POV Alex
Es ist nicht meine Geschichte, die heute ein Ende zu finden scheint. Sie war nicht dazu bestimmt, mich zu involvieren. Niemand hätte es erahnen können und schon gar nicht ich. Es ist Milos Geschichte, sein Leben. Mein Plan war nie mich einzumischen, im Gegenteil, ich wollte so weit wie möglich von seinen Machenschaften wegsein. Doch jetzt? Die Realität sieht ganz anders aus.
Meine Hand liegt in seiner und ich merke wie angespannt er ist. Von außen betrachtet sieht man ihm dies nicht an. Er hat sich schick gemacht mit Hemd und Lackschuhen, doch er hat bis jetzt nicht viel gesagt. So wie in den letzten Tagen eben auch.
Ich bin gerne für ihn da und leiste ihm Gesellschaft, aber ich sehe auch, dass ihm dies nicht wirklich hilft. Es rettet ihn vor dem völligen Absturz, aber es verbessert seine Lage nicht.Sein Kopf dreht sich zu mir und er sieht mich nachdenklich an. Es erinnert mich ein wenig an Momente, vor ein paar Monaten, als ich noch nicht so stark für ihn empfunden habe wie jetzt. Ich wusste nie wirklich was in seinem Kopf abgeht, was er denkt, wie er fühlt. Doch anders als früher, interessiert es mich jetzt. Diese Situation ist neu für uns. Sich alles zu erzählen und keine Geheimnisse zu haben, widerspricht dem, was wir sonst immer gemacht haben. „Was geht in dir vor?", frage ich aber, als er seinen Blick wieder abwendet. „Nichts. Besser gesagt.... ich weiß nicht was in mir vorgeht", murmelt er und drückt einmal meine Hand.
„Nach heute ist die ganze Scheiße vorbei", sage ich wieder und schwerfällig nicht Milo. „Wir haben ja einen Plan", meint er seufzend und ich beiße mir von innen auf die Lippe. „Ja", erwidere ich, obwohl ich von dem Plan nichts halte. Er ist leichtsinnig und unsicher. Wie wir den Richter von der Wahrheit fern halten können, ist schon schwer und ob man Thilo vertrauen kann ist nochmal eine andere Sache. „Hey", meint Milo nun einfühlsamer und stellt sich direkt vor mich. Seine Hände legen sich auf meine Oberarme und ich versuche seinem Blick auszuweichen. In den letzten Tagen habe ich versucht mich nicht gegen ihn zustellen, damit er nicht noch mehr Stress abbekommt, als er eh schon hat. Trotzdem bin ich mit diesem Plan nicht zufrieden und sehe alles vor meinem inneren Auge zusammenfallen.
„Sieh mich an", flüstert er und schwer seufzend gebe ich mich seiner Stimme hin. „Ich weiß das du nicht dahinter stehst, Baby", er legt seine Hand an meine Wange und streichelt mit dem Daumen über meine dortige Haut. „Der Plan hat soviel Lücken", murre ich und Milo vor mir sieht ein wenig hilflos aus. „Wenn man vom Teufel spricht", knurre ich, als Thilo in mein Blickfeld tritt.„Er wird uns nicht hintergehen. Ich vertraue ihm in dieser Sache. Ausnahmsweise", meint Milo, welcher sich ebenfalls zu ihm umgedreht hat. „Und ich vertraue dir", sage ich ehrlich. „Dann hör auf so grimmig zu gucken", grinst mein Freund und ich verdrehe die Augen, erwidere den zärtlichen Kuss, welchen Milo mir aufdrückt, aber trotzdem mit einem Lächeln. „Er hat seinen Teil erfüllt, jetzt müssen wir ihm den Rücken stärken", raunt Milo in mein Ohr. Gerade als er sich wieder entfernen will, flüstere ich zurück: „Hätte ich gewusst wo dein Bruder sich aufhält, hätte ich ihn auch der Polizei ausgeliefert. Ohne Bedingungen."
Milos Blick ist warnend und erneut entfährt mir ein Seufzer. „Ist ja gut", murre ich und will an ihm vorbei gehen, doch er greift schnell nach meiner Hand und bringt mich somit zum stehen. „Ich liebe dich", sagt er dann auf einmal und etwas überrascht sehe ich ihn an. „Ich liebe dich", wiederholt er leiser und unsicherer, als ich nicht antworte. „Ich-", ich beginne breit zu grinsen und unterbreche mich somit, doch die pure Freude breitet sich in mir aus. „Ich liebe dich", hauche ich ihm gegen die Lippen und verwickle ihn danach in einen langen Kuss.Das erste mal habe ich diese Worte offen zu jemanden gesagt, der nicht zu meiner Familie gehört. Ich habe sie zu der Person gesagt, mit der ich so viel teile und von der ich mir wünsche, sie immer bei mir zu haben.
Wenn man bedenkt in welcher Situation wir uns hier befinden, passt dieser Moment ziemlich gut in unser Leben.POV Milo
Die Verhandlung ist im vollen Gange. Mein Bruder sitzt auf der Anklagebank und ich sitze hinten auf der Bank, wie ein geschundener Hund. Der Druck lastet auf mir und meine eigene Aussage hat schon so viel von meiner Energie abverlangt, dass ich mich ganz ausgelaugt fühle. Alex sitzt vorne und beantwortet die Fragen des Richters sachlich, bestimmt und wahrheitsgemäß. Für ihn ist es nicht so anstrengend, denn er versucht nicht krampfhaft den Blicken des eigenen Bruders auszuweichen.
„Danke ihnen Mister Carter", sagt der Richter und zeigt in meine Richtung. Alex steht auf und setzt sich mit einem leichten Lächeln neben mich, nimmt er meine Hand in seine und direkt habe ich das Gefühl, ein Teil meiner Mast los zu sein. „Kommen wir jetzt zu dem Zeugen, der uns den Aufenthaltsort des Angeklagten verraten hat", meint der Richter ernst und Moritz ist direkt aufmerksamer. „Was? Das warst du gar nicht?", meint er aufgebracht in meine Richtung und im ersten Moment bin ich geschockt darüber, dass er überhaupt mit mir redet. „Ich wäre es liebend gerne gewesen, glaub mir", knurre ich zurück und mein Bruder scheint mich mit seinen Blicken erdolchen zu wollen.Im nächsten Moment, kommt Thilo durch die Tür und direkt springt Mo von seinem Stuhl auf. „Das ist nicht dein Ernst? Das wirst du Schwein bereuen!", meint mein Bruder aufgebracht, doch Thilo beginnt nur zu grinsen. „Ich spiele deine Spielchen nicht mehr mit Mo", meint dieser dann und wirft einen Blick zu uns. „Meine Spielchen? Was hab ich bitte verpasst?" „Mister Evans!", meint der Richter nun laut und mein Bruder verstummt. „Setzen sie sich hin und seien sie leise. Sie hatte schon ihre Chance etwas beizutragen, jetzt sind die Zeugen an der Reihe."
Nachdem die Daten von Thilo aufgeführt wurden, beginnt der Richter mit seinen Fragen. „Woher kenne Sie den Angeklagten?" „Aus der Schulzeit, wir beide gingen auf dasselbe Internat", Mo hört bei allem genau zu und tippt nervös, mit seinem Finger auf dem Tisch vor ihm herum. Immer wieder wechselt der Blick meines Bruders zwischen Thilo und mir hin und her. Er ahnt, dass etwas nicht stimmt und ein Strom von Selbstsicherheit überkommt mich, denn er hat keine Chance etwas gegen uns zu unternehmen. „Haben Sie Mister Evans je in Verbindung mit Drogen gesehen?" Thilo beginnt wieder breit zu grinsen und noch immer habe ich vor diesem ein wenig Angst. „Die Frage ist, wann habe ich ihn ohne gesehen. Entweder hatte er sie direkt intus oder hat sie vertickt", meint Thilo nun verbittert. „Du verdammter Heuchler", knurrt mein Bruder. „Ich sage nur die Wahrheit!" „Dann erzähl auch alles! Sei doch nicht so feige!" „Ich unterbreche die Herren einmal! Was meinen Sie, mit der ganzen Wahrheit?", fragt der Richter und in Mos Augen scheint ein Feuer zu brennen.„Er hat mir Drogen verkauft! Er hat mir alles verabreicht und mich dazu gezwungen es für ihn zu verkaufen!", schreit mein Bruder verzweifelt durch den Raum. „So was lächerliches! Das habe ich ganz sicher nicht gemacht", Thilo ist im Gegensatz dazu ganz ruhig und sieht dann zu dem Richter. „Ich erzähle ihnen die Wahrheit Herr Richter", meint Thilo neckisch und der Richter lehnt sich mit hochgezogenen Augenbrauen zurück. „Mo und ich haben eine Vergangenheit, wir waren wirklich gute Freunde in der Schulzeit und dann hat er sich verändert. Ich meine Teenager verändern sich, das gehört dazu, ich habe mich auch verändert. Ich habe mich in Moritz verliebt", sagt er und im Raum liegt eine angespannte Stimmung. Das er soweit geht, war nicht abgesprochen und trotzdem finde ich es mutig. „Was?", fragt Mo nun perplex. „Du hast schon richtig gehört", keift Thilo, ehrlich verletzt, zurück. „Für dich war es nur Sex, für mich nicht! Du kannst mir nicht sagen, dass du das nicht wusstest-" „Worauf wollen Sie hinaus?", fragt der Richter nun dazwischen, bevor Thilo den Punkt komplett verliert. „Moritz Evans ist ein homophobes Arschloch, dass nur unter Einfluss mit Drogen mit mir zusammen sein konnte. Als er nüchtern wurde und begriffen hat was er getan hat, hat er mich wie Dreck behandelt. Dieser Typ würde alles tun um mich loszuwerden, weil er es nicht ertragen kann seinen größten Fehler in die Augen zu sehen", meint Thilo erboßt und Moritz scheint damit überforderter zu sein, als ich dachte.
„Sag mal hast du dich mit dem kleinen Scheißer da hinten zusammen getan? Das ist niemals so passiert, ich sage hier die Wahrheit!", meint Moritz dann aber wieder aufgebracht und Thilo verschränkt die Arme vor der Brust. „Und trotzdem kannst du nicht leugnen, dass du Drogen besitzt und verkaufst!", mische ich mich ein und alle Augenpaare liegen auf mir. „Ruhe!", herrscht der Richter erneut. „Nehmen Sie bitte hinten Platz, wir haben noch einen weiteren Zeugen auf der Liste, der einen ziemlich interessanten Beitrag zu haben scheinen", meint der Richter nun und verdutzt sehe ich Alex.
Als die Tür auf und wieder zu geht, rutscht mir mein Herz in die Hose. Ich hatte Hoffnung für meine Familie, auch wenn Mo im Gefängnis landet. Doch jetzt wo die Daten meines Vater aufgenommen werden, stirbt diese erbarmungslos.
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Unser Geheimnis... (Abgeschlossen)
Teen FictionVon der Seite tippte er mir gegen die Schläfe, was mich nur aggressiver machte. „Was ich in meinem Leben mache geht dich einen Scheiß an! Du bist nur ein kleiner Teil davon, der auch noch versteckt wird. Was interessiert dich also wo ich zur Schule...