Erin musste schlucken als sie das kleine Zimmer erreichten. Es war ein Blutbad. Aber der Schrecken wurde für sie beherrschbar, denn sie wollte sicher nicht zurück in die Zelle. Robert ging ein Stück weiter vor, während Erin jedes Gefühl von Ekel und Pietät überwand und einem der Toten die Schuhe klaute. Sie waren ein wenig zu groß, aber es würde gehen. Sie schnürte sie hastig zu und nahm dann eine Pistole vom Boden. Auch wenn sie nicht wirklich fit mit Feuerwaffen war, zumindest in die Richtung halten wo die bösen Jungs waren und abdrücken, dass konnte sie. Eines der Mädchen übergab sich auf den Boden. Sie hatte nur kurz reingeschaut.
Es war ein komischer Gedanke der Erin überkam. Aber ihr eigenes Leben war ihr jetzt nicht mehr so wichtig. Sie wollte diese Mädchen hier rau holen. Sie zu ihren Familien zurückbringen. Sie konnten nichts dafür das sie hier waren. Hatten es sich sicher nicht ausgesucht. Sie konnte nur leise erahnen und befürchten was sie durchgemacht haben mochten. Sie ging zu ihr rüber und legte einen Arm um sie. „Wir schaffen es.“ flüsterte Erin ihr zu. Und schaffte es dabei sogar ziemlich zuversichtlich zu klingen.
Das Mädchen antwortete in der Sprache die Erin nicht kannte. War es Spanisch? Die anderen Beiden standen an die Wand gelehnt da und konzentrierten sich aufs atmen und ertragen. Etwas das sie sicher in der Zeit in diesem Loch ständig hatten tun müssen. Erin winkte ihnen und zog die Gruppe weiter den Gang entlang. Robert war ein Stück weiter vorne. Knapp vor der Treppe nutzte er einen Türrahmen als Deckung. Huschte zur Türe auf der anderen Seite und öffnete sie. Eine kleine Kammer. Noch während sie sie Mädchen hinein winkte kamen wieder Schritte über die Treppe.
Erin konnte immer noch nur auf einem Ohr hören. Aber so wie oben gebrüllt wurde, war das kein Problem. Eine aufgeregte Stimme bellte Befehle: „Geh runter und sieh nach wo sie bleiben! Ich will die Ratte gefunden haben! Und zwar tot!“ Der Mann kam ohne jede Vorsicht die Treppe runter gerannt. Das Klopfen von Roberts Maschinenpistole traf ihn erst in die Beine und er legte den Rest des Stufen im freien Fall zurück. Sein Schrei klang nicht so sehr nach Schmerz, eher nach Überraschung. Er landete ziemlich unsanft. Robert schaute weiter die Treppe rauf.
Erin lauschte mit dem einen Ohr das ihr noch bleib: „Im Keller! Sichert die Treppe! Ihr da, geht hinten rum!“ Sie saßen in der Falle. Erin sah den Gang runter. Es gab also einen zweiten Zugang und durch den würden sie gleich kommen. Nach oben konnten sie nicht ausweichen, denn da wartete der sichere Tod. Sie sah Robert an. Dieser nickte ihr grimmig zu. Deutete mit einer Handbewegung nach unten an, dass sie in Deckung gehen sollte. Was hatte er vor?
Sie schob sich etwas mehr in das Räumchen und wartete. Robert schien zu laufen und die Sekunden zu zählen. Er hatte was vor. Aber so kannte sie ihn, immer einen Plan in der Hinterhand. Er nahm etwas aus seiner Weste und zählte, mit dem Kopf wippend die letzten drei Sekunden. Dann hörte sie aus seiner Hand ein Klicken. Nur Sekundenbruchteile später hörte sie von oben einen ziemlich Dumpf klingenden Knall. Noch bevor sie sich wirklich drüber wundern konnte, wiederholte sich dieser sehr viel lauter. Es war eine ebenso laute wie böse Explosion. Sie konnte die Hitze bis zu sich spüren und hatte den Eindruck der Boden würde beben. Sie ging instinktiv in die Hocke und hob eine Hand über den Kopf. Der Rauch schien die Treppe hinunter zu fließen und von oben hörte sie aufkeimende Schreie.
Robert atmete auf. Es hatte so funktioniert wie er es sich erhofft hatte. Aber zu lange warten konnte er nicht. Sie mussten weiter, solange die Ganger oben noch verwirrt waren. Er winkte Erin zu und lief dann dann selbst die Treppe rauf. Oben konnte man gut sehen wie die Bombe eingeschlagen war. Die Glastüre hatte aufgehört zu existieren und auch im Beton klafften Löcher. Wie viele er damit erwischt hatte, da war Robert sich nicht so sicher. Aber sie hatten sich wohl direkt an der Türe verschanzt und einige auch im Treppenhaus auf sie gelauert.
Schreiend torkelten zwei noch im ehemaligen Türbereich herum. Geschockt vom Schmerz und dem Verlust großer Stücke Haut. Zwei Kugeln später schrien sie nicht mehr. Erin folgte mit den Mädchen. So langsam keimte Zuversicht in Robert auf. Vielleicht würde er diesen Flüchtlingstrack doch noch hier raus führen. Er sah in die Lagerhalle. Das angedachte Feuer begann langsam zu wachsen. Er winkte Erin zu folgen und schob sich an den Flammen vorbei in die Halle.
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Der Sterbende Zeuge
Fiksi IlmiahDer Ex-Cop Robert übernimmt einen schwierigen Auftrag. Es bleibt ihm nicht viel Zeit und die Spur führt in die schlimmsten Kreise... Es ist die Welt von Shadowrun... Eine dunkle Zukunft in der die Technologie ungeahnte Höhen und der soziale Abgrund...