Kapitel 4 - Gruppentraining

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"Wie meinst du das?" Meine Augen weiteten sich. Es schlich sich ein merkwürdiges Gefühl in meine Magengegend. Ich kann mich nur vage daran erinnern was Blake darüber gesagt hat. Ich wusste nur, dass wir die selbe Augenfarbe haben und man kann uns nicht so leicht töten.

"Sie geht an die Schule hier. Die Jüngsten von uns werden dort hin gehen und sie beobachten.", meinte er und fuhr sich erneut durch die Haare.
"Das heißt, sie ist nicht eingeweiht", schloss ich aus seiner Aussagen. Er bestätigte mir das mit einem Lächeln.
"Wie habt ihr sie gefunden? Durch die Augen? Ich meine normale Menschen können diese Augen auch haben. Sie muss ja nicht unbedingt ein Gestaltwandler sein." Ich biss nervös auf meiner Unterlippe herum. Ich wusste nicht ob ich es noch jemand antun konnte in diese Welt zu kommen. Vor allem nicht, wenn wir nicht wissen was auf uns zu kommt. "Wir haben sie zufällig am Geruch erkannt. Hast du es noch nie bemerkt? Die Auserwählten haben einen sehr pägnanten Geruch. Außerdem haben sie eine andere Ausstrahlung wenn sie sich verwandeln. Dir ist es bestimmt bei Blake aufgefallen."
Ich nickte. Das war es also. Ich dachte es lag nur an ihm. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er auf jeden diese Wirkung hatte.
"Und was hast du jetzt vor?", fragte ich und knabberte an meiner Unterlippe. Sie war schon ganz wund aber ich konnte es einfach nicht lassen. Ich machte das immer wenn  ich nervös war.
"Wir werden sie her bringen und du wirst mit ihr reden. Wenn sie dich sieht, deine Augen, wird sie verwirrt sein und eher auf die Erklärung eingehen", entschied er.
Ich wollte niemanden mehr einweihen aber ich konnte mich auch nicht widersetzten. Das Einweihen wurde immer gemacht. Es ist hier wie eine Pflicht das zu tun wenn man einen Uneingeweihten findet. Ich scheine die Einzige zu sein, die etwas dagegen hat. Gut, ich hatte auch Blake, der mir diese Zeit zur Hölle gemacht hat aber trotzdem. Wenn sie Freunde hat oder vielleicht sogar einen Freund, muss sie ihn belügen. Ich will ihr nicht das Leben zerstören.

"Ich weiß, dass du nichts davon hälst", sagte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. "Aber du weißt, dass es einfach deine Aufgabe ist. Es ist wichtig, dass jeder Mensch weiß wer er wirklich ist."
Ich seufzte. "Du hast ja recht. Ich fühl mich nur nicht so ganz wohl dabei."
Royce kam auf mich zu und legte den Arm um mich. "Das wird schon noch. Es wäre halt besser wenn du es machst aber ich kann sie auch übernehmen." Er lächelte aufmunternd und strich mit seiner Hand über meinen Arm.
Ich schüttelte den Kopf und befreite mich aus seinen Armen. "Ich mach das schon."
"Okay", sagte er lächelnd. "Lust einen Spaziergang zu machen?"

Mit 'Spaziergang' hatte er ein Wettrennen gemeint. Wir hatten uns verwandelt und sind einfach los gerannt. Zwar war ich danach total kaputt aber es vermittelt mir immer das Gefühl frei zu sein. Die Schnelligkeit, der Wind der einem um die Ohren bläst und nur noch der eigene Atem zu hören ist und das Gefühl wenn die Pfoten den Boden nur eine Millisekunde berühren. Es ist einfach unglaublich.

Als wir dann zurück liefen, hatten wir keine Ahnung wer gewonnen hat. Ehrlich gesagt war das egal. Irgendwie hat das gut gepasst in dem Moment. Man vergisst einfach das, worüber man sich Sorgen gemacht hat.

"Wann wollen wir mit dem Training anfangen?", fragte ich kurz vor der Haustür. Er zuckte mit den Achseln. "Von mir aus gleich."
Wir hatten eine Art Glocke angebracht, die geläutet wurde, wenn es was zu besprechen gab. Ich nahm sie von dem Schränkchen vor der Tür und ging damit ins Wohnzimmer. Ich überlegte mir aber zuerst wie ich es sagen sollte und was ich sagen sollte. Ich atmete noch mal tief durch und klingelte.

Man konnte sehen wie alle verwirrt die Treppe runter kamen und sich um mich versammelten. Ich sah durch die Reihen. "Wo ist Grandma?" fragte ich verwundert. "Sie ist vorhin nach Hause gegangen. Ich sollte dir noch Bescheid sagen", sagte Cole der mit nach unten gekommen war.
Ich nickte verwirrt, fragte aber nicht weiter nach. Ich würde mich später darum kümmern.
Ich nickte Royce zu mir. Es gehörte einfach dazu, dass er neben mir stand. Wir waren auch irgendwie wie ein Team.

"Royce und ich sind der Meinung, dass es an der Zeit ist euch zu trainieren.", sagte ich klar heraus. Gemurmel entstand und Isaac räusperte sich. "Gibt es dafür auch einen Grund?"
"Ja, ich habe ein Gefühl. Irgendwas kommt da, ich weiß nur nicht was. Ich weiß auch nicht, ob ich dem Gefühl vertrauen kann aber sicher ist sicher."
Ich sah zwar immer noch, dass sie nicht wussten was sie darüber denken sollten aber es schienen alle einverstanden zu sein.
"Darf ich auch fragen wann wir dann damit anfangen?", hörte ich Bryan sagen. Er grinste mich an und ich lächelte zurück.
"Sobald ihr Lust habt. Solange es noch hell ist, geht das noch. Außerdem müssen ja nicht alle gleichzeitig raus und trainieren." Dabei sah ich Cole an und er zwinkerte mir zu. "Wer Lust hat, kommt jetzt raus. Der Rest kommt später oder morgen. Wie ihr wollt."

"Wir wissen nicht mal was die so drauf haben.", sagte Royce als wir zwei schon mal vor gingen. "Ich weiß auch nicht ob ich Kämpfen kann. Ich habe das erste und letzte Mal mit Blake gekämpft und wäre dabei fast drauf gegangen."
Royce schüttelte den Kopf. "Blake wäre ein großer Vorteil hier. Ich bin auch nicht besonders gut darin."
Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ach komm schon. Wir brauchen alle nur ein bisschen Übung. Wir haben genug Leute um zu testen wer gut ist."
Er nickte und sah mich lächelnd an. "Du hast recht. Die Anderen kommen in einer halben Stunde. Wollen wir zwei schon mal anfangen?"
Ich sah ihn verwundert an. "Du willst jetzt kämpfen?"
Er zuckte mit den Achseln. "Klar warum nicht." 
Es war natürlich keine schlechte Idee. Wir hätten so oder so gegen den ein oder anderen kämpfen müssen. Ich hatte nur nicht erwartet, dass ich gegen Royce kämpfen musste. Ich wusste auch nicht, ob ich das überhaupt konnte, immerhin sind wir so etwas wie Freunde. 
"Gut" Ich machte mich bereit. "Dann kämpfen wir." Royce lachte und verwandelte sich. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich seinem Wolf noch nie große Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Royce ist ein schwarzer Wolf aber wenn man genau hin sah und die Sonne auf sein Fell schien, sah man die braunen Stell. Auch wurde es weiß von seinem Kinn bis zu seinem Hals. Um ehrlich zu sein fand ich das viel interessanter als wenn jemand nur eine Farbe hatte aber es schien, dass wir Auserwählten mehr auffallen als die Anderen. Was eigentlich schade ist, denn Royce ist ein wirklich schöner Wolf.
"Worauf wartest du?", hörte ich Royce in meinen Gedanken sagen. Ich zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. 
Im nächsten Moment verwandelte ich mich. Ich streckte mich mich in meinem neuen Körper und sah dann Royce an. "Also... sollen wir anfangen?", fragte ich. Er nickte und fing an zu knurren. 
"Es kann los gehen." Damit rannte er auf mich zu. Ich geriet in Panik, weswegen ich auswich. "Hab keine Angst. Ich tu dir nichts." 
Ich nickte entschieden und atmete tief durch. "Sorry, ich wusste nur nicht was ich tun sollte", gab ich zu.
"Schon okay. Konzentriere dich und denk daran, dass ich dir nichts tun will. Vertrau mir."
Ich nickte und stellte mich wieder gerade auf.
"Ich bin bereit."
Royce nickte und rannte wieder auf mich los. Ich holte nochmal tief Luft und sprang ihm entgegen. Wir knurrten beide auf und versuchten uns in den Nacken zu beißen. Mit meiner Pranke schlug ich ihn und er wurde nach hinten geworfen. Ich sah ihm geschockt hinter her. "Oh Gott Royce, dass tut mir Leid."
Ich sah wie er sich wieder aufrappelte und sich schüttelte. "Es ist nichts passiert. Mach weiter so."
Damit sprang er mich wieder an. Ich lag unter ihm und knurrte ihn an. Ich holte mit meinen Hinterbeinen aus und trat ihn. Damit bekam ich ihn von mir runter. Ich rappelte mich so schnell es ging wieder auf. "Greif du mich jetzt an.", hörte ich Royce sagen. Ich fletsche die Zähne und rannte auf ihn zu.

Als dann nach einer halben Stunde die Anderen kamen, verwandelten wir uns zurück. Wir waren komplett außer Atem und ich war völlig fertig. Isaac und Allison waren die Ersten die raus kamen.
Von den beiden war zu erwarten, dass sie gut kämpften, da Blake sie trainiert hatte. Nur Allison hielt sich anfangs zurück, doch dann zeigte sie wirklich was sie drauf hatte. Sie hatte mich total überrascht.
Liv war die Nächste die raus kam. Royce sah sie überrascht an. "Du hast eigentlich kein Training nötig", sagte er lächelnd. Sie zuckte mit den Achseln. "Ich muss doch wissen was meine Kameraden drauf haben." Sie grinste und kam auf uns zu. "Also wer möchte gegen mich antreten? Jamie? Du vielleicht?" Sie sieht mich an und lächelt hämisch. Ich schluckte hart. "Ehm.. okay", stammelte ich.
Sie verwandelte sich und sprang vor mich. "Gut. Kanns los gehen?"

Back in the woods [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt