POV Alex
Als ich das nun schwarze Display in meiner Hand betrachte, fing mein Herz langsam wieder in der normalen Geschwindigkeit an zu schlagen. „Wieso nimmst du dir einfach mein Handy?", fragte ich immer noch ein wenig verwirrt. „Und warum tust du so als könntest du damit nicht umgehen?" Ich verstand gerade wirklich gar nichts mehr. Mein Opa war überhaupt nicht so wie er sich eben dargestellt hat. Er weiß genau wie man ein Handy benutzt, er hat sogar ein eigenes und das ist besser als meins.
„Ich wollte mir ein bisschen Spaß gönnen, du siehst so müde aus Lexi", meinte er leicht schmunzelnd, doch ich sah nur wieder auf mein Handy. Ausgerechnet Milo musste er anrufen? Warum nicht irgendwen anders?
„Ich fand es aber nicht lustig", meinte ich dann und steckte kopfschüttelnd das Handy weg. „Alexander?", ich sah zu meinem Großvater, welcher mich besorgt ansah und auf den Sessel neben sich klopfte. Seufzend gab ich nach und ließ mich auf den Sessel fallen.Der Tag heute fing allgemein komisch an. Alleine die Tatsache das mein Opa mit mir alleine unbedingt sprechen wollte. Aber auch das wir nicht wie sonst immer am Stammtisch meines Opas sitzen, welcher sich im Aufenthaltsraum des Altenheims befindet. Nein, wir saßen aus unerklärlichen Gründen in seinem Zimmer und er nahm ohne das ich es bemerkte mein Handy.
„Warum sollte ich kommen Opa?", fragte ich bevor er noch was sagen konnte. Er musterte mich kritisch, lächelte mich dann aber warm an. Mein Opa war nicht krank, er kann auch noch gut für sich selber sorgen, doch nachdem seine Frau starb bestand er darauf in dieses Heim zu gehen. Von vielen Pflegern wurde ich freundlich begrüßt, sie schwärmten immer mal wieder von meinem Opa, ihrem Sonnenschein. Er hat viele Freunde, amüsierte sich immer mit allen anderen und trotzdem kann ich ihn nicht verstehen.
Wenn ich die Chance hätte, das Leben noch weiter zu genießen dann würde ich es machen. In einem eigenen Haus. Mit meiner Familie. Doch er ist hier und ich bin zuhause, nur an Sonntagen können wir uns sehen, da ich sonst zu viel zu tun habe.„Ich möchte dir was geben", meinte er mit dem selben Lächeln wie vorhin, als er mich zuerst gesehen hatte. Er drückte mir ein Stück Papier in die Hand. „Was ist das?", fragte ich, als ich darauf nur vier Zahlen erblickte.
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„Das sind die Zahlen zu deinem neuen Bankkonto", meinte er ganz normal und umschloss meine Hand mit dem Papier, mit seinen. „Opa", murmelte ich nur und sah auf unsere Hände. „Weißt du Lexi, als du damals geboren wurdest, kam dein Vater zu mir. Ich habe meinen Sohn noch nie so glücklich gesehen, als in dem Moment wo er uns sagte das du endlich da bist. Er meinte zu mir, er würde sein bestes geben um Dir ein gutes Leben zu ermöglichen. Mit eigener Arbeit und ohne mein Geld", erzählte mir mein Großvater und ich sah ihn an.
Mein Opa hatte eine große Firma geführt und verdiente dementsprechend viel Geld. Ich wusste das Dad damals in einer großen Villa lebte, als er Mum kennen lernte. Das er darauf verzichtete als wir zu dritt waren, war mir allerdings neu. Allerdings kann ich ihn verstehen, denn auf eigenen Beinen stehen zu können ist ein unglaublich befreiendes Gefühl, wenn es zum richtigen Zeitpunkt geschieht.
„Ich habe das akzeptiert und war unglaublich stolz darauf, dass ich einen Sohn hatte, der immer noch so bodenständig ist. Er bat mich allerdings auch darum für den Fall der Fälle, daran zu denken, dass es dir gut gehen soll." er lies meine Hand los und sah mir direkt in die Augen. „Seit deiner Geburt hat jeder etwas auf dieses Konto eingezahlt. Dein Vater, deine Mutter, die Eltern deiner Mutter und Oma und ich auch. Ich habe deinem Vater versprochen es dir im Fall der Fälle zu geben." Was meinte er damit? Das war die Frage die sich direkt in meinem Kopf bildet.
Wenn er auf Mum anspielt, kann ich ihn nicht verstehen. Sie ist noch nicht gestorben, ich bin mir sicher das sogar bald der Zeitpunkt kommt wo wir endlich wieder eine Familie sind. „Lexi ich merke wie ich schwächer werde und bevor es zu spät ist oder ich vergesse wie der PIN lautet, wollte ich Dir das erzählen und geben. So wie ich dich kenne, wirst du dich weigern es jetzt schon zu benutzen. Aber glaub mir, irgendwann kannst du dem nicht ausweichen", beendet er seine Ansprache und sah mich lieb an.Ich allerdings war nur verwirrter. „Du spielst auf Mum an", meinte ich und sah dann auf den Boden. „Lexi du lebst seit einem halben Jahr alleine in der Wohnung, du kannst die Miete und den Strom bald nicht mehr von den übrigen Ersparnissen bezahlen. Ich will dafür sorgen, dass du ein gutes Leben hast", rechtfertigt sich mein Großvater. „Mum wird das schaffen! Sie wird mich nicht einfach so verlassen. Du hast sie eben schon erwähnt, bei dem Telefonat! Warum?", meinte ich und schluckte den entstandenen Schmerz herunter.
„Bist du ehrlich zu mir Lexi?", mein Großvater klang besorgt und ernst zugleich was mich Aufsehen ließ. „Hast du jemanden zum reden?" Die Frage warf mich komplett aus der Bahn. Denn eigentlich lautete die korrekte Antwort darauf Nein. Ich habe das mit meiner Mutter keinem erzählt. Warum weiß ich selbst nicht, ich will einfach kein Mitleid. Ich will nicht das Kind mit den Schicksalsschlägen sein. Ich will einfach Normal sein. Ein normales Leben haben. Eine Mutter die Abends nachhause kommt und sich um mich kümmert. Eine die mir Kraft gibt den nächsten Tag zu überstehen. Nicht andersherum. Außerdem möchte ich endlich den Mut besitzen jemanden zu erzählen wie es in mir aussieht. Ich möchte das mir jemand antwortet, wenn ich erzähle das ich Schwul bin.
Ich möchte jemanden zum reden haben! Aber ich kann nicht einfach jemanden in meine Probleme rein ziehen.
„Wer ist Milo?", fragte mein Opa nun unvermittelt und diese Frage löste einen Zusammenbruch in mir aus. Wer ist Milo denn für mich? Er ist auf keinen Fall nur ein Sexpartner, dafür reden wir zu viel miteinander. Aber wir sind auch keine Freunde, denn Freunde kennen den jeweils anderen.
Ich kenne Milo kaum. Besser gesagt, ich kenne vielleicht Milo, aber nicht sein Leben. Das einzige was ich weiß ist, dass es nicht wirklich einfacher ist als meins.Während ich so darüber nachdenke, fangen meine Augen an zu brennen und ich Presse die Lippen aufeinander. „Lexi", murmelt mein Opa einfühlsam und sieht mich traurig an. „Alles wird gut, du hast die Kraft das durchzustehen Großer", hörte ich meinen Großvater sagen, als er mich in seinen Arm drückte und eine ganze Weile nicht mehr losließ.
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Unser Geheimnis... (Abgeschlossen)
Teen FictionVon der Seite tippte er mir gegen die Schläfe, was mich nur aggressiver machte. „Was ich in meinem Leben mache geht dich einen Scheiß an! Du bist nur ein kleiner Teil davon, der auch noch versteckt wird. Was interessiert dich also wo ich zur Schule...