Aufgaben und Hinweise

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Plötzlich war ein lauter Knall zu hören. Severus schrak auf, nahm sofort Abstand von der jungen Frau vor ihm und lauschte. Der Knall war über den Flur hinweg bis zu seinem Labor zu hören gewesen, doch jetzt herrschte Totenstille. Auch Hermine hatte den Knall laut und deutlich gehört, obwohl sie für einen kurzen Augenblick dachte, das es ihr Gehirn war, das gerade aussetzte. Langsam sah sie zu Snape, der immer noch seinen Blick auf die Tür gerichtet hielt und fast kam es ihr so vor, das sie den Kuss nur halluziniert hatte. Aber genau bei diesem Gedanken konnte Hermine den Druck von seinen Lippen wieder auf ihren spüren und wusste, das es leider nicht so war.

Und dann war ein zweiter Knall zu hören, was auch Hermine wieder voll und ganz aus ihren Gedanken zurück brachte. Sie stand auf und wollte etwas sagen, aber da war Snape schon aus der Tür und lief den Flur entlang. Grauer Rauch umhüllte ihn und Hermine lief ihm hinterher. Sollten die Todesser schon früher angreifen, dann war sie bei niemand anderem als Snape am Sichersten. Für den Anfang zumindest. Aber dann erkannte Hermine wo Snape so zielsicher hinlief, denn der Rauch kam aus dem Klassenraum, indem die anderen Schüler die Zauber hatten üben sollen. Hermine konnte noch keinen Blick in den Raum werfen, da war Snape schon drin und fing auch gleich mit seiner Schimpftirade an.

„Mister Finnigan!" hörte Hermine Snape laut sagen und dann war auch sie selbst im Raum angekommen und sah wie der Lehrer sich vor seinem Schüler aufbaute.

„Ich...ich..." Seamus war noch leicht verwirrt und Hermine hatte direkt ein bisschen Mitleid mit ihm.

„Was um alles in der Welt haben sie getan?" forderte Snape zu wissen.

„Ich...ich habe nur die Zauber geübt, so wie sie gesagt haben. Ich hatte nicht die Absicht, das..."

„Mister Finnigan, auch wenn ihre tollpatschige Angewohnheit, Dinge in die Luft zu sprengen, im Kampf gegen den dunklen Lord eine gute Eigenschaft sein kann, so hatte ich ihnen nicht die Aufgabe gestellt meine Tische in die Luft zu jagen!"

Severus hatte Seamus unterbrochen und mit seinem Zauberstab auf die schwarz verkohlten Tische gezeigt. Jetzt sah diese auch Hermine und Seamus verzog Schuldbewusst das schwarz gefärbte Gesicht. Alle anderen Schüler standen etwas abseits und flüsterten sich gegenseitig etwas zu. Aber alle fühlten mit Seamus mit, denn jeder war mindestens einmal von Snape in die Mangel genommen worden.

„Ich wollte das nicht. Ich kann das einfach nicht kontrollieren."

„Sie sollten langsam lernen es zu kontrollieren. Denn wenn ihnen dieser Fehler im Kampf passiert und sie versehentlich einen ihrer Freunde in die Luft sprengen, obwohl sie ihm eigentlich helfen wollten, dann hat der dunkle Lord ganz leichtes Spiel."

„Aber ich würde doch nicht..." protestierte Seamus, aber Snape ließ ihn nicht ausreden.

„Nachsitzen, Mister Finnigan! Morgen Abend." Severus schwang einmal seinen Zauberstab und die Tische standen wieder makellos im Saal, als wäre ihnen nichts passiert.

„Was? Aber..."

„Und widersprechen sie mir nicht ständig. Das kann ich überhaupt nicht ausstehen." flüsterte der Lehrer seinem Schüler mit zu Schlitzen verengten Augen zu.

„Der Unterricht ist beendet. Gehen Sie!"

Langsam machten sich die Schüler auf den Weg aus dem Klassensaal und sahen dabei immer wieder flüsternd zurück zu Snape. Harry und Ron kamen zu Hermine, die immer noch zu Snape sah, der jetzt am Lehrerpult stand und sich nicht mehr umdrehte. Sie würde heute wieder zum Nachsitzen zu ihm müssen. Ihr wurde ganz mulmig dabei.

„Mann, hast du Seamus' Gesicht gesehen? Der hat das echt nicht mit Absicht gemacht." sagte Ron leise.

„Ja, aber ganz so unrecht hat Snape nicht. Wenn er Pech hat, sprengt er sich noch irgendwann selbst in die Luft." erwiderte Hermine.

„Musst du heute Abend nicht auch wieder zum Nachsitzen bei Snape? Das wird bestimmt nicht schön. Bei der Laune, die er wieder hat." Ron nickte kurz zu ihrem Lehrer, aber Hermine konnte ihm nicht mehr antworten.

„Kommt mit. Ich muss euch etwas zeigen." sagte nun Harry, was ihm die Aufmerksamkeit seiner beiden Freunde einbrachte.

Die drei verließen eilig den Klassenraum und gingen schweigend ein paar Gänge weiter, bis sie in einer Nische hinter einem alten Vorhang verschwanden, ohne das jemand sie sah. Sie warteten kurz, ob sie Schritte hörten, ehe sie wieder redeten.

„Lumos." Hermine schwang ihren Zauberstab und machte ihnen ein bisschen Licht in der Dunkelheit.

„Also, was wolltest du uns zeigen, Harry?" fragte Ron.

„Das hier." Harry zog ein Stück Pergament aus der Innentasche seines Umhangs, die sich als Brief entpuppte. „Ich habe vor ein paar Tagen deinem Vater einen Brief geschrieben, Ron. Heute Morgen kam seine Antwort."

Hermine und Ron beugten sich über das Pergament und lasen es kurz durch. Arthur hatte sich für den Brief bedankt, wollte aber nicht schriftlich auf all seine Fragen antworten. Man wüsste ja nie, ob der Brief direkt bei seinem Empfänger ankäme. Also schlug er ein Treffen vor. In dem Ort, an dem die Armee ihren Ursprung fand. Ron grübelte noch, aber Harry und Hermine wussten sofort welchen Ort Arthur meinte.

„Hogsmead." sagte Hermine.

„Im Eberkopf." ergänzte Harry und dann viel auch bei Ron die Galleone.

„Aber warum hast du ihm geschrieben?" wollte Hermine jetzt wissen.

„Er hat mir doch von dem Verschwindekabinett erzählt und ich wollte ihn einfach danach fragen." antwortete der Schwarzhaarige ungenau, aber Hermine wusste, warum er ihm geschrieben hatte.

„Du wolltest mit ihm über Snape und Draco sprechen und ob er etwas weiß, oder?"

„Aber warum sollte mein Vater wissen, was mit Snape und Draco vor sich geht?"

„Weil Beide im Orden des Phönix sind, Ron. Und wenn Snape für Dumbledore spioniert, dann wissen die anderen Ordensmitglieder vielleicht auch was vor sich geht." klärte Hermine den Rothaarigen auf, ehe sie sich wieder zu Harry wandte. „Aber Harry, denkst du nicht, das du womöglich...ein bisschen übertreibst?"

Harry drehte sich leicht genervt weg, sagte aber nichts. Doch Hermine wusste, das er sich wieder verschließen würde, wenn sie ihm nicht einfach vertrauten. Also hob sie abwehrend die Hände und schlug schlichtende Worte an.

„Aber wenn es dir lieber ist, dich zu versichern, dann...dann solltest du das tun. Wir helfen dir natürlich dabei. Nicht wahr, Ron?"

„Ja...ja, klar."

„Harry...." nach wenigen Sekunden gab auch Harry nach und drehte sich erneut zu seinen Freunden um.

„Dann denke ich nicht, das du zum Nachsitzen kannst. Das Treffen ist heute Abend."

Hermine lehnte sich mit einem Seufzer an die Wand an, während Harry und Ron einen mitleidigen Blick austauschten. Wie sollte das denn gehen? Hermine hatte sich Nachsitzen eingehandelt, weil sie bei Snape spionieren sollte. Einfach nicht dort aufzutauchen, würde die sowieso schon so merkwürdige Situation mit Snape und ihr nur noch komplizierter machen. Ihm einfach zu sagen, das sie nicht kommen konnte, würde er nicht durchgehen lassen und ihren Zeitumkehrer hatte sie auch nicht mehr. Aber da wussten sie noch nicht, das diese Problem sich von alleine lösen würde.

Eine Stunde später saßen Harry, Ron und Hermine in der großen Halle am Gryffindortisch und machten Hausaufgaben. Irgendwann öffnete sich die große Flügeltür und ohne das Hermine aufsah wusste sie sofort wieder, das es Snape war. Es war, als würde sie die Aura, die von ihm ausging sofort spüren, selbst wenn sie ihn nicht sah. Wenige Augenblicke blieb er vor ihnen stehen, aber Hermine traute sich nicht, ihn anzusehen. Nicht, nach der Sache mit dem Kuss.

„Mister Potter...ich soll ihnen von Dumbledore ausrichten, das ihr nächstes Treffen ausfallen muss. Er ist nämlich verreist."

„Verreist? Wohin...und wie lange?" fragte Harry überrascht.

„Das geht sie nichts an. Er wird sich bei ihnen melden, wenn er wieder zurück ist. Ich bin mir sicher, das er ihnen dann alles selbst...erzählen wird."

Harry versuchte nicht weiter nachzufragen. Es hatte sowieso keinen Sinn. Aber Snape ging nicht. Und gerade als die Stille fast zu lange zu werden schien, sprach er Hermine an. Die sah aber weiterhin krampfhaft auf die Tischplatte vor sich.

„Miss Granger, ihr Nachsitzen heute Abend fällt aus. Auch ich muss für kurze Zeit weg."

Dumbledore hatte ihm aufgetragen, das er ihn der Abwesenheit des Schulleiters die Grenzen des verbotenen Waldes abschreiten und die Schutzzauber erweitern sollte. Das er den Brief von Arthur an Harry dabei auf Dumbledore's Schreibtisch gesehen hatte, ließ er sich nicht anmerken. Und auch wenn er nicht wusste, was drin stand, so schien es der alte Mann zu wissen. Obwohl der Brief nicht mal geöffnet war. Aber es gab für fast alles Zauber, das wusste selbst Severus.

Jetzt sah Hermine doch überrascht zu Snape und bevor sie fragen konnte, warum dem so war, blieb ihr Blick in seinen Augen hängen. Sein Ausdruck wirkte unergründlich, aber Hermine bildete sich ein, das er sie doch nicht ganz so angewidert ansah, wie sie es sich sonst immer vorgestellt hatte. Trotzdem sagte sie nichts und dann sah Snape von einem zum anderen.

„Ich bin mir aber sicher, das sie Drei heute Abend trotzdem wissen, wie sie sich ihre Zeit bis zur Ausgangssperre vertreiben werden." und dann, nach einem letzten mahnenden Blick, rauschte er mit wehendem Umhang wieder ab.

„Er weiß es...die alte Fledermaus weiß es!"

„Was soll er wissen, Ron?" fragte Hermine, nachdem sie ihren Blick von Snape wieder abgewandt hatte.

„Das wir uns heute Abend mit...den Anderen in...ihr-wisst-schon-wo treffen wollen. Hast du seinen Blick nicht gesehen?" flüsterte Ron.

Und ob sie seinen Blick gesehen hatte. „Rede doch keinen Unsinn. Woher sollte er das wissen? Denkst du, er fängt Harry's Briefe ab?"

Und kaum hatte Hermine das ausgesprochen, bereute sie es. Denn Harry schien dieser These ganz und gar nicht abgeneigt zu sein. Sein Blick sprach jedenfalls Bände.

„Das würde er nicht tun!" Aber weder Ron noch Harry schienen das zu glauben. „Jetzt seid nicht albern."

Ein paar Stunden später machten sich die Drei Hogwartsschüler auf den Weg nach Hogsmead. Jedoch völlig unbemerkt von allen anderen Schülern oder Lehrern, denn Hermine hatte einen Ignorierzauber über sie gesprochen. Der Wind war frisch, aber ansonsten schien ihnen das Wetter gut gesonnen zu sein. Als sie Hogsmead nach dem längeren Fussmarsch erreicht hatten, bogen sie ohne Umschweife in die Straße ein, in der der Eberkopf lag. Kaum traten sie ein, spürten sie, wie sie durch eine unsichtbare Mauer gingen. Auf dem ganze Gebäude lag ein starker Schutzzauber, der Feinde sofort erkennen würde.

Arthur war bereits da und er hatte auch Lupin mitgebracht. Sie freuten sich alle, sich wieder zusehen. Und nach einer kurzen Begrüßung nahmen sie an einem Tisch platz. Sie bestellten sich nichts zu trinken, sondern rückten gleich so nahe zusammen, wie sie nur konnten und verloren keine Zeit.

„Lange können wir nicht bleiben, Harry. Also lass uns gleich auf den Punkt kommen. Wie kommst du zu der Annahme, das Snape Draco hilft, die Todesser nach Hogwarts zu bringen?" fragte Arthur.

„Sie haben mir doch von dem Verschwindekabinett erzählt. Draco hat das Gegenstück in Hogwarts gefunden." Arthur und Lupin tauschten einen kurzen, schweigenden Blick aus.

„Es stimmt." unterstütze Hermine Harry ohne zu überlegen.

„Seid ihr euch da sicher?" fragte jetzt Lupin.

„Ich bin Draco mit dem Tarnumhang von meinen Vater gefolgt und habe gesehen, wie er im Raum der Wünsche verschwunden ist. Dort stand das Verschwindekabinett und er hat versucht einen Apfel hindurch zuschicken. Aber es schien nicht zu funktionieren."

Kurze Stille. Nach einem weiteren Blickaustausch zwischen den beiden Männern räusperte sich Arthur und sah die drei Kinder vor sich ernst an.

„Wir wissen von Snape...das Draco vom dunklen Lord eine Aufgabe zugetragen wurde. Welche es ist, wissen wir aber nicht, denn Severus sagt, das auch er selbst das nicht eindeutig weiß. Aber was ich euch versichern kann, ist, das Snape seit Jahren für Dumbledore spioniert."

„Aber nach der Party von Slughorn habe ich gehört, wie Snape Draco seine Hilfe angeboten hat!"

„Harry..." sprach jetzt Lupin. „Ich bin mir sicher, das Snape Dumbledore über alles unterrichtet hat. Aber du musst eins wissen: Was Dumbledore mit Snape plant, bleibt nur unter den Beiden. Wir anderen Mitglieder erfahren davon nichts."

„Und wenn Snape uns alles etwas vormacht?"

„Ron!" zischte Hermine ihn an.

„Nein, Hermine. Ron hat recht. Snape spioniert zwar für Dumbledore...aber er spioniert in gewisser Weise auch für den dunklen Lord. Schließlich muss er bei den regelmäßigen Todessertreffen auch etwas berichten."

„Das ist ein gefährlicher Gedanke, den du da äußerst, Arthur."

„Warum, Remus? Es ist nicht gelogen."

„Dumbledore vertraut Snape, also vertraue ich ihm auch!" erwiderte Lupin etwas lauter.

„Ich habe nicht gesagt, das ich ihm nicht vertraue..."

„Also ist Harry's Gedanke gar nicht so abwegig." unterbrach Hermine sie alle mit ihrem Gedanken.

„Jetzt hört mir alle mal zu: Der Einzige, der wirklich weiß, was gerade genau passiert, ist Dumbledore. Also sollten wir darauf vertrauen, das er weiß was zu tun ist. Vielleicht hat Dumbledore Snape sogar gesagt, das er Draco helfen soll. Hast du daran jemals gedacht?"

Aber Hermine wusste, das Harry daran noch nicht gedacht hatte. Dennoch schienen ihn Arthurs ermahnende Worte zum Nachdenken zu bringen. Sie waren schon wieder auf dem Rückweg nach Hogwarts, es war schon spät. Aber durch Hermines Ignorierzauber würden sie es auch wieder unbemerkt ins Schloss zurückschaffen.

„Und? Hat dir das was gebracht, Harry?" fragte Ron nach einer ganzen Weile.

„Ja und nein." antwortete er wage. „Aber über eines sind wir uns jetzt wirklich sicher."

„Und das wäre?" Hermine blieb stehen und drehte sich zu den beiden Jungs um.

„Derjenige, der zumindest irgendetwas darüber weiß, was Draco vorhat, ist und bleibt Snape."

„Ja und?" fragte Ron.

„Das heißt für uns..."

„...das ich an Snape dran bleiben soll." beendete Hermine Harry's Satz.

Harry brauchte nicht zu antworten, denn Hermine wusste, das es stimmte.

„Muss das denn sein?" fragte sie leicht quengelnd.

„Hermine, du bist die Einzige von uns, die..."

„Ja, ja. Ich weiß." sie schnaubte ergeben und ließ den Kopf leicht hängen.

„Das heißt dann wohl, das du dein Nachsitzen nachholen musst." sagte Ron mitleidig.

„Nicht schon wieder..." erwiderte Hermine und ging weiter in Richtung Schloss.

Aber wie es aussah, kam sie von diesem Mann einfach nicht mehr los. Das konnte ja noch was werden.

The Journey of two SoulmatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt