35. Kapitel

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Michelangelo hämmert wieder eine Marmorstatue aus meinem Gehirn und daneben steht jemand mit einem Presslufthammer und einer Dolby Surround-Anlage, die Metallica und Iron Maiden gleichzeitig abspielt.

Ich bin seit ungefähr zwei Herzschlägen wach und wünschte mir jetzt schon, ich wäre tot. Die Schmerzen sind so schlimm, dass mir schlecht wird.

Trinken und direkt vor dem Schlafen heulen sind keine gute Kombination.

Ich grummle.

„Hey, guten Morgen", kommt es zögerlich von irgendwo oberhalb meines Kopfes

Ich erstarre. Niall. Oh.

Jetzt wird mir auch die Hand an meinem Rücken und der sich hebende und senkende Bauch unter meiner Hand bewusst. Wir liegen unverändert wie beim Einschlafen da.

Die Erinnerungen an all die Geschehnisse und Dinge, die ich gestern gesagt habe, lässt mich feuerrot werden. Das muss Niall sicher spüren, da meine Wange noch auf seinem Oberkörper liegt. Auf seinem nackten Oberkörper.

Oh Gott.

Die Kopfschmerzen verschlimmern sich, als ich den Abend rekapitulieren lasse.

„Oh, fuck." Ich kneife die Augen fester zusammen, weil das angestrengte Nachdenken meinen Kopf zertrümmert, bleibe aber unverändert liegen.

Niallis Seufzen bewegt seine Brust und damit auch meinen Kopf ein ganzes Stück nach oben. Er hört mit den Bewegungen an meinem Rücken auf und schweigt.

Einige Momente ist es mucksmäuschenstill. Dann habe ich endlich herausgefunden, wie ich sprechen kann, ohne ängstlich zu stottern.

„Guten Morgen." Ich atme in der Hoffnung, dass Michelangelo in meinem Kopf aufhört, tief ein. „Wie spät ist es?"

„Halb zwölf." Er klingt angebunden.

Ich öffne die Augen. Gestern waren die Jalousien oben, nachdem ich frische Luft am Fenster geschnappt habe. Jetzt sind sie unten, lassen aber eine ganze Menge Licht hindurch. Niall muss entweder gestern Nacht oder heute früh aufgestanden sein.

Und dann ist er zu mir zurückgekommen, obwohl ich geschlafen habe?

Wiederholt blinzelnd, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen, entferne ich die Hand von Nialls Bauch und rücke ein Stück von ihm weg.

Er verschränkt die Arme vor der Brust und wendet den Körper ein Stück von mir ab. Mein Bein liegt zwischen seinen.

„Du kannst dich also noch an alles erinnern?"

Ich sehe zu seinem Gesicht hoch, während er nur zur Tür schaut. Er sieht müde aus. „Seit wann bist du wach?"

„Spielt keine Rolle. Beantworte meine Frage bitte."

Er sieht nicht so aus als hätte er viel geschlafen.

Lag das an mir? Kann er nicht neben mir schlafen?

Nervös wende ich den Blick von ihm ab und ziehe mein Bein zwischen seinen hervor. Mein Herz pocht lauter als Michelangelo in meinem Kopf, meine Handflächen beginnen zu schwitzen, mir wird noch schlechter als es mir ohnehin bereits ist.

„Ich glaube schon..." Als mein Blick auf seine Hände fällt, durchlebe ich die Gefühle, die ich hatte, als er mich vor der Panikattacke berührt hat, erneut. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, den ich weder als angenehm noch als unangenehm einstufen kann.

„Kannst du dich erinnern, dass wir uns... geküsst haben?" Er ist verschlossen, abweisend.

Er bereut es.

Put A Little Love On MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt