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Sofort suche ich schützend seine blauen Augen. Ich brauche ihn, ich brauche ihn um mich selber wieder zu finden. Ich brauche jemanden der mich auffängt, wenn ich falle und der für mich da ist.

"Alles okay?" er sieht mich besorgt an. In diesem Moment fühlt es sich an als würde alles auf mich einbrechen. Meine Erinnerungen, die Realität, die Fehler. Sie nehmen mir die Luft zum atmen. Sie lassen mich in einem Meer aus schmerzen ertrinken. Ein Meer in welchem ich mich schon so oft verloren habe. Ein Meer, aus dem du nicht entkommen kannst und egal was du tust, die Wellen überschütten dich immer wieder.

Ich presse meine Lippen zusammen und kneife meine Augen zu. Mein Kopf dröhnt und lässt mich nicht vergessen. Im Gegenteil, es kommen nur noch viel mehr Dinge hinzu.

Ich schüttle vorsichtig meinen Kopf und spüre wie sich meine Kehle abschnürt und wie sich mein Magen zusammen zieht. Ich spüre den Schmerz in jeder einzelnen Zelle an meinem Körper. Ich spüre ihn und er lässt mich kaputt gehen, ich gehe an ihm kaputt, an Lukes und an die Erinnerungen. An der Angst, der Einsamkeit und der Liebe.

Ich lasse mich auf meine Knie fallen, drücke das Bild fest an meine Brust und lasse meine Tränen erneut über meine Wangen fließen. Ich habe heute schon zu viel geweint, zu viel Energie verschwendet, Ich habe zu viele Fehler begannen und hätte ich damals einfach mal an andere Gedacht, dann wären wir alle jetzt nicht in dieser Situation.

Sofort stürzt sich Samu zu mich und legt schützend seine großen Arme um mich.

"shht, alles in Ordnung" behutsam streichelt er über meine Wange. "Ich habe ihn verlassen. Ich..." ich versuche tief Luft zu hohlen, doch Samu unterbricht mich "alles gut, du musst nichts sagen".

Er drückt meinen Kopf auf seine Brust und legt seinen Kopf auf meinen. "Ich bin für dich da" haucht er leise und ich schließe meine Augen. Ich spüre wie meine Augen anfangen zu brennen und wie meine komplette Kraft schwindet. Ich spüre wie er für mich da ist und ich spüre etwas, was ich schon lange nicht mehr gespürt habe, etwas was ich gesucht und vermisst habe.

Ich höre seinen ruhigen Herzschlag und sofort animiert er mich ruhiger zu werden und langsam passt sich mein Herzschlag den seinigen an. Als würden wir auf einer Wellenlänge schwimmen, als würde ich mich komplett an ihn anpassen. Als würde mein Körper auf ihn reagieren und mich von ihm leiten lassen.

"danke" flüstere ich leise. "Sag nichts" unterbricht er mich und drückt mich fester an sich.

Ich spüre die Geborgenheit die er versprüht und lasse mich einfach gehen. Ich lächle leicht und schließe wieder meine Augen. Ich will nicht das dieser Moment endet, ich will alles spüren was ich gerade spüre. Ich möchte bei der Person sein, die mich heute schon zum zweiten mal in den Arm nimmt. Ich möchte bei der Person sein, die mich versteht, ohne das ich etwas sagen musste. Ich möchte wieder bei Samu sein. Ich möchte bei ihm bleiben.

Minuten vergehen, bis er langsam seinen Kopf hebt und vorsichtig mein Gesicht in seine Hände nimmt.

Augenblicklich fängt mein Herz wieder schneller an zu schlagen und ich spüre seine Berührung am ganzen Körper. Seine Hände sind groß und rau und vorsichtig wischt er eine verbliebene Träne, mit seinem Daumen, sanft von meiner Wange. Eine Gänsehaut läuft über meinen Körper.

"Ich habe ihn verlassen. Ich habe ihn einfach alleine gelassen." Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn "du hast alles richtig gemacht. Du hast das gemacht was für dich am besten war. Du hast auf dein Herz gehört" er lächelt mich sanft an, aber ich weiß genau das ich ihn ebenso verletzt habe und das auch er sich gewünscht hätte ich wäre da geblieben.

Wir stehen auf und er geht langsam zur Tür, während ich vorsichtig am kleinen Fenster stehe und den Vorhang leicht zur Seite schiebe. Ich spähe etwas hinaus "wenn was ist, dann sag bescheid" mir fällt ein schwarzes Auto in den Blick und sofort setzt mein Herz kurz aus.

"Kannst du bitte hier bleiben?" frage ich ihn schnell und gehe weit vom Fenster weg. Ich drehe mich schnell zu ihm um und realisiere zu spät wie komisch diese Frage wohl für ihn war.


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Kleines Update von mir.

Also Corona hat uns auch betroffen und haben auch schon seit zwei Wochen frei, jedoch hatte ich sehr viel für die Schule zu tun und muss auch jetzt noch viel machen.

Es war ja ein schönes Gefühl als die Nachricht vom Frei kam, jedoch wünsche ich mir die reguläre Schule wieder. Ich will wieder zeitig aufstehen, vom meinen Klassenkammeraden genervt werden und einfach den nervigen Lehrern zuhören. Ich will wieder in diese verkorkste Schule, denn es war wesentlich angenehmer und einfacher.

Ich möchte meine Freunde sehen, sogar die von denen ich etwas genervt war. Ich möchte etwas unternehmen und meinen Abschluss mit allem Kitsch drum und dran haben. Ich will einfach genau das haben, was ich gerade nicht haben kann. Aber ist nicht genau das der Punkt?

Wir wollen immer das was wir nicht haben können und ich glaube das genau diese Zeit uns jetzt zeigt, dass wir die Zeit einfach nutzen sollen und nicht etwas hinterher bedauern sollen, was schon längst vorbei ist. Wir müssen über unseren Schatten springen, mit dem zufrieden sein was wir haben und einfach viel Zeit mit Menschen verbringen die wir lieb haben und wir müssen verrückte dinge tun. Dinge die wir vielleicht nie wieder erleben können. Wir müssen so leben, als könnte es jeden Moment wieder so kommen wie jetzt.

Wie müssen das typische Mensch sein einfach mal ablegen und einfach mal der sein, der wir sein wollen, mit all unseren Macken, Fehlern und mit all dem Stress der dazu gehört. Wir müssen nicht gegen das Alt werden ankämpfen, sondern es als Ziel sehen, als Ziel, welches wir bestreiten dürfen, wenn wir der gewesen sind der wir sein wollten. Wir müssen es als Chance sehen uns eine Pause zu gönnen und mit einem lächeln im Gesicht erzählen zu können was wir alles erlebt haben, wer wir waren und viele Weisheiten mitgeben. Wir dürfen das Klischee der Großeltern erfüllen, doch zuvor müssen wir leben, leben mit uns selber. Mit der Person die wir sein wollen, mit all den verrückten Plänen die wir haben.

Die Pläne werden nicht vom Leben gemacht, die Pläne müssen wir für uns alle selber aufstellen.

LG und gute Gesundheit: Lea!

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