7 Pullover

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Es klopft an der Tür und Eve späht durch den Türspalt.

"Sanna hat ihre Sachen letzte Woche mitgenommen um heute wieder neue mitzubringen, du kennst sie ja. Aber ich konnte noch einen Pullover finden, zieh den an, nicht das du mir noch komplett erfrierst" sie lächelt und reicht mir den grauen Pullover. "Ach und hier ist noch eine Waschtasche, kannst ja mal schauen ob du was gebrauchen kannst" sie zwinkert mir zu und reicht mir die Waschtasche. Ich nicke dankend und schon ist sie wieder verschwunden.

Ich öffne vorsichtig die Tasche und blicke hinein. Ich nehme die schwarze Haarbürste hinaus und kämme meine langen braunen Haare durch. Meine Haare beginnen sich gleich wieder an den Spitzen zu wellen und sie scheinen wieder ihren alten Glanz wieder zu haben. Ich schaue erneut in die Waschtasche und finde noch eine Tube Mascara. Ich zögere kurz, trage sie dann aber trotzdem auf, vielleicht längt das etwas von meinen verblassten Augen ab. Zudem creme ich noch mein Gesicht ein und zum ersten mal kommen mir meine Sommersprossen auf meiner Nase und Wangen wieder zu Gesicht.

Ich betrachte mich noch kurz im Spiegel, bevor ich mein Shirt über meinen Kopf ziehe. Mein Blick fällt wieder in den Spiegel und mein Herz fängt schneller an zu schlagen. Ich weiß nicht wann ich mich zum letzten mal so im Spiegel gesehen habe. Ich beiße mir auf meine Lippe, es ist ekel erregend meinen Körper so zu sehen.

Bevor mir die Tränen in die Augen steigen, greife ich schnell den Pullover und ziehe ihn mir über.

Sofort ziehe ich stark die Luft ein. Popcorn und Pfefferminze.

Es war sein Pullover und er ist mir eindeutig viel zu groß. Es könnte ein Kleid für mich sein.

Mein Herz schlägt wieder schneller und ich versuche mich zu beruhigen, lege alles wieder ordentlich hin und binde meine Haare noch schnell zu einem Pferdeschwanz zusammen, bevor ich das Bad wieder verlasse und zu Eve in die Küche gehe.

Ich schaue mich etwas um. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat sich hier nicht viel verändert, alles scheint noch ganz genau so zu sein wie damals. Und als könnte sie meine Gedanke lesen, verteidigt sie sich schnell. "Der Brotkorb steht jetzt wo anders, schau" sie lächelt mich breit an und auch ich muss etwas lächeln. "Ich glaube ich brauche keine große Veränderung mehr in meinem Leben, mir gefällt es so ziemlich gut" sie nimmt mich in den Arm "mir gefällt es hier auch" flüstere ich leise.

"Jetzt aber husch husch, wir müssen den Auflauf noch fertig bekommen, bevor die anderen wiederkommen" sie holt eine Auflaufform aus dem Schrank und ich beobachte jede einzelne Bewegung von ihr. Es hat sich wirklich nichts verändert. Eve ist immer noch Eve. Die Eve die immer lächelt, egal was passiert. Die Eve die immer gute Laune verbreitet und für die die Zukunft mehr von Bedeutung ist als die Vergangenheit.

Sie reicht mir die Wurst, ein Messer und eine Unterlage um diese zu schneiden. Also mache ich mich daran und schneide die Wurst in kleine Würfelstücke, so wie wir es immer taten.

Plötzlich schreckt Eve hoch und nimmt mir das Messer weg. Ich schaue sie erschrocken an, doch sie wirkt entsetzt und schiebt mich zur Seite.

"Ich glaube es ist besser wenn ich die Wurst schneide. Wie konnte ich nur auf die Idee kommen dir ein Messer in die Hand zu drücken. Siehst du, ich kenne dich schon kaum noch du Tollpatsch" zwinkert sie mir zu, doch ich kann nur lächelnd meine Augen verdrehen. Sie hatte schon recht. Ich bin der größte Tollpatsch den ich kenne und tatsächlich ist es nie gut mir Sachen in die Hand zu drücken, mit denen ich irgendetwas dummes anstellen könnte. Ich bin einer dieser Menschen die in stillen Momenten immer etwas aufsehenerregendes tun und etwas peinliches zu Tage legen.

Ich decke vorsichtig und in Gedankenverloren den Tisch.

Damals sollte ich ebenfalls die Wurst schneiden und Eve hat mich aus der Stube aus gerufen. Ich wollte zu ihr kommen und bin dann ausgerutscht und mit meinem Bauch auf das Messer gefallen. Bis auf einer kleinen Narbe ist mir nichts schlimmeres passiert, aber seit dem drückt mir Eve eigentlich kein  Messer mehr in die Hand.

ungefähr zehn Minuten später habe ich den Tisch fertig gedeckt und habe mich in der Stube auf die Couch gesetzt.

Mein Blick fällt auf die Bilder auf der Wand, mein Lieblings Bild ist immer noch das von Santtu, Sanna, Samu, Lukes und mir. Es lässt mich wieder Hoffen, Hoffen auf Tage die besser werden, auf Tage die mich wieder Glücklich machen.

Forever YOUrsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt