Cormac ihr Shirt mittendurch und entblöste sie. Merlin, sie wollte im Boden versinken. Sie wollte Cormac die Augen auskratzen und ihm jeden Fluch, den sie kannte, auf den Hals hetzten. Ihr stiegen Tränen in die Augen, während Cormac begann seine Hände über ihren Oberkörper wandern zu lassen. Jedoch kam er nicht sehr weit, denn plötzlich flog die Tür mit einem erschütternden Knall auf und zeigte den Schatten einer Person, die ihren Zauberstab hoch erhoben hielt.

„Obliviate!" hallte es durch den Raum und Hermine sah, wie Cormac sich zu verändern schien.

Er ließ von ihr ab und drehte sich um. Sein Blick war leer und als der Zauber beendet war, herrschte Stille. Das Licht wurde heller und Hermine erkannte Snape in der Tür, der den Zauberstab wieder zinken ließ und Cormac mit einem wütenden Blick fixierte. Er wartete, bis der junge Schüler wieder ganz im Hier und jetzt war, eher er ihn ansprach.

„Mister McLaggen! Was machen sie hier unten zu dieser Uhrzeit? Sollten sie nicht längst...in ihrem Gemeinschaftsraum sein?" schnarrte Severus und sah weiterhin nur zu Cormac.

„Ich...ich weiß nicht, Sir! Ich kam gerade aus der großen Halle vom Abendessen und wollte..."

„Warum sind sie dann hier?" Cormac sah Snape ratlos an und wusste nichts zu erwidern.

„Verschwinden sie! Sofort! Und wenn ich sie noch einmal hier erwische, dann lasse ich sie so lange nachsitzen, bis sie sich wünschen, das der dunkle Lord persönlich kommt um sie zu retten. RAUS!"

Keine zwei Sekunden später stürmte Cormac aus dem Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen. Noch lange hörten sie beide seine Schritte im Gang nachhallen. Jetzt erst sah Severus Hermine wirklich an und der Ausdruck in ihren Augen erschreckte sie mehr, als ihr Erscheinungsbild. Er hatte das Reißen von Stoff gehört und an diesem Punkt wusste er, das er, was auch immer da vor sich ging, unterbrechen musste. Und das war genau die richtige Entscheidung, wie er erleichtert feststellte.

Ohne ein Kommentar reparierte er Hermines Shirt und löste dann die Zauber, die Cormac benutzt hatte. Kurz darauf brach Hermine zusammen und sank zu Boden. Da stand er. Der Mann, von dem sie als letztes erwartet hätte, das er ihr wirklich half. Sie hatte keine Kraft mehr sich auf den Beinen zu halten und ihr Hals war wie zugeschnürt. Sie legte ihre Hand auf den Mund und schloss die Augen. Wenn er nicht gekommen wäre, dann hätte es viel schlimmer enden können.

Severus ging auf Hermine zu und kniete sich vor sie. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter um wollte sie fragen, ob ihr etwas fehlte. Aber da sah sie auf und ihr tränenüberströmtes Gesicht ließ ihn schweigen. Und dann schlurchzte Hermine los und ließ sich einfach gegen ihn sinken. Sie klammerte sich an ihn und weinte bitterlich. Hermine war mehr als dankbar, das er ihr wirklich geholfen hatte. Der Schock saß einfach zu tief und sie wollte nicht alleine sein.

Severus verkrampfte sich regelrecht, als er Hermine plötzlich so dicht an sich fühlte. Was tat sie da? Das war er nicht gewöhnt, ganz im Gegenteil. Er vermied körperlichen Kontakt so gut es ging und das überschritt mehr als nur eine Grenze. Aber Severus merkte auch, das Hermine gänzlich unter Schock stand und so ließ er es zu. Sie musste sich wieder beruhigen, damit er in Ruhe mit ihr sprechen konnte, um zu erfahren, was genau passiert war. Also legte er, aus einem Impuls heraus, die Arme um sie und zog sie noch etwas fester an sich.

Und so saßen sie noch eine ganze Weile in diesem Klassenzimmer auf dem Boden und warteten darauf, das sich die Stimmung beruhigte.

The Journey of two SoulmatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt