Kapitel 12 - Eine offensichtliche Erkenntnis

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Hi Leute,
Ja gut... es sind wieder 2 Jahre vergangen. Es tut mir wirklich leid, dass ich immer so lange brauche aber ich habe mir jetzt fest genommen dieses Buch zu Ende zu bringen.
Ich habe einige Kapitel schon vorgeschrieben also werden ganz sicher noch Kapitel kommen.
Hoffe das noch jemand von euch liest und mir die lange Wartezeit verzeihen könnt ❤
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Lange saß ich im Gras und starrte gedankenlos in die Richtung in die er verschwunden war.
Er konnte es nicht. Er kämpft mit sich selbst. Sein Verstand und sein Herz. Das Herz möchte gut sein, möchte Gefühle zu lassen aber der Verstand weigert ist. Sein Verstand macht sein Herz kalt und stumm damit er nie wieder Schmerzen leiden muss. Julies Tod hatte beiden weh getan. Verstand und Herz. Es mussten unerträgliche Schmerzen gewesen sein, wenn es Blake so schwer fällt wieder Gefühle zu zu lassen aber er ist gebrochen. Er hatte seine Willenskraft, die sich weigerte etwas zu fühlen. Er setzte den Schmerz von Julies Tod ein, indem er sich davon abhielt zu lieben. So konnte er nie heilen. Er hätte diese Willenskraft dazu benutzen sollen, seinen Schmerz zu lindern, alle Emotionen raus zu lassen und damit abschließen zu können.
Ich verstand wieso er das tat. Er dachte so war es einfacher aber über lange Zeit war das die viel schmerzhaftere Methode.

Jetzt saß ich hier, wusste nicht wie ich ihm helfen konnte und hoffte doch, dass sein Herz es schaffte, dass er wieder etwas empfinden konnte.

Zu realisieren, dass ich sein Herz dazu brachte seine Willenskraft zu übertrumpfen war unglaublich. Aber es hielt nicht mehr als ein paar Minuten an, dann war die Willenskraft wieder da. Er würde weiter dagegen ankämpfen um nie wieder Schmerzen zu fühlen. Wie sollte ich da etwas ändern? Es war unmöglich. Es wird immer dieses hin und her geben. An einem Tag hasst er mich, an einem anderen Tag akzeptiert er mich und am nächsten Tag... küsste er mich.

Es dauerte eine ganze Weile bis ich aus meiner Trance erwachte und auf stand. Ich verwandelte mich in meinen Wolf. Ich sollte meine Zeit nicht mit grübeln verschwenden. Es würde ja doch nichts bringen. Trotzdem blieb ich stehen und schloss meine Augen. Ich atmente tief durch. Was sollte ich tun? Meine Wolfsschnauze roch Blake. Ich hatte diesen Geruch an mir. Seine Berührungen hatten ihn hinterlassen. Ich atmete wieder tief ein. "Wolf, was fühlst du?" Ich sprach ihn direkt an. Ich hatte das noch nie getan.

Unerwarteter Weise fühlte ich etwas. Vor meinen Augen sah ich meinen Wolf glücklich rum springen. Ich hatte nie daran gedacht jemals ein Wort an ihn zu wenden. Er tänzelte am Boden als würde jemand mit ihm spielen. Ich sah ihm erstaunt zu. "Was fühlst du?", fragte ich ihn und konzentriere mich. Er war glücklich. Glücklich das er wieder frei sein kann. Dieses eine Jahr hatte ihm weh getan. Ich hatte ihn ein ganzes Jahr verschlossen. Ich war so überrascht. Ich wusste nicht, dass das möglich war.

"Was soll ich tun wegen Blake?", fragte ich erneut und sah ihn gespannt an. Mein Wolf schloss die Augen. Plötzlich sah ich Blake. Nein ich sah ihn nicht nur, ich spürte alles was er spüren konnte. Er war so wütend. Nicht auf mich, sondern auf sich selbst. In seiner Wolfgestalt sprang er über Äste und Steine und knurrte und bellte vor sich hin. Er hasste sich selbst. Er wollte nichts fühlen aber er tat es. Er tat es und er hasste es umso mehr. Mit jeder Faser seines Körpers wollte er seine Gefühle unterdrücken aber er schaffte es nicht mehr. Ich hatte es geahnt.
Mein Herz fühlte mit ihm. Es tat weh ihn so zu sehen.
"Wie kann ich ihm helfen?", wendete ich mich erneut an meinen Wolf. Und bevor ich etwas tun konnte bewegte sich der Wolfskörper. Ich hatte keine Kontrolle über ihn. Ich war so überrumpelt von dieser Situation. War das möglich? Hatte mein Wolf wirklich ein eigenes Bewusstsein?
Ich konnte es nicht fassen.
Er rannte weiter. Ich nahm alles war, fühlte und roch alles was er konnte.
Alles was ich nicht konnte, war ihn lenken.

Er lief immer weiter in den Wald hinein und irgendwann sah ich wo er mich hin gebracht hat. Dort saß Blake. Auf einem Baumstumpf und hatte die Ellenbogen auf seinen Knien und stützte so sein Gesicht ab. Mein Wolf jaulte und Blake sah erschrocken her. Er kniff die Augenbrauen zusammen. "Verschwinde", knurrte er.
Ich konnte nichts machen. Mein Wolf ging von allein auf ihn zu und winselte. Er war traurig wegen Blake. Ich spürte alles was mein Wolf spürte. Das war so faszinierend für mich.
Blake sah uns immer noch wütend an aber bewegte sich nicht von der Stelle. Mein Wolf legte sich vor seine Füße und jaulte laut. "Jamie hör auf mit dem Scheiß", murmelte Blake vor sich hin. Mein Wolf hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Er stand auf und seine Schnauze berührte Blakes Stirn. Bevor ich es realisieren konnte, war der schwarze Wolf vor uns.
Die beiden sahen sich intensiv in die Augen und plötzlich fingen sie an ihre Köpfe aneinander zu streifen. Ich spürte die Zuneigung die sie füreinander fühlten. Ich war komplett perplex. Sie lieben sich! Unsere Wölfe lieben sich! Ich konnte es nicht fassen. Wie war das möglich?

Sie strichen sich aneinander, leckten sich einige Male gegenseitig übers Fell und jaulten immer wieder freudig auf.
Ich spürte alles. Ihre tiefe Verbundenheit, ihre Liebe und ihre tiefe Zuneigung. Sie waren eins. Wie füreinander geschaffen. Sie sind glücklich.

Plötzlich war ich wieder ich und stand Millimeter von Blakes menschlichen Gesicht weg. Wir beide wichen erschrocken zurück. Wir sahen uns beide mit geweiteten Augen an.

Blake war der Erste der die Stille brach. "Was... was ist da gerade passiert?" Ich fing an zu lachen. Laut und ungehemmt. Mein Wolf hatte ein eigenes Bewusstsein und es liebte seinen Wolf. Ich lachte und kam mir wie eine Verrückte vor.

"Verstehst du nicht, Blake?", sagte während ich weiter lachte. "Sie haben eine eigene Seele, ein eigenes Bewusstsein."

Blake sah mich komplett verwirrt an.
Er muss es auch gespürt haben. Sein Wolf muss die gleichen Gefühle wie meiner versprüht haben. Ich sah ihm an, dass er nicht wusste wie er reagieren soll. Er war mit dieser Situation komplett überfordert.

Wieso ist mir der Gedanke nicht schon früher gekommen? Wie konnte ich nicht wissen, dass mein Wolf eine eigene Seele hatte? Es war so offensichtlich. Grandma wusste es bestimmt. Ich realsiere erst jetzt wie viel schmerzhafter es eigentlich für sie gewesen sein muss. Es wäre für mich so, als würde ich meine beste Freundin verlieren. Nein. Ein Teil von mir.

Blake starrte mich immer noch fassungslos an. "Ich wusste nicht, dass so etwas möglich war..." murmelte er vor sich her. Ich lächelte ihn glücklich an. "Damit öffnen sich uns so viele Möglichkeiten. Zu Beispiel das Kämpfen. Unser Wolf wird es viel besser wissen, was zu tun ist. Es ist sein Element. Es wird so viel einfacher sein."

Er starrte mich an. Gerade konnte mich nichts aus dieser Freude lösen. Es war einfach zu unglaublich.

"Lass uns gehen", sagte ich und zog ihn am Arm mit während ich los rannte. Ich verwandelte mich und rannte weiter. Ich konnte hören wie er es mir gleich tat. Er rannte neben mir her. Gemeinsam rannten wir zu unserem zu Hause.
Es war alles vergessen, der Kuss, die Wut und alle anderen negativen Gefühle. Wir waren nicht allein in unserem Körper. Wir waren zu zweit. Ein Team. Eine Gemeinschaft. Wir waren mit dieser neuen Erkenntnis um einiges stärker. Egal was kommen wird, wir werden es schaffen.

Back in the woods [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt