Kapitel 8 - Lass dich nicht vom Teufel aus der Ruhe bringen.

444 39 5
                                    

In meinem Inneren tobten Freundensprünge. Es schien als hätte mein Kopf einfach alles abgeschaltet. All meine Bedenken, all meine Angst und all meine Sorgen. Es war so als würde ich auf Wolken schweben. Als würde ich endlich das bekommen haben, was ich schon immer wollte.

Doch von einem Moment auf den anderen spürte ich, wie sich der Körper, den ich mit meinen Armen umschlungen hatte, versteifte. In dem Moment wurde mir klar, was ich da tat. Sofort ließ ich ihn los und wich von ihm. Es traf mich selbst wie einen Schlag in die Magengegend. Wieso hatte ich das getan? Meine Gefühle waren in dem Augenblick außer Kontrolle.

"Es... es tut mir Leid. Ich... keine Ahnung was mit mir los ist", stammelte ich und betrachtete mit rotem Kopf den Boden. Ich habe mich noch nie so sehr gehasst wie in diesem Augenblick. Ich wollte im Erdboden versinken und nie wieder auftauchen. Wieso? Wieso musste ich das tun? Ich konnte es mir selbst nicht erklären. Ich hatte mir selbst geschworen, dass ich mit diesem Gedanken abgeschlossen habe. Das ich ihn aus meinem Kopf gestrichen hatte aber so war es anscheinend nicht.

Ich bekam keine Antwort von ihm. Ich blickte auf und sah in sein Gesicht. Er sah mich an ohne jegliche Emotionen, als wäre gerade rein gar nichts passiert. "Wieso... bist du hier?", fragte ich diesmal mit gefasster Stimme. Ich begann meinen Hass auf ihn zu übertragen. Wieso musste er auch jetzt auftauchen? Warum ist er überhaupt hier?

Wieder kam von ihm nur ein Schweigen. Er sah mich immer noch durchdringend an. Langsam nervte es mich. Er war immer noch dasselbe Arschloch wie damals.
Gerade wollte ich ihm all meine Wut gegen den Kopf werfen, doch dann fing er zu reden.
"Ich bin wieder zurück." Seine grobe Stimme mit seinem typischen Unterton löste in mir einen weiteren Schlag aus.
"Darf ich fragen wieso?" Ich ließ mich nicht von seinem niederträchtigen Blick unter bringen. Ich musste ihm beweisen, dass es mir rein gar nichts bedeutet. Natürlich habe ich das mit der Umarmung vermasselt aber ich wollte es ihm wenigstens jetzt zeigen, dass er mir nichts bedeutet.
"Ich habe nie gesagt, dass ich für immer weg bleibe." Diesmal war seine Stimme sanft.
Ich habe immer gewusst er würde zurück kommen. Nur ich habe mir selber eingeredet, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Ich wollte nicht mit einer Hoffnung leben die vielleicht nie Wirklichkeit sein könnte. Und weil ich mir das eingetrichtert habe, habe ich es einfach verdrängt. Ich hätte ihn nicht so früh zurück erwartet.

"Was ist mit deinem Vater? Ist er auch hier?", fragte ich ruhig. Seine Augen ruhten für eine kurze Zeit auf meinen bis er nickte. "Er wird aber nicht lange bleiben. Kane... mein Vater wird wieder zu seinem Rudel zurück gehen." Ich hatte bei Blake noch nie ein Zögern gesehen, weswegen ich jetzt umso verwirrter war.

"Und wirst du mit ihm gehen?", fragte ich etwas zu leise aber ich sah an seinem Blick, dass er es verstanden hatte. Ich hatte keine Ahnung warum ich in diesem Moment meine Gefühle nicht kontrollieren konnte. Es fiel einfach über mich.
"Nein", sagte er und sah mich weiter hin durchdringend an.
Ich nickte wie ein Trottel und fuhr mir durch die Haare. "Du bist also wieder da", stellte ich die Tatsache fest.

Doch bevor er etwas sagen konnte kam Ian mit dem Mädchen. Ich sah ihren skeptischen Blick und mir fielen sofort ihre Augen auf. Sie war jünger als wir alle aber sie strahlte eine gewisse Reife aus. Sie hat dunkle lange Haare die an den Spitzen in ein Blond gingen. Wahrscheinlich hat sie sich das gefärbt.
Ich wechselte mit Blake einen kurzen Blick. Ich würde mich jetzt nicht aus der Fassung bringen lassen. Ich hatte eine Aufgabe und ich sollte langsam anfangen meine Stellung ernst zu nehmen.
"Du kannst gehen. Ich übernehme das", hörte ich ihn neben mir sagen. Sofort war mein Gedanke wieder für nichts zu gebrauchen. Er hatte sich nicht verändert und in meinem tiefen Inneren war ich enttäuscht darüber. Ich habe gehofft wir können jetzt, wo er weiß dass er Familie hat, zusammen arbeiten. Aber es war nun mal Blake und der Blake den ich kannte war schwer zu ändern.
"Nein", sagte ich schlicht und lächelte Ian und das Mädchen an die jetzt genau vor uns standen.

"Und was soll das jetzt hier sein? Willst du mich überreden einer Sekte bei zu treten oder was?", fragte das Mädchen und schenkte mir und Blake nur einen halbherzigen Blick.
Ian sah mich kurz an, wand sich dann aber wieder an sie. "Sekte? Auf was für dumme Gedanken kommst du?" Er lachte aber es hörte sich nicht richtig an. Man sah ihm an das er nervös war.
"Wie hat er es denn geschafft dich her zu bringen?", fragte Blake und zog eine Augenbraue hoch. So wie es schien, wusste er was los war. Ob es Royce ihm gesagt hat?

Das Mädchen schien von Blakes Anblick nervös zu werden. Sie strich sich durch die Haare und fädelte sie um ihren Finger. "Das frage ich mich langsam auch."
Da ich wusste, dass wenn ich jetzt nichts tat, würde Blake etwas tun. Ich konzentrierte mich also auf das Mädchen. "Er hat es wahrscheinlich damit geschafft, hab ich recht?", fragte ich sie durch die Gedanken und sofort konnte ich hören was sie dachte.
"Verdammte scheiße wie macht ihr das?", schrie sie und sah mich an.
Ich konnte hören, dass sie Angst hatte und das sie Blake total heiß fand. Ich hätte beinahe die Augen verdreht aber ich ließ es.
"Das habe ich mich auch gefragt als ich in dieser Sit-" Blake sprach mit direkt ins Wort.
"Ganz einfach Kleine. Du bist eine Gestaltwandlerin. So wie wir. Wenn du es nicht glaubst, bist du noch naiver als ich dachte."
Ich funkelte Blake wütend an. "Kannst du das lassen?", zischte ich zu ihm rüber.
"Okay, ihr seid durch geknallt. Versteh schon. Ich sollte jetzt verschwinden", sagte sie und ging ein paar unsichere Schritte weg von uns. Ian packte sie am Arm. "Hannah, sei kein Schisser. Wir werden dir alles erklären." Sie wollte aber nichts hören sondern entriss sich aus seinem Griff und rannte los. Ich spürte wie sich Blake neben mir verwandelte. "Verdammte Scheiße, Blake", schrie ich und tat es ihm gleich. Ich verwandelte mich und sprang den beiden hinter her.
Ich rammte mit voller Wucht gegen Blakes Wolf und stieß ihn weg von Hannah. Dieser stieß ein tiefes Knurren aus und Hannah fiel zu Boden und hielt sich die Hände schützend über den Kopf.

"Was zur Hölle tust du da?", schrie er mich durch seine Gedanken an.
"Ich tue das, was ich tun muss. Du warst weg und ich habe die Führung übernommen. Glaubst du, du kannst einfach auftauchen und alles durcheinander bringen?", schrie ich zurück und knurrte.
Ian kam angerannt und redete auf Hannah ein, die völlig verstört war. Ich war froh, dass er sich nicht verwandelt hatte. Das hätte einiges komplizierter gemacht.
"Du willst hier die Führung übernommen haben? Das ich nicht lache. Du bist abgehauen. Du hast dein Rudel alleine gelassen. Denkst du ich weiß nichts davon? Ich weiß alles Jamie und ich weiß auch, dass du das nicht kannst. Du kannst dich nicht vor mich stellen. Du versuchst es zwar aber bei einem Kampf wirst du wieder feige den Schwanz einziehen. Ich kenne dich besser als du denkst also geh aus dem Weg. Du verschwendest hier deine Zeit."
Damit hat er mir den schlimmsten Boxhieb in meine Magengegend gegeben, denn er mir je geben konnte. Ich wollte etwas erwidern. Ihm beweisen das es nicht so ist aber ich brachte nichts raus.
"Siehst du. Zu nichts zu gebrauchen und jetzt verschwinde.", knurrte er und ging an mir vorbei.
Ich sah zu Hannah die uns beide angsterfüllt ansah und dann zu Ian, der mich verzweifelt ansah.

Ich verwandelte mich zurück zu einem Menschen und ging auf die beiden zu. Ich ignorierte Blakes Stimme in meinem Kopf und beugte mich zu Hannah. "Du brauchst keine Angst haben. Das ist ein Teil von dir. Du bist nur gerade in eine blöde Situation gekommen. Es tut mir Leid. Hier." Ich hielt ihr die Hand hin. Es dauerte zwar eine Weile aber sie ergriff sie. Ich lächelte sie ehrlich an.
Ich sah das Blake sich zurück verwandelt hatte und mir Löcher in den Rücken bohrte aber ich ließ mich nicht davon unter kriegen.
"Soll ich dir alles in Ruhe erklären?", fragte ich mit sanfter Stimme und bekam von ihr ein Nicken.
Ich drehte mich zu Ian. "Ich mach das schon. Tut mir Leid, dass das gerade passiert ist. Ich werde das wieder hin biegen."
Dann wand ich mich zu Blake. "Du kannst gehen", sagte ich grob und drehte ihm den Rücken zu.
Ich führte mich und Hannah weg von der angespannten Stimmung. Die Löcher die Blake in meinen Rücken bohrte wurden tiefer und ich wusste dass das ein Nachspiel haben wird.

Back in the woods [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt