Was lange währt wird endlich...

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Hallo,

habe mal eine Liedempfehlung für dieses Kapitel, welches mich auch sehr zum Schreiben angesport hat. Die Bedeutung des Liedes in diesem Kapitel ist anders gemeint, als das was das Lied normalerweise aussagt.

https://www.youtube.com/watch?v=k84QxVJd0tI

(Skylar Grey - Coming Home)

Ronjas Sicht:

Mein Vormittag verlief sehr ruhig. Ich verbrachte die meiste Zeit mit lesen. Ich hatte die Warrior Cats Reihe nun schon ewig in meinem Bücherregal stehen, jedoch war ich nie dazu gekommen, sie mal bis zum Schluss zu lesen. Und auch obwohl ich nun genug Zeit hatte, hatte ich sie noch nicht durch.

Ich ging eigentlich nur zum Essen runter. Janessa dort sehen zu müssen tat mir weh. Sie hatte mich betrogen. Meine eigene Schwester. Zwillingsschwester! Ich versuchte es zu vermeiden sie beim Essen anzusehen. Ich wusste, dass ich nur ihren Hundeblick bekommen würde der mir zeigen sollte, dass es ihr ja so leid tat und sie es so bereuen würde. Ich konnte sehr gut darauf verzichten. Mir war noch niemals jemand so in den Rücken gefallen. Freunde kamen in mein Leben und gingen auch wieder, aber sie war meine Schwester. Sie und ich teilten die gleichen Gene. Mein eigenes Gen hatte mich so gesehen verraten. Ich wollte das nicht. Es war wie ein Albtraum. Mein ganzes Leben war ein Albtraum aus dem ich nicht mehr aufwachte. Ein Albtraum der nie zu Ende ging. Und doch hoffte ich es jeden Tag, dass ich meine Augen aufmachen würde und alles wäre wieder wie vorher. Ich hätte kein beschissenes Herz mehr mit einem Fehler. Ich hätte ein gesundes Herz mit dem ich wieder Fußball spielen konnte. Ich hätte wieder eine Schwester, auf die ich zählen konnte. Für die ich alles geben würde. Ich hätte die Janessa wieder, die Leon und mich zusammen gebracht hätte. Die Janessa, die meine Mannschaft am Anfang gehasst hatte und es immer noch teilweise tat, bis auf einen Jungen. Ich hätte die Schwester wieder, die mich vor Gonzales beschützte und die ihr Leben für mich hergegeben hätte. Die Janessa, die skaten über alles liebte so wie das sprayen und ihre einzige übelste Tat wäre es andere zu beleidigen, frech zu sein und ihre Spraykünste an verbotenen Orten auszuüben. Ich wollte diese Janessa wieder, die ich über alles liebte und die es Wert war geliebt zu werden. Ich wollte mein Leben wieder haben, welches ich eigentlich sehr mochte. Ich mochte es die Schule zu besuchen und wollte mit Leon über unsere Zukunft reden. Eine Zukunft die ihn und mich in einem Haus mit einem Kind zeigte. Ich wollte meine heile Welt wieder. Mein glückliches Leben. Doch niemals würde ich aufwachen. Niemals würde ich wieder dieses Leben leben.

,,Ronja!" Meine Mum schaute mich besorgt an. Ich hatte angefangen zu weinen. Mein Essen war inzwischen von meinen Tränen versalzt worden. Diesmal schaute ich auch zu Janessa. Eher aus Reflex als aus dem Wille. Auch sie sah mich traurig an. ,,Ich hab keinen Hunger.", sagte ich bloß und stand vom Essenstisch auf. Ich lief die Treppen hoch und wischte mir dabei meine Tränen weg. Jedoch war das unnütz, denn schon kurz danach liefen weitere nach. Ich setzte mich auf mein Bett und starrte an die Wand. So versuchte ich mich zu beruhigen. Ich atmete kontrolliert langsam, denn ich hatte keine Lust auf noch so einen Anfall von der letzten Nacht. Es lenkte mich etwas von meinen Gedanken ab. Ich legte mein Gesicht kurz in meine Hände. Dann wischte ich mir nochmal das Nasse von meinen Wangen und fuhr mir durch meine Haare. Ich atmete tief ein und aus.

Da kam Janessa langsam in mein Zimmer geschlichen. Ich sah sie wütend an. ,,Hau ab!" sagte ich bevor ich mein Gesicht in ein Kissen vergrub. Sie hörte nicht. Ich hörte wie Schritte zu mir kamen. Sie setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf den Rücken. ,,Fass mich nicht an!", fauchte ich sie an. Immer noch keine Reaktion. Ich tat nichts weiter. Immerhin konnte ich dieses Mädchen mal sehr gut leiden. ,,Ronja. Bitte, hör mir einfach zu. Du musst nichts dazu sagen. Ich will nur, dass du mir einmal, nur noch einmal zuhörst." Ich blieb still. Sollte sie doch reden. Für mich stand meine Meinung fest. Niemals konnte ich ihr vertrauen. Nach einem kurzen Moment fing sie an zu reden:

,,Ronja, du bist alles für mich. Einfach alles. Mit dir konnte ich alles teilen. Und ich würde es immer noch machen. Ich vertraue dir so sehr, wie ich keinem vertraue. Ich weiß, dass ich dich sehr enttäuscht habe und ich bereue es. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich es bereue. Ich wusste nicht, dass es nur dieser eine Moment war. Eine kurze Phase in der ich etwas eifersüchtig darauf war, was du hattest und ich nicht. Dabei hat Marlon so viel für mich getan und sich so gut um mich gekümmert. Leon hat es einfach auf eine süßere Weise bei dir getan. Der Effekte und die Handlungen waren die Selben. Das ist das, was ich nicht erkannt habe und weshalb ich so viel zerstört habe. Ich weiß, dass ich einen Vertrauensbruch vom Feinsten begannen habe. Ich würde es nie wieder machen. Ich würde es ändern, wenn ich es könnte. Das hab ich dir schon mal gesagt. Ich will nur dass du weißt, dass ich immer noch alles für dich geben würde. Dich immer noch beschützen würde vor alles und jedem. Ich würde immer noch mein Leben für dich geben. Ich hoffe du kannst mir irgendwann eines Tages verzeihen. Und egal ob du noch wütend auf mich bist oder wir keinen Kontakt hatten oder sonst was...Du kannst mich trotzdem immer anrufen und mir sagen wenn du bei irgendwas, egal was, Hilfe brauchst. Denn ich lieb dich kleine Schwester! Kleine Schwester, die nur 20 Minuten kleiner ist als ich."

Mir liefen weiterhin Tränen. Langsam wusste ich nicht mehr, ob es Traurigkeit oder Gerührtheit war. Ich sagte nichts zu ihr denn noch immer konnte ich ihr nicht einfach so verzeihen. Das war nicht mit mir selbst vereinbar.

Nach einer Zeit des Schweigens ging Janessa wieder. Ich wartete noch kurz und nahm erst dann das Kissen von meinem Gesicht weg. Eine Weile saß ich dort noch so um mich weiterhin zu beruhigen. Meine Tränen wurden weniger und irgendwann waren sie ganz getrocknet. Leon war um kurz vor 15 Uhr bei mir. Ich erzählte ihm nichts davon, was hier los war. Ich erzählte ihm nichts von meiner Traurigkeit. Das brauchte ich nicht. Er bemerkte es selbst und wusste, dass wenn ich nicht drüber sprach, ich auch nicht drüber reden wollte.

Den Nachmittag versuchte Leon mich etwas auf die Schule vorzubereiten. Erklärte mir einiges an Unterrichtsstoff und erzählte, was so auf unserer Schule los war. Ich konnte mich gar nicht richtig konzentrieren. Mir war irgendwie komisch. Es war keine Übelkeit und auch keine Schmerzen. Ich fühlte mich einfach komisch.

Abends lagen wir aneinander gekuschelt in meinem Bett und machten die DVD an, jedoch waren wir mehr miteinander beschäftigt. Wir küssten uns und gaben uns unsere ersten Streicheleinheiten. Mehr wurde aber nicht daraus. Es gab nur Liebkosungen. Und dennoch taten sie so gut und waren so besonders. Wir gingen relativ früh zu Bett, doch ich fühlte mich sehr erschöpft. Diesmal konnte ich ruhiger und schneller einschlafen, als die letzten Nächte denn Leon war bei mir.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Einfach so. Es war nichts gewesen. Ich hatte keinen Albtraum und Durst verspürte ich auch keinen. Ich setzte mich auf. Weshalb war ich bloß aufgewacht? Auf die Toilette musste ich auch nicht. Ich stand auf um mir etwas zu trinken zu holen. Als ich mein Bein aufsetzte fuhr ein gewaltiger Schmerz durch ihn hindurch. Schnell setzte ich mich wieder. Der Schmerz wirkte noch etwas nach, doch bald wurde es besser. Vorsichtig versuchte ich es erneut und es war wieder gut. Langsam verstand ich meinen Körper immer weniger. Ich schaute nochmal zu Leon bevor ich das Zimmer verließ. Auch das war äußerst komisch, denn ich hatte mir nichts dabei gedacht um nochmal zu ihm zu sehen. Ich stieg die Treppen runter. Es war alles dunkel, aber ich machte erst in der Küche Licht an um die Anderen nicht zu wecken. Ich öffnete den Küchenschrank und nahm mir ein Glas. Wasser aus dem Hahn genügte mir, doch bevor ich trank setzte ich das Glas nochmal ab. Ich wollte schnell wieder ins Bett, denn mir war noch immer so komisch wie vorher. Das Gefühl war schlimmer geworden. Ich griff wieder zu meinem Glas und

Engel und Teufel - Wer gewinnt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt