Ich verdrehte die Augen und verschränkte meine Arme. Er sah mich einfach nur an. Ich hatte jetzt wirklich keine Lust mit ihm zu reden. Also ging ich einfach an ihm vorbei und ließ Royce stehen. Wenigstens ließ er mich passieren.
Ich beschloss zu meiner Grandma zu gehen. Sie und ich hatten kaum Zeit miteinander verbracht, seid ich wieder zurück war. Ich hoffe sie war zu Hause.
Vor der Haustür kramte ich nach meinem Schlüssel und schloss auf. Sofort kam mir der vertraute Geruch von zu Hause entgegen. Ich bekam sofort ein wohliges Gefühl.
Ich striff meine Schuhe ab und ging ins Wohnzimmer. "Grandma? Bist du zu Hause?", rief ich durchs Haus und sah mich um. "Ich bin oben", kam eine Antwort von ihr und ich war froh.
Ich ging nach oben und sie kam mir entgegen. "Hallo Schätzchen, was machst du hier?"
Sie schloss mich in eine innige Umarmung. Ich erwiderte sie und roch den vertrauten Geruch meiner Grandma. "Ich wollte nach dir sehen. Ist alles in Ordnung?"
Sie lenkte mich wieder die Stufen nach unten. "Aber ja, ich wollte nur nicht, dass hier alles verstaubt. Ein wenig Ordnung muss sein. Schließlich ist das immer noch mein Zuhause."
Sie platzierte mich auf das Sofa und sah mich mit ihren fröhlichen Augen an. "Erzähl schon, was liegt dir auf dem Herzen?"
Sie kannte mich so gut. Manchmal überraschte es mich selbst. "Darf ich dich was fragen? Wusstest du, dass unsere Wölfe ein eigenes Bewusstsein haben?"
Sie lächelte und nickte. "Natürlich wusste ich das. Als Schamanin spürt man das sofort. Mein Wolf und ich hatten eine tiefe Verbindung." Sie blickte ein wenig traurig, blinzelte es aber schnell wieder weg und setzte wieder ihr freundliches Lächeln auf.
"Wieso erzählst du mir das nicht? Das ist eines der wichtigsten Dinge, die man als Gestaltenwandler wissen sollte. Manchmal glaube ich, dass ihr alles hinter meinem Rücken plant und mir überhaupt nichts sagen möchtet." Ich sah nach unten und zappelte mit meinen Fingern. Sie griff danach. "Aber Schätzchen. Manchmal muss man Dinge selber heraus finden. Wir mussten das auch alles selber erforschen. Es ist wichtig, dass man manche Dinge selber lernt und dann durch diese Erfahrung wächst und Neues heraus findet. Wenn du alles gesagt bekommst, ist es doch nichts besonderes mehr. So hast du dir selbst deine Verbindung zu deinem Wolf aufgebaut und das ist doch viel schöner, findest du nicht?"
Ich seufzte. "Ja schon aber ich fühle mich manchmal einfach alleine gelassen. Du kennst mich ja. Ich muss alles sofort wissen. Es kam mir einfach so vor, als wäre alles ein großes Geheimnis und jeder würde alles wissen nur ich nicht."
Sie strich mir über die Haare. "Ach Kleines, du hast schon immer sehr viel nachgedacht, da bist du wie dein Vater.", sagte sie mit freundlicher Stimme.
Ich sah sie an. "Wo sind sie? Meine Eltern?", murmelte ich.
Ich lächelte und griff nach meinen Händen. "Ich kann es dir nicht sagen."
Ich entriss mich aus ihrem Griff. "Wieso nicht? Siehst du? Genau das habe ich gemeint."
Sie nahm erneut meine Hand. "Als du klein warst, sind sie verschwunden. Wir waren ein Rudel damals und sie haben sich irgendwann von allen abgeschottet und sind dann weg gegangen. Ich habe ein Brief von deiner Mutter bekommen. Alles was drin stand war. 'Pass auf Jamie auf, bis ich sie holen komme.'" Ich sah sie mit offenen Mund an. Ich hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte. Sie hat mich nie zu sich geholt. Vielleicht sind sie... "Sind sie... tot?"
Grandma schüttelte den Kopf. "Das würde ich spüren. Sie ist meine Tochter. Sie trägt mein Blut in sich. Ich werde immer spüren, wenn ihr etwas zugestoßen wäre."
Es erleichterte mich aber verwirrte mich zugleich. "Sie sind nie gekommen." Ich blickte wieder meine Hände die Grandma festhielt an. Sie strich mir tröstend über die Wange. "Mach dir darüber keine Gedanken, Kleines. Du wirst sie irgendwann wieder sehen. Das spüre ich. Du musst jetzt weiterhin Geduld haben und auf wichtige Sachen konzentrieren. Ich weiß, dass du viel darüber nachdenkst aber es bringt dir nichts. Ich habe versucht sie zu finden aber ohne Erfolg. Sie sind einfach nicht auffindbar. Sie werden zurück kommen, wenn sie es wollen. Versuch dir bitte nicht zu sehr dein hübsches Köpfchen darüber zu zerbrechen. Es wird schon wieder alles gut werden." Sie zog mich an sich und strich mir lange über den Kopf. Ich schloss meine Augen und genoss ihre Nähe, dass hatte ich lange nicht mehr. Sie war meine einzige Familie auch wenn meine Eltern irgendwo da draußen waren. Werde ich jemals vertrauen zu ihnen haben?Später zog ich mich zurück in mein Zimmer. Ich schrieb Cole eine Nachricht und legte mich dann in mein Bett. Grandma hatte es für mich frisch bezogen, bevor ich gekommen war. Als hätte sie geahnt, dass ich heute hier übernachten werden.
Das ist alles so bizarr. Alles was um mich passierte wirkte immer noch so unwirklich. ich konnte immer noch nicht verstehen, wie das alles möglich war aber ich hatte mich schon lange mit dem Gedanken auseinander gesetzt, dass ich es nie genau wissen werde. Ich war froh um meinen Wolf. Ich liebte ihn und ich konnte mir kein Leben mehr ohne ihn vorstellen. Trotzdem. Es war einfach alles viel zu unfassbar.
Nachdem ich diesen Gedanken trotz allem akzeptiert hatte, schlief ich ein. Ich hatte lange nicht mehr geträumt und dieser Traum war richtig eigenartig.
Ich war ein Kind und blickte zu einer Frau und zu einem Mann. Sie lächelten beide aber ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen. "Meine Jamie", hörte ich die Frau sagen aber es klang als wäre sie ganz weit weg. Ich streckte meine Hand aus aber ich konnte sie nicht erreichen.
Im nächsten Moment wurde ich grob hochgehoben. Ich lag in den Armen von der Frau. Sie rannte um ihr Leben und blickte sich immer wieder um.
Die Situation wurde wieder geändert. Diesmal stand Blake vor mir. Er griff nach meiner Hand und setzte sich auf seine Knie so als würde er mir ein Antrag machen. "Bitte verzeihe mir meine kleine Jamie.", hörte ich wieder die Frau sagen aber die Stimme kam aus Blakes Mund.
Er stand wieder auf und sah mir direkt in die Augen. "Der Kampf ist so ausgegangen, weil ich dich liebe." Ich sah ihn erschrocken an und jetzt stand Hannah vor mir und hielt meine Hand. Sie zerdrückte sie fast. "Bitte hilf mir Jamie. Hilf mir. Er wird mich töten. Bitte, hilf mir." Sie riss mich mit sich.Ich wachte auf, als in meinem Zimmer ein Geräusch ertönte. Ich zuckte zusammen und blickte mich hastig um aber ich konnte niemanden erkennen. Dann hörte ich es wieder. Es kam von meinem Boden. Vorsichtig blickte ich über meine Bettkante.
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Back in the woods [Band 2]
Hombres Lobo"Sie werden kommen. Sie sind anders. Sie sind animalischer. Gefährlicher." Royce starrte ins Leere und murmelte vor sich hin. Eine Vision? "Wer? Wer wird kommen? Royce, hörst du mich?", fragte ich ihn und schüttelte ihn. Er blinzelte und es schien a...