Kapitel 13 - Als Wölfe durch den Wald

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Wir kamen an dem Haus an und verwandelten uns sofort zurück. Ich stürmte rein. Isaac war der Erste den ich sah. Er sah mich überrascht an aber bevor er etwas sagen konnte, läutete ich die Glocke. Es dauerte wenige Minuten bis alle aus ihren Ecken hervortraten. Selbst Grandma war da. Sie lächelte. Es schien als wusste sie was ich zu sagen hatte.

"Hört mir alle zu. Ich möchte euch gleich etwas sagen, was uns allen eigentlich schon lange klar sein sollte. Selbst ich... nein wir", ich sah Blake strahlend an. "haben es jetzt erst heraus gefunden. Kommt alle raus. Lasst alles stehen und liegen, das ist wirklich wichtig."
Ich öffnete die Tür und alle marschierten in einer Schlange nach Draußen. Sie stellten sich in einen großen Kreis. Cole war auch da aber er stellte sich abseits. Genauso wie Grandma. Sie waren die Einzigen die keine zweite Seele hatten. Beziehungsweise keine mehr. Es tat mir leid aber es mussten alle wissen.
Blake stand rechts von mir und Royce links. Royce hatte diesen Platz verdient. Er war für ein Jahr der Rudelführer gewesen. Ich wollte ihm seinen Platz nicht gewaltsam entreißen aber er wusste immer dass das so kommen würde und es schien ihm leicht zu fallen diesen Platz uns zu überlassen.

"Ich weiß, Blake und ich haben euch einfach verlassen. Euch wird es wohl nicht viel ausmacht haben weil Royce einen super Job gemacht hat." Ich lächelte ihn an und bekam ein verwirrtes Lächeln zurück.
"Was wir alle nicht wussten, dass es eine größe Auswirkung hat. Ich spüre es. Ein Jahr ohne Rudel und ohne die Verwandlung zu sein hat meinem Wolf weh getan. Wir sind aufeinander geprägt und sobald der Anführer oder die Anführer das Rudel verlassen, betrifft das nicht nur uns als Menschen sondern auch unsere Wölfe. Und ich habe nie verstanden, dass es wörtlich gemeint ist, dass unsere Wolfsinstinkte existieren. Unser Wolf hat ein eigenes Bewusstsein. Einen eigenen Charakter. Wir sind nicht alleine in unserem Kopf. Denn wir haben nicht nur eine Seele sondern zwei."
Ich blickte in die Runde und alle sahen mich verwirrt an. Blake blieb über die ganze Zeit ruhig und hielt seinen Kopf gesenkt.

"Ihr werdet gleich sehen was ich meine. Verwandelt euch, schließt eure Augen und redet mit eurem Wolf. Es hört sich total verrückt an aber tut es einfach. Ihr werdet sehen, dass ihr eine Antwort bekommt.
Sofort saßen 8 Wölfe vor mir. Sie waren wunderschön. Wenn man als normaler Mesch so etwas sehen würde, würde man glauben die Tiere wären verrückt. Sie sind der Meinung Wölfe sind wild und bösartig aber keiner weiß besser als wir, dass das nicht stimmt. Vorallem jetzt war es mir bewusst. Sie wollen keinem etwas böses sondern einfach nur in Frieden ihr Leben leben.

Blake und ich waren die Einzigen die noch in Menschengestalt waren. Ich blickte ihn an und sein Blick traf mich. Ich konnte ihn nicht deuten. Dann blickte ich zu meiner Grandma und Cole. Sie lächelte mir zu und nickte. Sie hatte es immer gewusst. Ich frage mich, wieso sie es mir nie gesagt hat aber im Moment war es mir egal.Ich hatte es selber heraus gefunden und war stolz darauf.

Cole sah zu Tyler und ich folgte seinem Blick. Er sah sich unsicher um. Tyler hatte sich wohl noch nicht wirklich an das Rudel gewöhnt. Das wird sich hoffentlich ändern sobald er erkennt wer er wirklich ist.

Ich atmete tief ein und blickte wieder zu den Wölfen.

"Jetzt geht tief in euch. Wie ihr es bei eurer ersten Verwandlung gemacht habt. Sucht euren Wolf und dann... rede mit ihm. Ihr werdet ganz sicher eine Antwort erhalten."

Alle Wölfe schlossen die Augen. Dann konnten wir alle sehen wie jeder Einzelne seinen Wolf fand und dieser froh war erkannt zu werden. Ich konnte die Freude aller Wölfe spüren. Selbst mein Wolf war glücklich. Sogar Blakes Wolf beteiligte sich daran. Sie wollten in ihrer Gestalt daran teilnehmen.

Ich sah Blake an und nickte ihm zu. Wir beide verwandelten uns was zeitgleich.

"Lasst es zu, dass euer Wolf euch steuert. Es wird nichts passieren. Er will euch nichts böses. Er ist ein Teil von euch und wird es immer bleiben. Ihr könnt ihm vertrauen. Immer." sprach ich mit allen in Gedanken.

Dann ließ ich auch meinen Wolf frei und alle taten es mir gleich. Sie jaulten, wimmerten und sprangen glücklich umher. Plötzlich jaulte Blakes Wolf auf und hob seinen Kopf gen Himmel. Mein Wolf tat gleich darauf dasselbe. Dann jaulten alle und streckten ihre Köpfe in die Luft. Alle konnten die Verbundenheit spüren. Wir sind eine Gemeinschaft. Alleine waren wir verloren aber zusammen sind wir eine Einheit. Stark, treu und mutig. Jeder von uns spürte die Energie geladene Luft die wir verursachten.

Der weiße und der schwarze Wolf rannten los. Die Anderen schlossen sich an und wir alle rannten gemeinsam durch die Wälder und jeder bestärkte sich mit einem Jaulen.

Keiner steuerte seinen Wolf. Sie waren sie selbst und wir wussten nicht was sie vor hatten. Wir vertrauten unserer zweiten Seele voll und ganz.

Sie gaben viele unterschiedliche Laute von sich. Sie kommunizierten mit einander und wir fühlten nur was sie ausdrücken wollen. Es war eine faszinierende Art zu kommunizieren. Sie bildeten von ganz allein ein fast Dreieck und behielten diese Formation trotz abbiegen bei.
Es war beeindruckend zu sehen wie sich Wölfe verhalten. Unsere Wölfe.

Irgendwann fingen sie an zu jagen. Einen Hasen oder einen Vogel. Man merkte, dass sie es nicht ernsthaft machten. Obwohl es mich schon interessieren würde, wie es für mich schmecken würde, rohes blutiges Fleisch. Ich fühlte gegen diesen Gedanken auch keine Abscheu. Das waren wohl die Gefühle meines Wolfs. Ich beobachtete alle in ihrer Wolfsgestalt. Ich sah jeden einzelnen von ihnen an und war glücklich. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es fehlte ein Wolf.

Plötzlich bekam ich wieder die Kontrolle meines Wolfs und blieb ruckartig stehen. Alle anderen Wölfe taten es mir gleich.
"Wo ist Hannah?", fragte ich alle und merkte wie alle wieder die Kontrolle bekamen. Jetzt wo ich den Vergleich hatte, konnte man sehen, das wir als Menschen uns anders in der Wolfsgestalt verhalten. Irgendwie unsicher.

"Ich hab sie total vergessen, sie hat sich hingelegt. Vielleicht hat sie die Glocke gar nicht gehört", meldete sich Isaac.
"Wir müssen nach ihr sehen", sagte ich entschieden und machte mich auf den Weg zu unserem Zuhause. Grandma und Cole sollten noch dort sein und ihr sagen können wo wir sind aber ich hatte ein ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht.

Gemeinsam rannten wir zurück. Als ich das Haus vom Weiten sah, erblickte ich auch Hannah. Sie saß auf den Stufen. Ich konnte ihren Blick nicht ergründen aber etwas stimmte nicht mit ihr. Als wir vor ihr standen, verwandelte ich mich zurück.
Sie blickte mich an. "Hey, hast du die Glocke nicht gehört?", fragte ich vorsichtig. Ich sah mich um. Cole und Grandma waren nicht zu sehen und gerochen hatte ich sie auch nicht.

Ich bekam keine Antwort von ihr. Blake trat an meine Seite. "Sie hat dich etwas gefragt", sagte er grob und ich hielt seinen Arm fest, damit er ihr nicht näher kam.

Sie starrte uns beide weiterhin einfach nur an. "Hannah, ist alles in Ordnung?", fragte ich mit ruhiger Stimme. Ich wurde unruhig. Sie gab uns immer noch keine Antwort.

Als sie die Stille brach, schreckte ich leicht auf. "Der Kampf steht uns bevor."

Back in the woods [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt