Kapitel 5 - Vertraue immer deinem besten Freund

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Ich war immer noch total fasziniert von ihrer Fellfarbe. Es war eine Mischung aus weiß, grau, schwarz und braun. Sie war so wunderschön und trotzdem sah sie angriffslustig aus. Sie sprang um mich herum und knurrte. "Los Jamie. Ich lasse dir den Vortritt."
Um ehrlich zu sein machte sie mich in dem Moment total wütend. Sie tat so, als hätte ich nichts drauf.
Ich fletschte meine Zähne und ließ ein tiefes Knurren ertönen. Ich rannte auf sie los aber sie wich aus, so dass sie mich am Rücken erwischte. Ich biss zurück, traf sie aber nicht. Sie bügte sich und sprang zur Seite um mich von der anderen Seite an zugreifen. Diesmal ging ich auf Frontalangriff und sprang sie an. Doch sie schüttelte mich so schnell ab, dass ich nicht realisierte wie sie mir in den Nacken biss. Ich jaulte auf und damit hatte ich verloren.

Im Sprung hatte sie sich zurück verwandelt und grinste mir entgegen. "Ich finde du solltest mehr an deiner Technik arbeiten." Sie grinste hämisch und verschwand wieder im Haus.
Ich verwandelte mich und strich über meine Klamotten. Diese miese...
"Hey, du wusstest, dass sie gut ist. Wir sollten sie als Trainer nehmen. Sie hat viele von diesen Techniken durch ihren Exfreund erlernt. Er war ein schwarzer dominanter Wolf. Du musst wissen, dass das gute Kämpfer sind", sagte Royce.
Ich blickte wütend zur Tür, die sich hinter Liv schloss. "Hab ich gemerkt", knurrte ich. "Wir sollten morgen wieder weiter machen."
"Tut mir Leid. Ich hätte dich vor warnen können." Er grinste nur. Ich dagegen war total sauer.
Ich überging einfach seine Aussage. "Hast du eigentlich jetzt eine Vision bekommen? Hast du mit Grandma darüber gesprochen?"
Er schüttelte den Kopf. "Nein nichts. Ich hab es ihr erzählt und sie war der selben Meinung wie ich. Wir sollten das nicht ignorieren."
Ich nickte stumm und lief wieder zum Haus.
"Wir können ja schon mal einen groben Plan erstellen. Von den Meisten wissen wir, wie sie kämpfen", hörte ich Royce mir hinter her rufen.

Zwei Stunden saßen wir an diesen Plan und es war nicht großartig viel raus gekommen. Wir hatten einfach mit weiteren Wölfen gerechnet und hatten eine Überzahl genommen aber es half nichts, wenn wir nicht wussten, wer der Feind ist.
"Ich denke wir sollten es dabei belassen. Es bringt nichts wenn wir ins Leere rein diskutieren und wir nicht mal wissen wer hier die schwarze Partie hat."
Royce stimmte mir zu. "Ich denke das Training reicht vollkommen aus. Du solltest schlafen gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag."

Ich dachte aber gar nicht daran schlafen zu gehen. Deswegen statte ich Cole einen Besuch ab, der immer noch da war obwohl es draußen dunkel war. Ich fand ihn natürlich in Tylers Zimmer. Diesmal waren sie jedoch nicht gerade dabei, sich gegenseitig zu essen.
Ich hatte geklopft und sah die beiden jetzt entschuldigend an. "Würde es dir was aus machen wenn ich mir Cole ausleihe?", fragte ich Tyler. Wir hatten kaum ein Wort gewechselt seit ich wieder da bin. Er nickte verwirrt. "Klar, natürlich."
Cole gab ihm ein Kuss bevor er aufstand und zu mir kam. "Alles in Ordnung?" Er schloss die Tür hinter sich.
Ich nickte. "Ja es ist nichts. Ich hatte mir nur gedacht, dass du mir vielleicht noch ein wenig Gesellschaft leistest." Ich lächelte ihn an. Er hakte sich bei mir ein und lachte. "Aber natürlich. Für meine beste Freundin mache ich alles."

Wir hatte uns zusammen in mein Bett gelegt und ich hatte mich an ihn gekuschelt. So wie wir es früher immer gemacht haben, wenn er bei mir übernachtet hatte. Es hatte ihn nie was ausgemacht und mir ebenso nicht. Für mich ist er schon wie ein Bruder.
Es war so schön wieder mit ihm zu reden. Ihm alles zu erzählen und mich einfach mal auszusprechen. Ich liebte an Cole, dass er nicht immer alles kommentierte oder versuchte mich zu trösten sondern mir einfach nur zuhörte.

"Darf ich dich was fragen?" Es war eine lange Zeit still geblieben, weswegen ich etwas überrascht an. "Natürlich." Ich grinste ihn an. Ich konnte sehen wie er mich ansah. "Blake und du, ich versteh das irgendwie immer noch nicht was da zwischen euch war. Wenn du es mir nicht erzählen willst, ist es vollkommen okay." Das hatte ich so gar nicht erwartet. Ich spürte wie bei seinen Namen, mein Herz einen kleinen Aussetzer machte.
"Das ist eine ziemlich lange Geschichte", seufzte ich.
"Es ist okay", sagte er und lächelte aufmunternd. Ich schüttelte jedoch den Kopf. "Ich erzähls dir aber bitte versuch nicht mich irgendwie umzustimmen oder mich irgendwie aufzumuntern. Ich bin durch damit." Er nickte und strich mir mit seinen Fingern über meinen Arm.

"Du weißt ja, ich konnte ihn von Anfang an nicht leiden. Er hatte mir gedroht und mir gesagt, dass ich von dir weg bleiben soll. Du weißt ja jetzt wieso. Jedenfalls hab ich das natürlich nicht eingesehen. Dann hat er mich eingeweiht, mir gesagt was ich bin und mich schlimmer als zu vor behandelt. Ich bin ziemlich oft heulend nach Hause gerannt und das Schlimmste war, dass ich dir nichts sagen konnte. Er hat mich provoziert und mir weiter gedroht. Aber zwischendurch gab es Momente, wo er ganz normal zu mir war. Er hat sich auch mir anvertraut aber das wechselte immer. Irgendwann als ich so richtig wütend wurde, hatte ich ihn dazu gebracht, dass er mir erzählte, wieso er mich wirklich hasst. Und du wirst es mir nicht glauben Cole. Er hatte damals eine Freundin und sie sah mir sehr ähnlich. Sie hieß Julie und sie wurde von Tylers Vater getötet. Ich glaube er kann Tyler bis jetzt nicht ausstehen. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte er ihn getötet. Das ist jetzt aber eine andere Geschichte. Jedenfalls hatte er deswegen so einen Hass auf mich. Weil ich nicht sie bin. Trotzdem hat er mich geküsst. Er hat mir den Kopf verdreht und ich habe angefangen mir einzureden, dass er doch nicht so eine schlechte Person sein kann. Ich war in dem Glauben, dass er sich ändern könnte aber er konnte es nicht. Er ist einfach gegangen. Ich hab keine Ahnung wie ich so naiv sein konnte." Ich holte tief Luft und sah Cole an.
"Ich versuch dich damit nicht zu trösten aber das macht Liebe mit einem. Als wir uns kennen gelernt hatten, habe ich ja auch diesen Jungen geliebt. Ich hab mit dir nicht darüber gesprochen aber auch wir haben miteinander geredet. Einen ganzen Tag lang. Schon fast wie Freunde. Ich habe auch vergessen, dass er mich beleidigt und geschlagen hatte. Ich hatte einfach eine ganz andere Person in ihm gesehen. Du musst wissen, dass auch er mich geküsst hat aber als er merkte was er tat, war er weg gerannt und die Schikane wurde immer schlimmer. Ich bin nie ohne blaue Flecken nach Hause gekommen. Doch ich habe immer darüber hin weg gesehen. Habe versucht das Gute in ihm zu sehen aber sein Stolz und der Glaube dass Schwul sein eine Krankheit ist, hat ihn zu dem gemacht was er war. Zu einem Schläger, zu einem Typen, der sich nicht eingestehen konnte, dass er auch Interesse an Jungs hat. Du bist also nicht der einzige naive Mensch auf diesem Planeten. Wir sind es alle wenn es um Liebe geht."
Ich sah Cole total überrascht hat. Ich hatte ja keine Ahnung.
Ich schlang die Arme um ihn und legte meinen Kopf auf seine Brust. Ich sagte nichts mehr.

Am nächsten Morgen war ich aufgewacht weil Cole anfing laut zu schnarchen. Ich hatte gar nicht gemerkt wie ich eingeschlafen war. Mein Kopf war immer noch auf seiner Brust. Ich konnte ihn auch nicht heben weil seine Arme mich umschlangen. Da ich aber jemand war, der es so nicht lange aushielt, schob ich behutsam seine Arme weg und legte mich wieder auf meine eigene Seite. Ich beobachte lächelnd wie Cole mit offenen Mund schlief.

Doch auf ein Mal hörte ich einen lauten Knall der von unten kam. Ich zuckte vor Schreck zusammen und weckte Cole damit. "Was? Was ist los?", rief er.

Back in the woods [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt