Die Autorin hinter "Keep Dreaming" - meine Geschichte

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Als kleiner Abschluss zum Buch dachte ich mir, dass es euch vielleicht noch interessiert, welches Gesicht hinter der Geschichte steckt. Deshalb hier noch ein kurzes Kapitel zu mir.



Meinen Namen werde ich euch hier nicht verraten, aber ihr könnt mich einfach weiter Joy nennen. Im echten Leben bin ich ein sechzehnjähriges pferdeverrücktes Mädchen aus der Schweiz, welches seit Sommer 2018 gegen die Nervenkrankheit CRPS kämpft.

Ich reite schon, seit ich fünf Jahre alt bin, aber erst mit etwa zehn habe ich zum ersten Mal "richtige Reitstunden" genommen. Als kleines Mädchen wollte ich eine Dressurreiterin werden, aber als ich das erste Mal über ein Hindernis sprang, war es um mich geschehen und ich wusste sofort, dass das mein Sport ist.

Mein reiterlicher Weg war nicht immer ganz einfach. Ich musste einige harte Stürze einstecken, in denen ich mich zwar nie wirklich verletzt habe, die mir aber jedes Mal sehr stark aufs Ego geschlagen haben. Deshalb wollte ich mit zwölf Jahren eigentlich nichts mehr vom Springen wissen. Dank einem besonderen Pferd und der Beharrlichkeit meines damaligen Trainers fand ich aber wieder dahin zurück, wo ich aufgehört hatte und konnte dann auch das klassische Reiterbrevet (in der Schweiz ist das sowas wie das Reitabzeichen 6 in Deutschland) absolvieren. Danach musste ich den Springsport leider aufgeben, weil mein Trainer gezwungen war, wegzuziehen.

Zwei Jahre lang war ich nur noch im Gelände unterwegs, bis ich mir dann den Traum vom eigenen Pferd verwirklichen wollte, um dem richtigen Reitsport wieder etwas näher zu kommen. Der Schuss ging nach hinten los und eine Woche vor dem geplanten Kaufdatum verletzte ich mich beim Squashspielen am rechten Unterarm.

Weil die Verletzung, ein Muskelriss, nicht richtig erkannt wurde, entzündete sich das Ganze und zog sich für mich quälend lange hin. Ich gab mich widerwillig damit ab, eine Pause mit dem Reiten machen zu müssen und wollte einfach nur möglichst schnell wieder aufs Pferd. Als aus den vorgesehenen sechs Wochen Heilungsdauer allerdings Monate wurden und die Schmerzen immer schlimmer wurden, wurden sowohl meine Familie, als auch die Ärzte misstrauisch. MRT und Ultraschall blieben jedoch ohne Befund.

Als ich im Winter 2018, ein halbes Jahr nach meinem Sportunfall, unter grosser Sorge der Ärzte nach St. Gallen in die nuklearmedizinische Abteilung geschickt wurde, um eine Drei-Phasen-Szintigraphie machen zu lassen, ahnte ich noch nicht, was dabei rauskommen würde. Ich verliess das Krankenhaus wieder mit der Diagnose CRPS, ohne zu wissen, was mich erwartete.

Im Zürcher Kinderspital sagten mir die Ärzte dann, dass das Reiten zu gefährlich sei. Ich hatte in diesem halben Jahr, in dem die Krankheit undiagnostiziert geblieben war, mehr als drei Viertel meiner Kraft im rechten Arm verloren und litt unter starken Schmerzen und Tremors. Allerdings weigerte ich mich, damit aufzuhören, gab meine damalige Reitbeteiligung auf und wechselte zu einer Freundin der Familie, die nichts von meiner Krankheit wusste.

Seit einem Jahr nun schon reite ich eines ihrer Pferde im Gelände. Er hat mir geholfen, besser mit meiner Krankheit umzugehen, auch wenn sie mittlerweile im ganzen Körper steckt und die Schmerzen bisweilen unerträglich geworden sind. Er ist nicht das schönste Pferd, ganz im Gegenteil; er hat etwas zu kurze Beine, einen etwas zu dicken Bauch, ein etwas zu ponyhaftes Gesicht und frisst ein ganzes Stück zu viel Mist. Aber nichtsdestotrotz hat er mir mehr geholfen als jedes andere Pferd.

Obwohl ich dieses Pferd sehr mag, spüre ich jedoch, genau wie Joelle auch, dass mir das nicht genügt. Mein grösster Traum ist es, erneut mit dem Springreiten anzufangen und dieses Mal richtig gut zu werden. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und der Tatsache, dass in meiner Umgebung kaum Ställe Springstunden anbieten, vor allem nicht für ein krankes Mädchen ohne eigenes Pferd, habe ich diesen Traum jedoch noch nicht erfüllen können. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass mir, wie Joelle, ein kleines Wunder passiert! ;-)


Ich habe euch meine Geschichte nicht erzählt, um Aufmerksamkeit zu bekommen, nicht ohne Grund habe ich dieses Kapitel erst am Schluss des Buches geschrieben. Ich wollte einfach, dass ihr wisst, dass ich "Keep Dreaming" nicht einfach aus dem hohlen Bauch heraus geschrieben habe, ohne eine Ahnung davon zu haben, worüber ich schreibe.

Auch soll das Krankheitsbild von Joelle nicht mein eigenes darstellen. Unsere beiden „Schicksale" sind recht verschieden.

Nochmals vielen Dank, dass ihr meine Geschiche gelesen habt!

Keep Dreaming - Ich werde reitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt