11. Echter Anfängerfehler Alex!

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POV Alex

Mein Blick galt seit einer halben Stunde nur dem Rucksack, welchen ich im Wohnzimmer vor dem Fernseher angestellt habe.
Eins muss man Milo lassen, unter seinen Freunden ist er eindeutig der schlauste. René wurde von unserer Lehrerin mit seinen gesamten Sachen zum Direktor geschickt, weil er wieder irgendeine scheiße gebaut hat. So dumm wie er ist, hat er dann natürlich Milos Rucksack einfach stehen lassen. Da seine anderen Superhirne namens Freunde nicht mal sein Fehlen bemerkt haben und ich sowieso immer als letzter den Klassenraum verlasse, war es nicht schwer ihn mitzunehmen. Das werde ich Milo aber natürlich nicht erzählen, der kann sich glücklich schätzen, dass ich ihn nicht einfach habe stehen lassen.

Die Frage ist nur warum ihm der Rucksack so wichtig ist. Ich will nicht rein schauen und wahrscheinlich soll ich das auch nicht, aber es ist so verlockend wie er da steht. Was auch immer da drin ist wird wichtig für ihn sein, denn um seine Schulsachen würde der Typ niemals Panik schieben. Ich hatte es noch nicht mal geschafft meine Jacke und Schuhe auszuziehen, ich saß einfach nur auf dem Sofa und starrte diesen Rucksack an.

Auf einmal klingelte es an der Tür. „Fuck", murmelte ich, als ich auf die Uhr sah und zog mir hektisch die Schuhe aus. „Hey", sagte ich und hatte so einen Schwung drauf, dass ich die Tür fast wieder vor seiner Nase zuschlug. „Hey", antwortete er und drängte sich an mir vorbei. „Bist du gerade erst gekommen?", fragte er sichtlich verwirrt, kein Wunder die Schule war schon lange zu Ende. Ich musste über eine halbe Stunde in meinen Gedanken versunken sein. „Quatsch wieso?", spielte ich es runter. „Du hast deine Jacke an Carter", sagte er und obwohl er mich nicht ansah, sondern sich auf seine Schuhe konzentrierte, konnte ich das schmunzeln heraushören. Ich merkte wie mir heiß wurde und das Blut in meinen Kopf schoss. Wie dumm bin ich denn bitte? Schuhe ausziehen, aber nicht die Jacke? Echter Anfängerfehler Alex!

„Brauchst doch nicht gleich rot werden", meinte Milo und fing an mich ein wenig auszulachen. „Halts Maul", grummelte ich nur. „Heute so schnippisch?", Milo hatte seine Sachen ordentlich verstaut. „Dein Rucksack steht im Wohnzimmer", meinte ich aber nur und hörte wie er dorthin auch verschwand, als ich meine Jacke aufhing. „Ich hoffe du hast nicht geschnüffelt", hörte ich ihn rufen und lehnte mich an den Türrahmen. „Doch natürlich, schließlich interessiere ich mich so unglaublich für dein verkorkstes Leben", sagte ich grinsend, doch der Blick den ich darauf kassierte raubte es mir wieder. „Entspann dich Milo, ich geh doch nicht an deine Sachen", sagte ich ehrlich. Die Erinnerung, wie sehr ich mit mir gekämpft hatte, verdrängte ich einfach mal ganz schnell. Milo nickte nur und musterte mich skeptisch. „Hör zu", meinte er und kam auf mich zu. „Ich will jetzt nicht mehr an den ganzen Tag denken und an die Scheiße in meinem verkorksten Leben", seine Stimme wurde immer leiser und er kam mir immer näher. Aus unerklärlichen Gründen, die ich aber jetzt schon hasse, begann mein Herz schneller zu schlagen. „Also kannst du jetzt einfach die Klappe halten und mich dich verwöhnen lassen?", unsere Nasenspitzen berührten sich fast und ich öffnete leicht den Mund. Milos Blick glitt zu meinen Lippen und dann wieder zu meinen Augen. Oh Gott! Küsst er mich jetzt? Will ich das? Nein oder?

Milo neigte seinen Kopf leicht und verteilte küsse auf meinem Kiefer. Immer tiefer bis zu der bestimmten Stelle an meinem Schlüsselbein. Bis eben stand ich nur da mit leicht geschlossenen Augen, doch bei dem Punkt riss ich sie wieder auf und griff aus Reflex nach seiner Hüfte. Ebenfalls ein kleiner Laut verließ meinen Mund. „Gehen wir in dein Zimmer?", flüsterte Milo an diese Stelle, worauf ich nur nickte. Sein warmer Atem alleine ließ mich so gut wie alles vergessen. Doch das sollte eigentlich gar nicht so sein oder? So habe ich doch noch nie gedacht. Warum ist seit dem Mal, wo ich die Initiative übernommen hatte, plötzlich alles so anders? Warum-?

Als Milo mich auf mein Bett drückte, konzentrierte ich mich wieder nur auf ihn. Seine Augen hatten sich verdunkelt und es fühlte sich an als könnte er direkt in meine Seele schauen.

Völlig außer Atem lag ich neben ihm und rang nach Luft. Ich war komplett verschwitzt, doch bei Milo sah das nicht anders aus. „Hast wohl eine Menge gerade rausgelassen", meinte ich und fing dann an zu lachen. Auch Milo fing an zu lachen und richtete sich mit einem Arm auf, sodass er auf mich herabsah. „Wieso, hat es dir nicht gefallen Carter?", flüsterte er fast und sah mir dabei direkt in die Augen. Mein Lächeln ebbte ab und ich konnte mich von seinen Augen nicht mehr losreißen: „Das habe ich nicht gesagt." Meine Lautstärke war vermutlich noch leiser, doch ich hatte gerade gar nichts mehr unter Kontrolle. Sein Auflachen riss mich aus meinen Gedanken. „Was?", fragte ich nach und grinste ebenfalls, ohne es wirklich zu merken. „Willst du nicht langsam Duschen gehen?", obwohl die Frage mich komplett aus der Bahn warf, versuchte ich es mir nicht an sehen zu lassen. „Ähm, doch", murmelte ich und setzte mich auf. Anders als erwartet, ließ Milo sich aber nicht wieder zurück aufs Bett fallen, sondern blieb sitzen. Sodass, als ich zu ihm sah, wir uns genauso nah waren wie vorhin im Wohnzimmer. Ich nahm seinen Geruch wahr und musste einmal schlucken. Mist hat er das gesehen? Ich fing an zu Grinsen, was Milo verwirrte. „Bleib nicht zu lange hier drin liegen", meinte ich und Milos verwirrter Ausdruck verschwand. „Wenn du Zeit hast kannst du es ja auch schonmal abziehen, ich muss eh neue Bettwäsche drauf machen", mit diesen Worten stand ich auf. „Was bin ich? Deine Putze?", er klang amüsiert, aber auch ein wenig irritiert. „Wenn du dich so nennen möchtest", meinte ich nur und ging dann schnell Richtung Badezimmer.

Nachdem ich abgeschlossen hatte stützte ich mich am Waschbecken ab und blickte mir im Spiegel entgegen. Ein lauter Seufzer entwich mir und ich schüttelt über mich selbst den Kopf. „Hör auf damit so zu reagieren", zischte ich mich selbst im Spiegel an. „Du hast das anders geplant! So sollte es nicht werden", meine Stimme wechselte ins verzweifelte. „Das ist nicht der Plan gewesen Alexander Carter!"

Unser Geheimnis... (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt