Leon

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Ronjas Sicht:

Leon und ich gingen ein wenig spazieren. Hand in Hand. Lächelnd. Glücklich.

Der Hintergedanke von mir war immer noch da, doch warum sollte ich auf meinen Tod warten und alle Menschen meiden? So war das auch kein Leben. Leon gab mir einen Sinn. Er gab meinem Leben einen Sinn. Das wusste ich die ganze Zeit und doch hatte ich mich die ganze Zeit dagegen gesträubt. Was mich nun so plötzlich umgestimmt hatte, wusste ich nicht genau, aber es fühlte sich richtig an. Es tat gut. Janessa hatte Recht: Leon war der, der mir nun am besten tat.

Wir spazierten zum Waldrand. Eine große Wiese erstreckte sich vor uns. Die Sonne schien leicht durch die Wolkendecke und verlieh der Wiese einen gewissen Glanz. Es sah nicht mehr so trist aus wie vorher. Wir gingen ein Stück weiter. Irgendwann waren wir ganz in der Nähe vom Lager der Flammenmützen und damit in der Nähe von Gonzo Gonzales. Mir kam es so vor, als würde es immer kälterer und düsterer werden, je weiter wir uns annäherten. Irgendwann blieb ich stehen und ließ die Hand von Leon los. Ich wollte nicht weiter gehen. Ich fühlte mich nicht wohl und Leon sah mir das an. Er stellte sich vor mich. ,,Er wird dir nichts mehr tun. Das glaube ich nicht." Ich sah den Jungen trübselig an. Er wusste ja nichts von dem Treffen mit dem blassen Vampir und ich hatte auch nicht vor ihm das zu erzählen. Immerhin war auch nichts passiert.

Ich schluckte. ,,Ich fühle mich hier trotzdem nicht wohl. Können wir wieder umdrehen oder zumindest woanders hingehen?" Mein Freund nickte. Er nahm wieder meine Hand und wir gingen zurück. Bei unserem gesamten Spaziergang redeten wir nicht viel miteinander. Eigentlich gar nicht. Die Zweisamkeit reichte uns aus. Erst beim Teufelstopf wieder angekommen fragte Leon mich: ,,Und was möchtest du nun? Wollen wir wieder nach Hause? Soll ich dich bringen?" Ich nickte. ,,Ja, ich bin schon ziemlich erschöpft. Zudem warten meine Medikamente und ein Gespräch auf mich." ,,Okay." Er lächelte mich an und wir gingen zurück. Er brachte mich nach Hause. Aber wirklich ganz nach Hause. Er kam extra noch mit ins Haus, damit er ganz genau wusste, dass ich heile angekommen war. Meine Mutter war sehr erfreut ihn bei uns zu sehen und begrüßte ihn herzlich. ,,Leon, ich finde es sehr schön dich wiederzusehen. Du kannst gern die Tage zum Essen kommen." Mein Freund lächelte und antwortete: ,,Das ist sehr nett, danke. Ich werde dem auf jeden Fall nachkommen." Danach verabschiedete er sich von meiner Mum, gab mir einen Kuss und ging. Schon gleich als die Tür gerade ins Schloss gefallen war, rief meine Mutter mich auch schon in die Küche. Ich seufzte, verdrehte die Augen und ging zu ihr.

Als ich auf den Tisch sah kam mir schon das Würgen. Die orangenen kleinen Dosen waren zu einem schlechten Symbol für mich geworden. Ich setzte mich also, aß mein Abendbrot und nahm dann die Tabletten. Meine Mutter und sogar mein Vater setzten sich dann zu mir. Dann war es wirklich ernst, wenn selbst mein Vater dazu kam.

,,Wir wollen, dass du wieder zur Schule gehst.", fing mein Vater an. Ich nickte. Meine Eltern schauten sich überrascht an. ,,Was soll uns dein Nicken sagen?", fragte meine Mutter. ,,Dass ich das weiß, dass ihr das wollt und ich ebenso weiß, dass ich nicht ewig Zuhause bleiben kann. Also werde ich wieder hingehen. Meine Frage an euch ist, wann ich wieder hin soll." Erst bekam ich keine Antwort. Sie hatten wohl gedacht, dass das hier eine stundenlange Diskussion mit sich brachte, aber sie irrten sich. Wie schon gesagt; was brachte es mir, die ganzen Tage auf meinen Tod zu warten? Irgendwann räusperte sich mein Vater: ,,Nun ja, da heute schon Donnerstag ist, würden wir es gern ab nächster Woche ansetzen. Wenn es dir dann doch noch zu viel ist, können wir es auch reduzieren. Aber erstmal heißt es, dass du ganz normal zu Schule gehst. In voller Länge deines Stundenplans." Ich nickte. ,,Okay. Ich gebe mir Mühe." Meine Mutter lächelte. ,,Das wissen wir Schatz. Du kannst jetzt nach oben. Und wir würden es nur begrüßen, wenn Leon uns besuchen kommt. Auch gern über Nacht. Wir sehen, dass er dir gut tut." Ich strahlte meine Eltern an. Das war das Liebevollste, das sie jemals gesagt haben. Ich ging zu ihnen hin und umarmte sie. ,,Ich danke euch." Danach ging ich sofort nach oben und auf dem Weg schrieb ich Leon:

Engel und Teufel - Wer gewinnt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt