2. - Der alte Mann in der Festung

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Die Straßen waren leer und er kam gut voran. Sein Auto hatte zwar einen Autopilot, aber Robert mochte es nicht ihn zu benutzten. Er fuhr selbst und hörte derweil das Programm eines Senders der sich auf Neo-Delta-Blues spezialisiert hatte. Er mochte die Stadt bei Nacht. Die grauen Fassaden waren dann unter dem Schleier der Dunkelheit verborgen und die Neonfarben der Leuchtreklame, Logos und Hinweisschilder funkelten umso heller.

Ja, es war immer noch die gleiche Stadt. Gleich hinter den leuchtenden Schildern, da lag ein Urwald aus Hoffnungslosigkeit und Kälte. Aber manchmal musste man eben das Licht dämpfen um sich auf die schönen Dinge konzentrieren zu können. Im Grunde war es mit der Stadt, wie mit seinem Leben. Wenn er eine schützende Dunkelheit über dem Großteil hielt, dann konnten die Dinge die schön waren, um so heller leuchten. Er schob die Gedanken beiseite. David würde ihn nicht mitten in der Nacht kommen lassen, wenn es nicht wirklich wichtig war.

Robert wusste immerhin schon, dass es gegen Zeus gehen würde. Eine Organisation die das Gesetz des Schweigens mit enormer Gewalt durchsetzte. So mancher Psychopath würde sich bei ihrer Methoden, in grausen abwenden. Wer ihnen auf die Füße trat, der lebte nicht lange. Er hatte Berichte gehört, dass sie einen Ermittler in Stücken zurück an die Behörde geschickt hatten. Über einen Monat ging täglich ein Päckchen mit einem Stück von ihm ein. Er seufzte bei dem Gedanken. Der Tod an sich, war kein schlimmer Gedanke.

Die Vorstellung zu Tode gefoltert zu werden, dass war schon weniger anziehend. Er würde vorsichtig sein müssen und sich den Plan genau anhören. Und wenn der Job den David angedeutet hatte zu weit Richtung Selbstmord pendeln sollte, dann würde er sich nicht drauf einlassen. Zumindest versprach er sich das selbst. Am Ende würde seine Neugier eh siegen. Es gab keine Hoffnung mehr für ihn. Also brauchte er auch keine Angst mehr zu haben.

Er machte die Musik lauter als ein Stück anfing das er echt mochte. Der Text handelte von einem Mann der seinen Job verloren hatte, seine Frau ihn betrog und er mit seinem Erzfeind ein Bier trank. Der leidenschaftliche Gesang wurde von einer leicht verzerrten Gitarre begleitet und unterbrochen wenn der Sänger seine Mundharmonika für ihn sprechen ließ. Es war für diesen Ort und diese Zeit genau die richtige Musik.

Die Klinik kam in Sicht. Ein riesiger Klotz, dreißig Stockwerke hoch. Ein Teil der Fenster war hell erleuchtet und zeugte von den nie schlafenden Engeln der Medizin. Im Grunde war es eine kleine Stadt für sich. Es gab Gebäudeteile mit Wohnungen und auch Geschäfte. Hier gab es alles vom Allergologen bis hin um Zahnarzt. Robert sah zur Rampe die runter zur Tiefgarage führte. Er vrwarf die Idee und Steuerte den Parkplatz vor dem Haupteingang an. Es war mitten in der Nacht. Besucher würde es nicht viele geben und Patienten hatten in der Tiefgarage ein eigenes Parkdeck.

Zumindest wenn sie sich selbst oder Angehörige einlieferten. Das Schild neben der Schranke verriet das es mehr als genug Parkplätze gab. Er passierte die Schranke und ein Komlink registrierte sich automatisch beim Programm das die Parkgebühren erhob. Er machte sich eine geistige Notiz. David musste zahlen. Anfahrtskosten würde er keine erheben, aber Parkgebühren waren eine ganz andere Sache. Er parkte in der Nähe des Eingangs und stieg aus. Vor dem Reingehen hatte er ja noch was zu erledigen.

Er sendete mit dem Komlink ein Signal und der Kofferraum öffnete sich. Auch wenn sein Auto von außen völlig unauffällig und langweilig wirkte, meistens war es nicht mal geputzt, so sicher war es doch unter der Oberfläche. Die Extras waren gut versteckt. Der Kofferraum war mehr Safe als Stauraum für Gepäckstücke. Robert nahm den Halfter mit der Pistole vom Gürtel und legte sie hinein. Er dachte kurz nach. Dann lies er auch das Multitool und die Handschellen hier.

Er strich über sein schwarzes Hemd. Zusammen mit den Lederschuhen machte es einen seriösen Eindruck. Wenn da nicht die abgewetzte Jeans gewesen wäre. Er grinste und holte den grauen Trenchcoat aus dem reichhaltigen Klamottenstapel, den er mit sich zu führen pflegte. Sie hatten doch einen Privatschnüffler verlangt? Dann würde er auch entsprechend aussehen. Er schloss den Kofferraumdeckel und machte sich mit großen Schritten und einem schelmischen Lächeln auf den Weg zum Eingang.

Der Sterbende ZeugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt