Der Sterbende Zeuge

Prolog - Die dunkelste Stunde

Der Geschmack von Metall und Öl breitete sich langsam in seinem Mund aus. Sein Finger zitterte am Abzug und sein Atem ging nur noch schwer. Vor seinen Augen flammten Bilder auf und verschwanden wieder. Seine Augen brannten vom Schweiß, der den ganzen Weg von der Stirn langsam in seine Augen sickerte. Wieder und wieder dachte er: „Tu's endlich. Bringst endlich hiner dich.“ Das quietschen der Türe riss ihn aus dem Gedanken und er schaute auf.

Er konnte Andys Gesicht erkennen. Neben ihm stand Eileen, die Bedienung. Sie zitterte und sah Robert fassungslos an. Andy schaute zu ihr rüber und flüsterte was. Er schaute beruhigend drein und drückte sie sanft aus dem Türrahmen und schloss die Türe. Für einen Moment war der Raum in Dunkelheit getaucht. Andy machte das Licht an. Robert ließ den Lauf seiner Pistole aus seinem Mund gleiten und kniff die Augen zusammen.

Er hatte das Licht nicht gebraucht und in dem halbdunkel richtig zu sehen. Seine Augen waren fast so gut im Dunkeln, wie die einer Katze. Einer der wenigen Vorteile ein Ork zu sein. Er sah Andy von unten an. Er saß mit dem Rücken an der Wand, auf dem kühlen Boden. Andy schien von unten gesehen größer als sonst. Er war für einen Menschen nicht klein, aber Robert fehlte nur ein lausiger Zentimeter zur Zwei Meter Marke. Er schaute das besorgte Gesicht seines Freundes ausdruckslos an.

Andy ging vor Robert in die Hocke um auf Augenhöhe zu kommen und sah sich kurz um. Zu den Pinkelbecken auf der einen und den Toilettenkabinen auf der anderen Seite. Dann sagte er leise: „Also... Das ist es? So willst du es enden lassen?“ Robert sagte nichts. Aber er musste einen Moment zu Boden sehen, als sein Freund so offen zu ihm war. Sein Blick ruhte für einen Moment auf der Pistole in seinen Händen. Dann blickte er langsam wieder auf. Andy war regungslos. „Meinst du Kate hätte das gewollt?“

Robert knurrte auf. „Is doch egal. Is doch alles nicht mehr wichtig.“ Sagte er leise im Versuch sich zu rechtfertigen. Andy atmete einmal tief durch und setzte sich dann neben ihn, lehnte sich auch an die Wand. „Du bist nicht der einzige dem sie fehlt.“ Sagte er leise zu Robert. „Ihr beide wart meine besten Freunde. Wie meine Familie.“ Robert ließ weiter den Kopf hängen und schaute die Pistole an. „Und du musst dran denken, ich war dabei. Ich hab mitansehen müssen wie...“ er hielt einen Moment inne und schluckte schwer. „Ich fühlte mich so hilflos. Ich konnte nichts mehr tun.“

Er sah zu Robert rüber. „Einfach so. Ich hab ihr in die Augen gesehen.“ Robert sah einen Wassertropfen auf die Waffe fallen. Dann noch einen. Er hob die Hand zu seiner Wange. Erst jetzt fiel ihm auf das er Weinte. Andy legte ihm die Hand auf die Schulter. Robert legte seine große Pranke über sie und drückte sie. Dann sagte Robert leise und kraftlos: „Sie fehlt mir so sehr. Ich kann einfach nicht mehr. Nichts macht noch einen Sinn.“ Andy ließ einen Moment verstreichen. Dann sagte er: „Es ist deine Entscheidung. Wenn du unbedingt so enden willst. Dann verliere ich eben auch noch den besten Freund den ich je hatte.“ Robert sah ihn an. Andys Gesicht war so verschlossen wie eh und je, aber seine Augen spiegelten eine ehrliche Traurigkeit.

„Kate hätte nicht gewollt das du so endest. Mit einem Loch im Kopf. Auf der Toilette eines Pubs. Sie hat dich geliebt. Eben weil du nie aufgegeben hast.“ Robert nickte leicht. Andy legte seine Hand langsam auf die Pistole und sagte dann: „Du bist nicht alleine.Ich lass dich nicht hängen.“ Versprach Andy ihm. Robert flüsterte: „Aber was soll ich denn machen? Ich hab Kate verloren. Ich hab's mit meinem Job versaut....“ Andy schüttelte den Kopf. „Ich kann dir nichts versprechen. Aber ich weiß vielleicht das ein oder andere. Und kenne ein paar Leute...“ Er lächelte jetzt wieder etwas. Robert nickte leicht. Es würde sich schon was ergeben.