Ich liebe es auszuschlafen. Das habe ich schon immer getan. An Samstagen und Sonntagen habe ich so gut wie immer den ganzen Morgen im Bett verbracht. Habe darin gelernt, meine Serien geschaut oder einfach gelesen. Oft habe ich auch nur Musik gehört und meine Gedanken auf die Reise geschickt. Auch heute noch liebe ich es morgens ohne den Wecker aufzuwachen. Einfach zu irgendeiner Uhrzeit, ohne mir einen Wecker zustellen.
So lief es auch heute. Ich kann zwar die Weihnachtszeit nicht leiden, aber die vorlesungsfreien Tage empfange ich doch mit offenen Armen.
Also drehe ich mich nach mehreren gelesenen Kapiteln auf meinem Kindle um und werfe einen Blick auf meinen Wecker. Es ist bereits spät und eigentlich lohnt sich ein Frühstück vor dem Mittagessen nun gar nicht mehr. Dennoch schiebe ich meinen Hintern schließlich aus dem Bett und werfe auf dem Weg zur Tür entsorge ich eine leere Schokoladentafel. Verdammt, ich hätte sie einfach gestern nicht essen sollen. Jetzt fühle ich mich schlecht.
Schnaubend öffne ich die Zimmertür und schließe mich direkt darauf im Badezimmer ein. Nach einer ausgedehnten Dusche und einer mindestens ebenso ausgedehnten Körperpflege-Zeit verlasse ich den Raum wieder. In Jogginghose und Pullover lasse ich mich letzten Endes zu meinem Bruder auf das Sofa fallen.
Auf dem Fernseher flackert Spongebob, was ich bereits nach wenigen Sekunden an Thaddäus Gesicht erkenne. Mein Bruder trägt noch seinen Schlafanzug und eine leere Müslischale steht neben meiner frischen Kaffeetasse. Der Dampf daraus ist in der Luft sichtbar und verbreitet den typisch etwas bitteren Geruch. Schnell erfüllt er den Raum und damit auch meine Nase.
"Wo sind Mama und Papa?", frage ich schließlich meinen Bruder und errege damit sogar seine Aufmerksamkeit. Ich blinzelt mich an und zieht die Stirn in Falten. Beinahe glaube ich, dass er mich erst jetzt wirklich registriert.
Er zuckt mit den Schultern. "Papa ist arbeiten gegangen und Mama ist zu Oma. Ich wollte aber nicht mitgehen."
Ich nicke und lasse meinen Bruder sich wieder dem Fernseher zuwenden. Meine Schwester hat sich samt Freund und Kind in einem der Gästezimmer meiner Oma einquartiert. Wieso Mama das nicht auf getan hat ist mir allerdings nicht so besonders klar. Sie schläft derzeit in meinem Zimmer, also Hannah's Bett. Heute morgen jedoch habe ich viel zu tief geschlafen um sie gehen zu hören. Immerhin bin ich gestern doch etwas später nach Hause gekommen als geplant.
Nachdem und allen der Weihnachtsmarkt zu kalt wurde, haben wir uns in eine Bar in der Innenstadt verzogen und noch einen recht langen Abend genossen. Mir sind meine Tränen im Nachhinein ziemlich unangenehm, aber ich kann sie auch jetzt nicht mehr einsammeln. Meine Gefühle sind einfach viel zu schnell und viel zu heftig über mir zusammengebrochen. Doch auch einen Tag später erinnere ich mich an das dominierende Gefühl. Verwirrung.
Ich war verwirrt. Von all den Ereignissen die sich über die Tage gezogen haben. Von Jin's widersprüchlichem Verhalten. Von seiner Annahme ich könnte einen anderen haben. Von all den Worten die gefallen sind und die im Nachhinein für mich keinerlei Sinn mehr ergeben haben.
DU LIEST GERADE
Granatapfel [ II - 2019 ]
Teen Fiction"Na schön kleine Lady. Ich habe keinerlei Interesse wie ein Schoßhündchen an deinem Rockzipfel zu hängen. Führ mich herum und vergiss dann einfach, dass es mich gibt. Ich brauche keinen Babysitter. Und erwarte bloß nicht, dass ich dir vor Dankbarkei...