„Wer zum Teufel bist du denn?“ brüllte Tommy ziemlich ängstlich und hockte im Angesicht der Waffe da. Er hatte den Kerl noch nie gesehen. Er grinste ihn wie ein Psycho an. Wie war er hier reingekommen? Und was wollte er von ihm? Der Ork hob die Weste an. „Na, so behandelt man aber nicht seine kostbaren Farben.“ Er hatte einen eiskalten Tonfall. Tommy schluckte. „Ja... Ich... Sonst häng ich sie ja immer richtig weg...“ Die Rechtfertigung kam automatisch. Hier galt die Gang alles. Wer sich der Bruderschaft einmal angeschlossen hatte, der hielt sich besser an die Regeln. Er dachte nach. Gab es eine Regel die Weste auf den Boden fallen zu lassen?
Er konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen, denn der Ork warf ihm die Weste zu. „Und wie es hier aussieht?“ Er sah sich kurz symbolisch um. Aber drehte dabei den Kopf nicht weit genug um ihn aus den Augen zu lassen. Tommy zog die Weste zu sich und sah ihn weiter an. Die Angst rieselte langsam seinen Rücken runter. „Wer sind sie?“ fragte er ziemlich kleinlaut. Der Ork kicherte. „Na, man könnte sagen ich bin ein Problemlöser. Und bei dir scheint es ja eines zu geben, mein Junge.“ Er tätschelte dabei die Pistole.
Es war ein kleines Ding, nicht besonders beeindrucken. Aber das beruhigte Tommy kein Stück. Wenn jemand mit der größten Knarre angeben musste, dann war die Unsicherheit bei ihm deutlich. Aber wenn jemand nur eine kleine Waffe brauchte, dann war er sich seiner Sache entweder verdammt sicher oder ein ziemlicher Trottel. Und wie ein Trottel sah der Ork leider überhaupt nicht aus. Tommy musste doch was aus ihm rauskriegen können.
„Was... Was wollen sie von mir?“ Stotterte er. Der Ork seufzte. „Ach Tommy...“ Jener zuckte leicht. Auch wenn es ihm hatte klar sein müssen, seinen Namen aus seinen Mund zu hören, das war creepy. „Du kommst in der Gang gut zurecht? Hast Freunde gefunden und hast mal richtig was zu sagen?“ er schaute bei den Worten was mitleidig. Musterte ihn. Tommy hatte die Weste schützend vor sich gezogen. Er sagte automatisch: „Ja, ich bin glücklich und stolz...“ Sein Besucher kicherte. „Klar bist du das. Du lebst im Dreck und behandelst deine kostbaren Farben wie ein benutztes Kondom. Wirfst es einfach hin. Und wo wir bei dem Thema sind, vermisst du Celina?“
Tommy biss die Zähne zusammen. „Hat dieser einäugige Bastard sie geschickt?“ Der Ork grinste ihn an. „Warum sagst du es mir nicht? Warum bin ich wohl hier?“ Das konnte nicht sein. Er konnte nicht so ein verdammtes Pech haben. „Alter, er hat gesagt wenn ich sie mitbringe bekomm ich die Mitgliedschaft und werd nie wieder Sorgen haben! Wenn sie dann plötzlich diesem Arschloch nachrennt... Was kann ich dafür?“ Der Problemlöser legte den Kopf schief. „Und warum hast du sie verloren? Warum wohl?“
Langsam aber sicher merkte Tommy wie seine Finger zitterten. Aber der Typ hatte eine Waffe und weshalb er auch immer dieses Spielchen treib, er musste mitspielen und hoffen. „Er hat eben mehr Kohle und kennt mehr Leute... Und kann ihr mal eben die Operationen bezahlen. Nur weil sie ne scheiß Elfe sein will.“ Er fühlte sich mies dabei. Sie hatte immer wieder was von Liebe erzählt und das sie immer zusammen bleiben würden. Und dann warf sie sich diesem Kerl an den Hals.
„Niemand hat gesagt das ich sie hier behalten muss! Nur das sie mir zur Gang kommen muss! Also willst du mich jetzt kaltmachen weil sie mich verlassen hat?“ Er schaute den Ork weit verzweifelter an als ihm selbst klar war. „Ich hab mir die Sache echt nicht so vorgestellt!“ Sein Gegenüber nickte leicht: „Na, wenn man sich den Zutritt zur Gang so erkauft, dann finden das alle die dafür gearbeitet und geblutet haben eben... Naja, unfair.“ Tommy schaute auf seine Weste, während der Ork weitersprach: „Du hast diese Farben nicht verdient und das weißt du auch. Und du musst doch gewusst haben was passiert wenn du dich dann auch noch als völlig unwürdig erweisen solltest?“
Tommy zitterte und sah ihn an. Er wusste nicht was er sagen sollte. Das konnte doch nicht das Ende sein? Das konnte einfach nicht wahr sein. „Wo ist das Mädchen jetzt?“ fragte der Ork. Tommy antwortete ohne nachzudenken: „Na sie ist jetzt mit dem Sergeant zusammen. Hängt nur noch mit den Topleuten rum...“ Sein Besucher nickte leicht und Tommy legte den Kopf ein wenig schiefer. „Wie... Wie kommt's denn das du das nicht weißt?“ fragte er etwas übermütig. „Lass das mal meine Sorge sein, mein lieber Tommy.“ sagte der Ork. Tommy musterte ihn. So langsam wich die Angst und er konnte klarer denken. Das ergab alles keinen echten Sinn. Er hatte diesem Typen alles erzählen müssen. Er hatte gar keine rechte Ahnung was los war.
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Der Sterbende Zeuge
Science FictionDer Ex-Cop Robert übernimmt einen schwierigen Auftrag. Es bleibt ihm nicht viel Zeit und die Spur führt in die schlimmsten Kreise... Es ist die Welt von Shadowrun... Eine dunkle Zukunft in der die Technologie ungeahnte Höhen und der soziale Abgrund...