4. Kapitel

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An die folgenden 20 Minuten erinnere ich mich nicht. Vielleicht bin ich ohnmächtig geworden.

Als mein nebeliges Gehirn wieder zu sich kommt, tippe ich eine Mail zurück, in der ich die Termine bestätige. Dann lese ich taub den Rest der PDF-Datei.

Also wenn es sich hier wirklich nicht um einen Tippfehler handelt, begegne ich Niall erst zum wirklichen Videodreh, der innerhalb eines Tages abgehakt sein dürfte. Das Training davor absolviere ich mit einer Choreografin hier in meiner Nähe. Die Choreo sieht gar nicht so anspruchsvoll aus wie ich dachte. Ich schätze, ich habe sie in wenigen Tagen drauf.

Was mich aber nicht nur überrascht, sondern mir sogar einen erneuten Schreck einjagt, ist der Fakt, dass ich die einzige Tänzerin sein werde.

Sofort pocht mein Herz vor Aufregung. Abgesehen von den Prüfungen in der Schule habe ich bisher immer nur in der Gruppe oder mit einem Partner getanzt. Und jetzt soll ich vor Niall Horan allein meine Leidenschaft ausleben.

Der verdammte Niall Horan. Ich glaube, ich muss mir Baldrian direkt in die Venen spritzen, um diesen Tag zu überleben. Den Tag, an dem ich Nialler sehe? Treffe? Mit ihm rede?

Oh mein Gott, ich werde seine Präsenz spüren können! Auf einmal spüre ich, wie mir das Adrenalin durch die Adern schießt und ich über beide Ohren anfange zu grinsen.

Bevor ich noch laut rumschreien kann, drücke ich das Gesicht ins Kissen und quietsche hinein. Jetzt besteht mein Körper nur noch aus Glücksgefühlen und ich lache überglücklich los.

Ich, die unbedeutende durchschnittliche Lucy, treffe den bedeutenden überdurchschnittlichen Niall Horan.

Ganz aufgeregt öffne ich meine Musik-App und spiele erneut Nialls neuesten Song ab.

Moment... den neuesten, den wir alle kennen. Schon in einer Woche kenne ich einen noch neueren.

Ein Kichern kommt aus meinem Hals und wenn mich jetzt jemand durchs Fenster beobachten würde, wie ich hier im dunklen Zimmer mit gruseligem Grinsen sitze, würde er mich sicher für wahnsinnig halten.

Um dem Ganzen noch einen i-Punkt draufzusetzen, schmeiße ich die Hände in die Luft und werfe den Kopf von links nach rechts, sodass meine Haare nur so umherfliegen.

Ich muss wirklich total gestört aussehen. Also stehe ich auf und lasse kurz das kleine Kind in mir herauskommen, als ich auf dem Bett umherspringe und mich von der Euphorie davontragen lasse.

Erst als meine Mitbewohnerin an meiner Tür klopft, höre ich schlagartig auf und werfe mich auf die Matratze.

„Alles okay bei dir? Was machst du denn da drin? Ist Philipp bei dir?"

Ich lache auf, weil mich gerade nicht mal Philipp von dieser Wolke 7 runterholen kann. „Nein, ich bin allein. Alles super." Weiterhin ziert ein vorfreudiges Grinsen mein Gesicht.

Sammy öffnet die Tür und sieht mich prüfend an, wobei sie eigenartig eine Braue hochzieht. Könnte an meinen komplett wilden Haaren oder dem verwüsteten Bettbezug liegen. Vielleicht ist es aber auch der Fakt, dass ich grinse wie eine Mischung aus Pennywise und der Grinsekatze aus Alice im Wunderland.

„Wirklich alles gut? Du siehst so..." Sie ringt nach Worten und gestikuliert einen Kreis. „...durch den Wind aus."

„Alles ganz hervorragend, bestens, überragend, atemberaubend, allesübertoppend, außerordentlich mega gut. Gute Nacht, schlaf gut." Ich versuche, meine Haare wieder etwas ordentlich hinzulegen und sehe meinem Gegenüber dabei zu, wie sie nach einer Erwiderung des ‚Gute Nacht's die Tür schließt.

Put A Little Love On MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt