50. Kapitel

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Lucy POV

Der Türknall ist wie ein harter Schuss aus einer Pistole, der mich mitten ins Herz trifft.

Für den Bruchteil einer Sekunde steht die Welt still. Dann realisiere ich, dass ich gerade erschossen wurde und habe nicht mal einen winzigen Augenblick, um zu verstehen, was das bedeutet, bevor ich zusammenbreche und bildlich gesprochen sterbe.

Vielleicht auch nicht bildlich gesprochen.

Vielleicht sterbe ich in diesem Moment wirklich.

Ich breche an der Haustür zusammen, meine Beine geben unter dem Gewicht meines Schmerzes nach und wie ein Wrack falle ich auf den Boden.

Das Loch in meinem Sein ist so riesig, dass ich nicht mal wahrnehme, ob ich heule oder atme. Wenn jetzt ein Feuer ausbrechen würde, würde ich nichts davon mitbekommen. Ich würde einfach weiter hier sitzen und verbrennen.

Wahrscheinlich würde ich nicht mal den Schmerz des Brandes spüren.

Mein gesamter Körper sticht und juckt und schmerzt. Aber am schlimmsten ist der Schmerz, den ich nicht lindern kann. Da ist dieses riesige schwarze Nichts in meiner Brust.

Niall hat wortwörtlich mein Herz herausgerissen und über das Ende der Welt geworfen.

Ich habe ihm bis zur Unendlichkeit vertraut, ihm alles gegeben und er hat es genommen und zerfetzt.

Und dann hat er sich noch nicht einmal schlecht deshalb gefühlt.

Da war kein einziges bisschen Trauer oder Bedauern auf seinem Gesicht. Überhaupt nichts außer pure Gleichgültigkeit oder Reue.

Wie konnte ich so dumm sein und denken, er hätte wirklich Gefühle für mich entwickelt? Philipp hat es mir schon von Anfang an gesagt und er hatte absolut recht. Niemand außer ihm wird mich jemals lieben können.

Ich war so naiv.

Philipp hätte mir das hier niemals angetan.

Niall hat mich ihn so sehr lieben lassen, alle seine Macken übersehen lassen (ich weiß immer noch nicht, ob er überhaupt welche hat) und mich dann zum Mond geschossen.

Ich hasse dich. Mein Gesagtes hallt mir durch den Kopf.

Ich hasse ihn nicht. Ich könnte ihn niemals hassen. Ich liebe ihn so sehr, dass es dafür sorgt, dass ich mich selbst hasse. Ich bin so ein dummer Idiot. So, so, so dumm und leichtgläubig.

Niall Horan könnte mich niemals lieben. Ich bin ein niemand.

Ein Versager.

Ich weiß nicht, wie lange ich so dasitze oder ob ich noch weine oder ob die Welt untergeht. Ich kann mich auch an die folgenden zwei Tage kaum noch erinnern. Ich bleibe zu Hause, ignoriere Sammy, als sie nach Hause kommt, starre die Zimmerwände an, ignoriere Julies Anrufe, denke nicht.

Mein Geist ist taub, mein Körper funktioniert noch irgendwie.

Würde Sammy mir nicht drei Mal am Tag einen Tee bringen, würde ich vielleicht gar nichts trinken.

Ich weiß nicht, ob ich von allein trinke. Vielleicht tut das mein Körper, aber mein Geist hat keinen Plan.

Am Donnerstagnachmittag kommt Julie vorbei. Ich glaube, sie war bei ihrer Familie, keine Ahnung.

Sammy muss sie reingelassen haben, denn irgendwann sitzt sie einfach auf meinem Bett und streichelt über meine Wange. „Hey, baby cakes", flüstert sie mit sanfter Stimme.

Ich reagiere nicht, blinzle nicht mal unter der Berührung.

„Hast du Lust auf einen Tee?"

Wieder keine Antwort.

Put A Little Love On MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt