Kapitel 18 - Ein unerwarteter Gast

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Mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich nicht erkennen konnte was es war. Es sah aus wie ein schwarzer wuscheliger Teppich. Ich realsierte erst, dass es ein Wolf war, als sich die schwarze Schnauze zu mir wendete. Ich konnte sie nur sehen, weil der Mond direkt in mein Zimmer auf seinen Kopf schien. Der Wolf öffnete langsam blinselnd die Augen und sah mich mit geneigten Kopf an. Ich konnte gar nicht realsieren was hier gerade passierte als starrte ich ihn einfach nur fassungslos an. Ich erkannte Blakes Augen und sah an mir runter und deckte mich mit meiner Decke zu. "Was willst du hier?", fragte ich mit krächzender Stimme. Ich bekam lange keine Antwort. Der Wolf sah mich an und jaulte leise und stupste mir dann mit seiner Schnauze gegen meine Hand. Ich strich ihm über den Kopf und kraulte durch sein dickes Fell. Der Wolf schloss die Augen und genoss das Ganze. Ich war immer noch ziemlich verschlafen, deshalb realisierte ich das ganze noch gar nicht, legte mich hin und kraulte den Wolf weiter. Scheinbar war ich irgendwann wieder eingeschlafen.

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, schien die Sonne in mein Zimmer und mein Blick nach unten gerichtet. Dort lag kein Wolf mehr sondern Blake. Meine Hand war immer noch ihm entgegen gestreckt. Ich beobachtete ihn verwundert. War das gestern er oder sein Wolf? Ich wusste es nicht aber zu Blake passte es nicht als vermutete ich Wolf. Er war mit dem Rücken zu mir gedreht und benutzte einen meiner Pullover als Kissen. Ich konnte ihn leider nicht von vorne sehen aber momentan sah er wie ein kleines Kind aus. Er hatte seine Knie angezogen und lag zusammen gekauert dran und schlief. Ich musste lächeln. Ich wusste nicht, dass selbst sein Hinterkopf gut aussehen konnte. Er trug ein schwarzes T-Shirt also konnte ich einen Blicke auf seine trainierten Arme werfen. Früher war er eher schmächtiger gewesen und seine Haare etwas länger. Jetzt hatte er alles jungenhafte an sich entfernt, alles was davon noch blieb war dieser Moment in dem er auf meinem Boden schlief und gar nicht merkte, dass ich ihn anstarrte.

Als ich so richtig wach wurde, war mir diese Situation doch unangenehm. Was machte er hier? Wieso musste er mich immer wieder verfolgen. Ich beschloss ihn zu wecken also hustete ich künstlich und laut. Er brummte und drehte sich auf den Rücken. Ich räusperte mich noch einmal. Er öffnete angestrengt die Augen und drehte den Kopf zu mir. Er reagierte zuerst gar nicht, dann setzte er sich langsam an und kratzte sich am Kopf. "Wie...?", murmelte er mit kratziger Stimme. "Ich habe keine Ahnung.", sagte ich und verschränkte die Arme.
Er gähnte und stand langsam auf. "Mein Wolf... hab ihm gestern die Kontrolle überlassen." Er rieb sich die Augen und ging aus meinem Zimmer. Ich sah him verwirrt hinter her.
Ich konnte mir das schon vorstellen, dass sein Wolf sich... naja nach meinem Wolf sehnt. Aber weshalb überlässt er ihm einfach mal die Kontrolle? Manchmal musste man Blake glaube ich gar nicht verstehen.

Ich hörte wie er im Badezimmer das Wasser anmachte. Woher nahm er sich das Recht einfach in meinem Haus zu duschen? Ich wollte auf ihn wütend sein aber ich konnte nicht. Also ließ ich es und zog mich seufzend an.
Da das Bad besetzt war, legte ich mich aufs Bett und griff nach meinem Handy. Ich schrieb mit Cole. Er fragte mich, ob ich mir bald einen Job suchen werde. Ich seufzte und strich mir durch die Haare. Das hatte ich ganz vergessen mit diesem ganzen Trubel der gerade los war. Ich beschloss es nicht weiter vor mich her zu schieben und mich morgen an die Bewerbung zu setzten und mir Stellen raus zu suchen. So schrieb ich es auch Cole.

Im nächsten Moment kam auch wieder Blake rein. Ich blickte ihn an und erstarrte als er mit nur einem Handtuch um seine Hüften vor mir stand. Er ignorierte mich einfach und ging zu meinem Schrank. Unter meinen Klamotten zog er seine hervor. Ich wand den Blick von seinen Körper ab und blickte ihn verwirrt an. "Du hast Klamotten von dir in meinen Schrank getan?", fragte ich empört. Er zuckte mit den Achseln, sah mich mit einem nichtsagenden Gesicht an und ging zur Tür. "Habe hier mal gewohnt. Vergessen?" Dann war er wieder verschwunden.

Ich starrte die Tür mit einem offenen Mund an. Wie kann er nur so sein? Kein normaler Mensch verhält sich so. Ich schüttelte den Kopf und atmete durch. "Nicht aufregen, Jamie. Das ist es nicht wert." Wie war er überhaupt rein gekommen? Ich stellte mir vor, wie sein Wolf an der Tür klingelt, meine Grandma aufsteht und ihm aufmacht und er einfach an ihr vorbei läuft und sich vor mein Bett legt. Ich schüttelte den Kopf. Absurd.

Nachdem er dann endlich fertig war, kam er zurück in mein Zimmer. "Kommst du heute noch rüber?", fragte er mich während er sich mit einem Handtuch die Haare trocknete.
Ich sah ihn kurz an und wand der wieder den Blick zu meinem Handy. "Mal schauen."
Er nickte und ging dann ohne ein weiteres Wort. Ich hörte wie unten die Haustür zugeknallt wurde. Ich seufzte. So gerne würde ich endlich eine normale Beziehung zu ihn haben. Einfach ganz normal miteinander umgehen, vielleicht sogar über etwas lachen und Spaß machen. So wie mit Isaac eben. Einfach ausgelassene und ungezwungene Gespräche miteinander führen.
Anscheinend waren wir dafür bestimmt uns ständig in die Haare zu kriegen.
Jedenfalls wird er es nicht ändern können, dass sein Wolf sich nach meinem sehnt. Ich hatte damit überhaupt kein Problem aber wenn man schon am Morgen dumm angemacht wird, ist das was anderes. Ich muss zugeben, heute hat er sich normal gegenüber mir verhalten. Trotzdem waren wir sehr distanziert zu einander. Ich würde gerne mit ihm darüber reden, was die letzten Jahre so passiert ist, wie es mit seinem Vater war, ob sie gut klar gekommen sind, wie er sich dabei gefühlt hat und was sie so unternommen haben um die Vater-Sohn Beziehung aufzubauen. Er verschloss sich einfach plötzlich und es schien unmöglich ihn zu erreichen. Ich fragte mich ob sich das je ändern würde.

Back in the woods [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt