19. Scheiß Gefühle!

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POV Alex

Durch meine Kopfhörer dröhnt Musik in meine Ohren, während ich mich auf meine Aufgaben konzentriere. Wir haben freies Lernen in dieser Stunde. Das heißt, dass die Schüler selbstständig arbeiten sollen und die Lehrer sich währenddessen entspannen können. Mit meinem Fuß tippe ich im Takt und versuche mich wirklich auf Mathe zu konzentrieren, doch jedesmal muss ich an Milo denken. Ich weiß nicht ob ich richtig gehandelt habe, als ich einfach weggegangen bin. Es war einfach die Überforderung, die mich dazu gebracht hat. Außerdem ist er selbst auch nicht auf die Idee gekommen nochmal vorbei zu schauen und sich zu erklären.

Milo macht den ganzen Schultag keine Andeutung mit mir sprechen zu wollen. Er redet mit René, beteiligt sich im Unterricht und scheint sich wie immer gut zu amüsieren. Woher ich das weiß? Weil ich den Typen gefühlt den ganzen Tag beobachtet habe und es mich ankotzt, dass er das auf die leichte Schulter nimmt. Fuck, das waren echte Drogen! Unseren Deal konnten wir schon ab dem Zeitpunkt in die Tonne hauen, wo ich angefangen habe Gefühle zu entwickeln. Aber da ich jetzt weiß, dass in seinem Leben etwas offensichtlich total schiefläuft kann ich die Sache doch nicht einfach beenden. Mal ganz davon zu schweigen, was in meinem Leben schiefgegangen ist.

Um Punkt 16 Uhr klingelt es doch tatsächlich an meiner Tür und ich muss erstmal verdauen, dass er sich ernsthaft traut hierher zu kommen. Ich sehe durchs Guckloch und erkenne erwarteter Weise Milo, doch er wirkt ein wenig angespannt. Kein Wunder! Der weiß wahrscheinlich auch was ihn erwartet! Ich öffne die Tür und sehe ihm leicht lächelnd in die Augen, was Milo dazu bringt die Stirn zu runzeln. Langsam tritt er ein und traut sich nicht mal irgendwas zu sagen. Gott er macht mich gerade so wütend!

Ich knalle die Tür zu und sehe wie Milo kurz zusammenzuckt. „Ich will eine Erklärung!", sage ich sauer und Milo geht an mir vorbei in Richtung Wohnzimmer. „Glaube ich nicht", weicht Milo aus. Noch immer wirkt er angespannt und ich kann mir nicht erklären, warum auch er sauer ist. „Du machst alles komplizierter", kommt von ihm und ich schnappe hörbar nach Luft. Das meint er nicht ernst oder?! „Ich bin nicht derjenige der Drogen verkauft!", platzt es aus mir lauter als geplant heraus und ich folge ihm. „Es wäre nicht rausgekommen, wenn du einfach-" „Schieb das nicht mir in die Schuhe! Ich warne dich wirklich Milo, du bist derjenige der den Scheiß vertickt! Ich bin einfach nur spazieren gegangen", unterbreche ich ihn, während er sich zu mir umdreht und einen Blick in meine Augen wagt. „Ich habe eine Erklärung verdient verdammt", beschwere ich mich weiter. „Spiel dich hier nicht so auf! Es ist immer noch meine Entscheidung ob ich es dir sage!", giftet er mich an und ich bekomme tatsächlich ein wenig Angst bei seinem scharfen Ton. „Weißt du was passiert wenn du mir nichts erzählst? Du zwingst mich dazu es selbst rauszufindenden, weil ich nun mal so bin  wenn du mich da mit rein ziehst und das weißt du! Also sag mir endlich was der Scheiß dir bringt und ich entscheide wie ich damit umgehe!", meine ich sauer und er scheint wirklich über meine Worte nachzudenken.

Meine Ansage scheint ihm nicht besonders gefallen zu haben, doch es ist die Wahrheit. Ich würde ihn momentan zwar nie von mir wegstoßen, aber ich wäre lebensmüde wenn ich ihm das jetzt einfach ins Gesicht sage. Er sieht sich ausweichend im Raum um und wägt in seinem Kopf wahrscheinlich gerade die Pros und Kontras ab. Auf einmal zieht er sich sein T-Shirt über den Kopf und mein Blick geht ungewollt auf Wanderschaft. Man könnte meinen, dass ich das oft genug gesehen habe um widerstehen zu können, doch anscheinend stimmt das nicht so wirklich.

Als seine wütenden Augen wieder auf meine treffen, erwache ich aus meiner Starre. „Mein Bruder hat ein Drogengeschäft, ich muss für ihn verkaufen und weil Mo andauernd nur Scheiße baut musste er jetzt untertauchen", sagt Milo und will sich offensichtlich abregen. Er kommt auf mich zu und zerrt auch mir mein T-Shirt über den Kopf. „Ist die Polizei beteiligt?", frage ich, während ich seine kalten Hände an meiner Hüfte spüre. „Ja." „Hältst du mich aus der Scheiße weiterhin raus?", ist meine letzte Frage und irgendwie würde ich gerne ein Nein von ihm hören. Scheiß Gefühle! „Ich versuche es Carter! Sollte die Polizei trotzdem auf dich zu kommen, weißt du von nichts", meint er und kommt mir immer näher. „Du sagst dann einfach, dass du nichts mit mir zu tun hast", meint er und in seinem Blick liegt etwas warnendes. „Und wenn ich das nicht kann? Wenn ich nicht lügen kann?", meine Stimme ist ein hauchen und meine Augen auf seine Lippen gerichtet. Er ist mir auch wirklich nah gekommen. „Dann sagst du nichts! Das meine ich ernst Carter, entweder lügst du oder du sagst gar nichts", sein griff wird stärker und ich nicke einfach nur. Dann drückt Milo leicht seine Lippen auf meine und fängt an mich eher vorsichtig zu küssen. Etwas überfordert erwidere ich den Kuss und vergesse nach und nach meine Wut und was ich ihm eigentlich noch alles vorwerfen wollte.

Nach dem duschen lege ich mich auf mein Bett und scrolle durch Instagram bis Milo wieder in mein Zimmer tritt. „Die Frau auf den Bildern ist deine Mum oder? Sie mochte mich damals glaube ich nicht", meint er nachdenklich und legt sich ohne zu fragen neben mich. Der Geruch von meinem Duschgel steigt mir in die Nase. „Ja kann sein", sage ich einfach und lasse meinen Kopf nach hinten fallen. „Musst du nicht nach Hause?", frage ich und ein Grinsen huscht über das Gesicht von Milo, bevor er sich auf mich legt. Überrascht versuche ich an Luft zu kommen, da es mit Milo auf mir um einiges schwieriger ist zu atmen. „Willst du mich loswerden?" „Quatsch", lache ich und Milo beäugt mich kritisch. „Ich denke du willst mich loswerden! Das tut weh Carter, ich dachte wir würden uns langsam verstehen", meint Milo und klingt leicht enttäuscht. Ich weiß, dass es gespielt ist und trotzdem reagieren meine Beine wie von selbst, als sie sich um Milo's Hüfte schlingen und ihn näher zu mir drücken.

Ein unterdrücktes Stöhnen kommt über seine Lippen und unsere Nasenspitzen berühren sich fast. „Bleib doch einfach", höre ich mich leise sagen und kann nichts dagegen tun. „Denkst du nicht, dass verstößt gegen unseren Deal Carter?", fragt Milo und streicht mir meine noch nassen Haare aus der Stirn. „Ich denke das verträgt der jetzt auch noch", hauche ich und würde ihn am liebsten küssen. Doch nachdem Milo nickt, erlange ich meine Kontrolle zurück und lasse ihn von meinen Beinen frei.

Ich muss aufpassen! Denn wenn Milo erfährt das ich Gefühle für ihn habe, wird er schneller weg wollen als das ich bis drei zählen kann. Das möchte ich nicht riskieren, ich brauche ihn momentan einfach viel zu sehr.

Unser Geheimnis... (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt