Unglaublich aber dennoch wahr

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Es brachte nichts. Egal, was Hermine auch versuchte, nichts funktionierte. Mittlerweile hatte sie unzählige Bücher auf den Tischen vor sich gestapelt und schlug eins nach dem anderen auf. Mit fast schon hektischen Bewegungen, überflog sie die Zauber und probierte sie alle nacheinander aus. Aber nichts geschah. Nach jeder Ausführung lauschte sie in die Stille und versuchte etwas auszumachen. Dabei wusste sie nicht einmal genau, nach was sie Ausschau hielt. Ein Geräusch, ein Licht oder ein heruntergefallenes Buch. Alles war ihr recht, Hauptsache irgendein Zeichen, dass das was sie gerade machte, wirkte. Doch die Stille, die sie umgab, machte es ihr schwer. Und dieses Gefühle, diese Eingebung, das jemand bei ihr war und sie beobachtete, war auch nicht mehr da.

Verzweiflung machte sich langsam in Hermine breit. Hatte sie sich das alles wirklich nur eingebildet? Aber das konnte nicht sein. Es hatte sich so real angefühlt und es war definitiv Severus' Stimme gewesen. Sie blätterte erneut durch die Seiten des letzten Buches, das sie noch nicht vollständig gelesen und aus dem sie noch nicht alle Zauber ausprobiert hatte. Aber auch mit diesen Sprüchen hatte sie keinen Erfolg. Ein Zauber war noch übrig, als sie sich mit beiden Händen an der Tischkante festhielt und hinunter auf die Seite sah. Die Sicht vor ihren Augen fing an zu verschwimmen und sie versuchte tiefe Atemzüge zu nehmen, um sich wieder zu beruhigen. Aber es wollte nicht so ganz klappen und als die erste Träne ihre Wange hinunterfiel, fragte sie sich, was hier gerade machte. War sie denn jetzt wirklich kurz davor verrückt zu werden? Sie benutzte jeden nur erdenklichen Zauber, um eine tote Person wiederzufinden, von der sie glaubte, das sie noch lebte. Ein Jahr, nach der Beerdigung. Ein ganzes Jahr danach. Sie fasste sich an die Stirn und ließ sich auf einen der Stühle nieder, die sie zuvor zur Seite geschoben hatte.

Sie musste damit aufhören. Severus kam nicht mehr zu ihr zurück. Und wenn sie sich nicht langsam damit abfand, es endlich realisierte, dann würde sie wohl wirklich ihre mentale Gesundheit einbüßen. Also zauberte sie all die Bücher wieder auf ihren Platz zurück. Bis auf das Eine, das weiterhin aufgeschlagen vor ihr lag. Das Buch, in dem der letzte Zauber noch fehlte. Der Zauber, den sie noch nicht probiert hatte. Immer wieder sah sie zu der Stelle hin und rang mit sich. Sie sollte es sein lassen, etwas finden zu wollen, das nicht mehr da war. Aber auf der anderen Seite hatte sie jetzt schon so viele Zauber ausprobiert, da kam es doch auf einen letzten nicht mehr an. Und was, wenn das genau der Zauber war, den sie gesucht hatte? Nein, das war er wahrscheinlich auch nicht, aber was machte es jetzt noch für einen großen Unterschied, wenn sie Diesen auch noch ausführte? Und wenn sich danach auch nichts tat, dann hatte sie ihre Bestätigung. Dann könnte sie es ruhen lassen.

Also stand Hermine wieder auf und las sich den Spruch noch einmal genau durch. Mit ihrem Zauberstab fest in der Hand, sprach sie also die Worte des Findungszaubers aus, wedelt mit dem Holz der Weinrebe und als sich eine kleine Lichtkugel vor ihren Augen formte und dann in die Dunkelheit schoss, spürte Hermine plötzlich eine kleine Energiewelle, die angerollt kam und alle Energie um sie herum mitnahm und irgendwie auszutauschen schien.

„Was war das...denn?“ fragte Hermine sich nach ein paar Augenblicken und sah sich verwundert um.

Wieder lauschte sie in die Stille, aber nichts weiter geschah. Alles sah aus wie zuvor, nur fühlte es sich irgendwie anders an. Sie konnte es nicht ganz ausmachen, sich selbst kaum richtig erklären, aber etwas hatte sich verändert. Und dann spürte sie plötzlich, wie sich die Erschöpfung in ihr ausbreitete. Das Adrenalin der Aufregung war verschwunden und die Anstrengungen der zahllosen Zauber forderten ihren Tribut. Plötzlich fühlte sie sich schwach und ausgelaugt. Hermine brachte auch das letzte Buch an seinen Platz zurück und packte ihre Tasche zusammen. Mit einem Blick aus dem Fenster, sah sie, das es bereits dunkel war. Wie viel Zeit hatte sie bei dem nachjagen eines Hirngespinstes hier verbracht? Sie musste es sich eingestehen und damit aufhören. Severus war tot und würde nicht zurückkommen. Nichts hatte sich verändert und das musste sie einfach akzeptieren. Also machte sie sich auf den Weg nach Hause um sich auszuruhen. Es war Zeit die Vergangenheit endlich ruhen zu lassen und in die Zukunft zu schauen.



The Journey of two SoulmatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt