6. - Der Vorhof der Hölle

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Die Dinge entwickelten sich eigentlich gut, aber Robert mochte die Richtung in die sie wiesen trotzdem nicht so recht. Das Fräulein Grasslin hatte sich also Elfenohren machen lassen und ihre Augenfarbe geändert. Kein Wunder das es von ihr keine aktuellen Bilder mehr in den Sozialen Netzwerken gab. Die Leute die sie kannten, würden sich sehr wundern. Und alle die sie jetzt neu kennenlernte, würden sie nur als Elfe akzeptieren wenn sie es nicht besser wussten. Und das schloss den Bruch mit den alten Freunden ein. Aber warum machte sie das überhaupt? Sie war eine hübsche junge Frau und wegen dem allgemeinem Sympathiebonus, den Elfen inne hatten, war es zu weit hergeholt.

Es war sogar einigermaßen gefährlich. Wenn man an die falschen Leute geriet, dann konnte der Status als Poser mit Verachtung aber auch tödlich enden. Es gab genug Rassisten in der Welt. Menschen würden sagen, dass sei ein Verrat an der eigenen Rasse. Elfische Rassisten würden sagen das sie sich in bessere Kreise schleichen wollte und ebenso hasserfüllt reagieren. Also warum hatte sie sich so entschieden? Zumindest die Wahl ihrer Freunde und die bevorzugten Kreise machten einen Sinn.

Sie war etwas spät mit dem Rebellieren dran, aber der Tod ihrer Mutter und das Zerwürfnis mit ihrem Vater, waren sicher der Auslöser gewesen. Sie hatte sogar seinen Namen abgelegt und nannte sich nun beim Mädchennamen ihrer Mutter. Konnte hier auch der Grund für ihren Wandel zur Elfe zu finden sein? Robert nickte als ihm der Gedanke kam. Er wusste ja praktisch nichts über ihre Mutter. Vielleicht steckte da mehr hinter der ganzen Sache. Er schickte David eine Nachricht. Er solle mal sehen ob es Informationen zu der Frau von de Campen gab. Es würde die Sache vielleicht einfacher machen, wenn er Celina erst mal verstehen konnte.

„So, wir können dann." Erins Stimme löste sein inneres Separee auf. Er nickte ihr zu. Sie war nicht begeistert gewesen als er sie vom Rennen weggeführt hatte. Die Neugier hatte sie aber nicht nein sagen lassen. Auf dem Weg zu seinem Auto unterhielten sich sich. „Also kennst du diese Gang?" Erin hatte nur still genickt. „Gleicher Deal wie vorher? Hundert und du stellst dafür den Kontakt zu ihnen her?" Sie hatte ihn einen Moment überrascht angesehen und dann gelacht. „Der war gut... Du hast keinen Schimmer wer die sind, oder?"

Robert hatte es eingestanden und Erin hatte ihm schnell etwas über sie erzählt. Sie kontrollieren ein Gebiet in den Slums. Und mit Kontrollieren war es gut getroffen. Dort traute sich die Polizei nur in gepanzerten Fahrzeugen hin. Sie hatten ihre Finger in allem was Geld versprach. Drogen und Waffenhandel. Aber auch Menschen wurden bei ihnen gehandelt. „Du kannst entweder vollständige Exemplare kaufen... Oder aber nur einzelne Organe." Erin sah ihn finster an. Allein der Name dieser Gang ließ sie schütteln. „Wenn du einmal drin bist, dann legt sich nie wieder jemand mit dir an. Und wenn du lange genug lebst, wirst du ziemlich reich."

Robert blieb stehen und seufzte. „Also ist einfach anklopfen und nach dem Mädel fragen ne ganz blöde Idee?" Erin brauchte nicht zu antworten. „Also wenn es nicht auf die leichte Tour geht, dann muss ich mich eben unter ihrer Nase durch die Hintertür schleichen." Erin schüttelte leicht den Kopf. „Du willst dich echt mit denen anlegen?" Ihre Knie zitterten leicht. Robert nickte. „Ich will keinen offenen Kampf, aber wenn ich raus finden kann wo das Mädel ist..." Sie schluckte schwer. „Na OK, ich bring dich dann zu deinem Wagen und... Dann viel Glück." Sie ging wieder los. Alles an ihrer Haltung zeigte das sie Angst hatte.

Robert wunderte sich etwas. Er hatte sie mutiger eingeschätzt. Etwas hatte ihr einen riesigen Schrecken eingejagt. Er beschleunigte seine Schritte um neben sie zu kommen und sagte dann in einem Ruhigen Tonfall: „Ich schaff das nicht ohne jemand der sich auskennt. Ich brauch bei der Sache weiter deine Hilfe." Erin sah ihn kurz an, aber sie sagte nichts. Robert beschloss das die Zeit für Spielchen rum war. Er musste sie jetzt überzeugen oder die Sache war verloren.

„Das Risiko hier hier ist höher. Ich verlang ja auch nicht das du Kämpfst oder mit reingehst. Ich brauche deinen Rat und dein Wissen über die Gegend und die Gang. Sagen wir neuer Deal. Ich verzehnfache dein Honorar. 750 Euro plus jeden Tag den wir dran arbeiten ein Essen." Erin blieb stehen und sah Robert an. In ihrem Gesicht spiegelten sich verschiedene Gefühle und sie kaute nervös ihre Unterlippe. Das war ein guter Deal den er da anbot.

Der Sterbende ZeugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt