Hinterhalt

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Die Zeit ging vorbei und langsam wurde es Abend. Die untergehende Sonne warf ihr rotes Licht über die Strasse und verlieh der Atmosphäre etwas Entspanntes. Sam und ich verbrachten den ganzen Tag auf dem Wachposten.

Ich beobachtete die Mittglieder des Clans, wie sie langsam ihre Arbeit beendeten und sich schlafen legten. Sie alle waren Opfer der Apokalypse gewesen. Viele waren Waisenkinder, wie Anna und ich, viele waren aber auch alte Wittwen und Wittwer. Es gab aber auch einige Familien mit Kindern. Kinder, die eine bessere Kindheit verdient hätten, als diese Miserie hier. Ich balllte meine Hände zu Fäusten zusammen. Und das alles nur wegen Syrakus

Sam hatte sich mittlerweile selbst schlafen gelegt und träumte friedlich vor sich hin. Ich betrachtete meine drei Mitbewohner. Was wäre wohl aus meiner Schwester und mir geworden, wäre Martha nicht gewesen?

Ich rappelte mich auf und rüttelte Sam an der Schulter."Hey ich gehe kurz zu Anna, gute Nach wünschen, kannst du so lange die Wache übernehmen?"

Sam grummelte und setzte sich auf."Aber nur weil du es bist, Lilith."

Sie rappelte sich auf, trottete ans Geländer und blickte müde auf die Strasse hinab. Leise kletterte ich nach unten.

Suchend blickte ich über die schlafenden Clanmitglieder. Meine Schwester musste hier irgendwo liegen. Schliesslich entdeckte ich sie im hintersten Bereich der Halle und ich huschte schnell zu ihr hinüber.

Sie war noch wach und versuchte gerade verzweifelt, sich einen Zopf zu flechten. Ich grinste und setzte mich neben sie."Komm ich helfe dir. Das ist ja kein Anblick hier."

Ich nahm ihre Haare und flechtete sie langsam zu einem Zopf zusammen. Anna lächelte dankbar und liess mich gewähren."Danke Lilith. Ich krieg es einfach nicht alleine hin."

Ich schmunzelte und flechtete weiter."Hey dafür sind grosse Schwestern ja da. Für wen wilst du denn deine Haare stylen, wenn ich fragen darf?"

Annas Wangen nahmen einen zarten Rotton an."Mark und ich haben morgen zusammen Küchendienst. Er fand die Zöpfe, die du mir letzte Woche geflochten hast, süss, also wollte ich mir mal selbst einen machen. Hat aber nicht so gut geklappt."

Sie lächelte leicht."Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Felix? Vertragt ihr euch immer nich nicht?"

Ich nahm ein Haargummi und band ihre struppigem Haare fest."Was denkst du denn? Ich könnte ihm den Hals umdrehen. Er ist nerviger den je."

Anna kicherte und drehte sich zu mir um."Schade, ich finde euch zwei süss. Ihr wärt ein echt tolles Paar."

Ich lachte bitter."Oh bitte, ich und er? Niemals. Er ist bei Abstand der nervigste, faulste, frechste-"

Weiter kam ich nicht. In diesem Moment knallte es laut und die Erschütterung brachte den Boden zum beben. Staub und Schutt rieselte auf uns herab. Anna riss erschrocken die Augen auf und krallte sich an meinem Arm fest."Lilith...was war das?"

Ich runzelte die Stirn und stand auf. Mein Atem beschleunigte sich."Bleib hier Anna. Ich sehe mal nach."

So schnell ich konnte, lief ich zum Wachposten und kletterte hinauf. Mein Herz raste in meiner Brust. Ich zog mich bis ganz mach oben und rappelte mich mit zitterden Knien auf. Sam stand am Geländer, die Augen weit aufgerissen und ihr ganzer Köper zitterte."Sam was ist hier los? Was war das?"

Sam drehte den Kopf zu mir. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Mit zitterden Finger zeigte sie auf die Strasse. Ich runzelte die Stirn und stellte mich neben sie an das Geländer.

Auf der Strasse vor dem Hauptquartier erkannte ich eine dunkle Gestallt. Sie war kräftig gebaut und stand auf zwei dünnem krummen Beinen. Es wunderte mich, das das Vieh überhaupt auf diesen Strohalmen stehen konnte. Der Kopf war rund und ein grosser Mund mit spitzen Zähnenzog sich über das, was bei einem Menschen das Gesicht gewesen wäre. Sein langer, mit Stacheln besetzter Schwanz schwenkte es drohend über seinem gehörnten Kopf.

Sams Lippen zitterten."Ein Moskute zweiten Ranges. Die kommen normalerweise nie hierher. Sie können ihr Aussehen an die Umgebung anpassen, deshalb habe ich ihn nicht gesehen. Wenn er hier reinkommt sind wir alle verloren." Flüsterte sie. Ich wich erschrocken zurück und stolperte dabei fast über Petes Füsse. "Autsch pass doch auf was-mfp!"

Ich hielt ihm den Mund zu und bedeutete ihm Still zu sein. Jetzt wurde auch Felix langsam wach und blickte sich verwirrt um.

Plötzlich krachte es noch einmal und das ganze Gebäude bebte. Die Holzbretter, die wir vor die Fenster genagelt hatten, fielen klappernd auf den Boden. Jetzt wurden auch die anderen aus unserem Clan wach. Einige Kinder begannen zu weinen. Es krachte erneut und der Wachposten begann gefährlich zu wanken.

Ich blickte auf die Strasse. Der Moskute hatte den Eingang gerammt und brachte die ganze Strucktur aus dem Gleichgewicht.

Ich hörte ein lautes Brüllen und blickte nach oben. Ich stolperte nach hinten. Ein zweiter Moskute sprang durch ein oberes Fenster und und landete in der Mitte der Halle. Die Menschen schrien und stoben panisch auseinander. Mir tratten Tränen in die Augen und ich sah mich hecktisch nach Anna um. Wo war sie nur? Ich hätte sie nicht zurücklassen dürfen.

Der Moskute stiess ein lautes Brüllen aus, und schwenkte seinen Schwanz. Das Blut gefrohr mir in den Adern und ich blickte mich hilfesuchend um. Wo war Anna?

Ich blickte hastig über die panische Menschen, die verzweifelt versuchten, aus dem Gebäude zu flüchten. Ich entdeckte Anna, wie sie von der Menge mittgerissen wurde.

Felix sprang auf und begann mit zitternden Händen nach unten zu klettern."Kommt schnell! Wir müssen ihnen helfen! Die Waffen liegen in der Nähe des Wachpostens. Wenn wir sie erreichen, können wir die Bestie erschiessen!"

Wir nickten und stolperten Felix hinterher. Meine Hände bebten vor lauter Panik. Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde jetzt gleich aus meiner Brust springen. Ich blinzelte die Tränen weg und kletterte Felix hinterher.

Plötzlich stiess die Kreatur einen schrillen, hohen Schrei aus und rammte ihr stacheliger Schwanz in einen alten Mann, der versucht hatte, aus einem Fenster zu kriechen. Der Mann riss vor Überraschung die Augen auf und blickte unglaublig an sich herunter. Ich sah, wie das Licht langsam aus seinen Augen erlosch. Der Mann kippte zur Seite, den erschrockenen Ausdruck für immer auf seinem Gesicht festgenagelt.

Die Kreatur stiess einen triumphierenden Schrei aus und schwenkte den Blutverschmierten Schwanz in der Luft. Das Blut gefrohr in meinen Adern. Diesen Schrei hatte ich schon Mal gehöhrt. Es war als würden meine Muskeln zu Eis erstarren. Unfähig mich zu rühren klammerte ich mich am den Treppenstufen fest. Die Panik schnürrte mir den Hals zu. Ich konnte nicht einmal mehr Schreien.

Jemand rüttelte mich an der Schulter, doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich hatte nur Augen für die Kreatur vor mir. Das Viech drehte sich um und fixierte sich auf mich. Jemand schrie meinen Namen. Krachen,Lärm, Staub. Tränen, die meine Sicht verschwammen. Ich spürte, wie meine Knie unter mir nachgaben. Die Kreatur hohlte aus und zertörte mit einem einzigen Hieb den Wachposten, auf dem wir standen.

Wir stürzten in die Tiefe. Verschwommen sah ich die zerstörten Fenster an mir vorbeiziehen. Holzsplitter und Nägel flogen in alle Richtungen.  Ein starker Schmerz ein lautes Krachen ein lauter Schrei. Dann wurde alles dunkel.

Stille.

Mission Yellow|Lee Felix-UnfinishedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt