Gegen 16 Uhr komme ich bei Philipp zu Hause an und öffne wie immer mit meinem Schlüssel die Tür. Dann rufe ich ein „Hallo" durch die Wohnung und erhalte auch eine Begrüßung von der Couch aus zurück.
Also lunsche ich um die Ecke und sehe ihn dort mit einer Zeitschrift auf der Couch sitzen. Er sieht so entspannt und zufrieden aus, dass ich mich sofort scheußlich fühle, weil ich das gleich zerstören werde.
Ich betrete das Wohnzimmer und zwinge meine Füße unsicher zu ihm herüber. Leise stelle ich mich hinter ihn, lege eine Hand an seinen Kopf und gebe ihm zögerlich einen Kuss auf die Haare.
Philipp sind seine Haare wichtiger als alles andere und egal wie sehr ich es liebe, sie anzufassen, ich darf es doch so gut wie nie. Entweder er hat sie für die Arbeit gestylt oder er ist einfach überhaupt nicht in der Stimmung zu kuscheln oder irgendwie berührt zu werden. Letzteres ist eigentlich immer der Fall.
Dementsprechend bin ich auch überrascht, dass er sich mir nicht entzieht, sondern einfach nur das Gesicht zu mir dreht und mich sogar anlächelt.
„Na, Baby. Wie geht's dir?", möchte er wissen.
Er hat heute also einen so guten Tag, dass er sogar für etwas Körpernähe bereit wäre. Ich kann das nicht zerstören. Ich kann es ihm heute noch nicht sagen.
„Gut... Und dir?" Ich streichle sanft seinen Nacken hinunter und sehe weiter auf ihn hinab, wobei er aber das Gesicht bereits abgewendet hat und wieder in seine Zeitschrift blickt.
„Ganz hervorragend. Ich hatte einen super Tag. Ich glaube, ich werde bald befördert und ich hab einen Deal mit einem ganz schön hohen Kunden abgeschlossen." Stolz und erwartungsvoll schaut er wieder zu mir hoch.
„Das ist großartig! Herzlichen Glückwunsch!" Ein falsches Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
Er nickt glücklich und scannt mein Gesicht kurz, kann aber nicht durch meine Fassade sehen. Also greift er nach meiner Hand, die auf seiner Schulter liegt und zieht daran, um mir zu zeigen, dass ich mich zu ihm setzen soll.
Er lässt mich tatsächlich nicht los, bis ich bei ihm sitze, was ebenfalls mehr als nur ungewöhnlich ist. „Ich würde gern was gucken. Bleibst du hier?"
Überrascht blinzle ich ihn an, jeder Gedanke an die Beichte des Musikvideos ist vergessen. Ich wünsche mir schon seit Wochen mal wieder einen einfachen gemeinsamen ruhigen Nachmittag. Also nicke ich sofort und ziehe die Beine auf die Couch.
Philipp greift nach der Fernbedienung, legt das Magazin aus der Hand und streckt sich so aus, dass sein einer Arm auf der Couchlehne hinter mir liegt und seine Beine gerade von sich geschoben sind.
Während er etwas aussucht, lehne ich mich ganz vorsichtig gegen seine Seite und versuche, so leise wie möglich zu atmen, weil ich sonst befürchte, er würde vollends realisieren, dass ich mich an ihn kuscheln möchte, und mich wegschieben.
So lässt er mich gewähren, bis er sich für Spiderman entschieden hat und sich anders hinlegt, wobei er keine Rücksicht auf mich nimmt und ich so wie zu Anfang einfach mit angezogenen Knien am Fußende sitze.
Ich zittere leicht und seufze leise in mich hinein, bevor ich mir eine Decke nehme und sie über mir ausbreite. Den einen Zipfel lege ich dabei über Philipps Füße, damit diese nicht kalt werden.
So schauen wir beinahe den kompletten Film, wobei ich mich aber nicht mal ein bisschen auf die Handlung konzentrieren kann, weil ich die ganze Zeit darüber nachdenke, wie ich alles beichten soll, das mir auf dem Herzen liegt.
Es ist in irgendeiner Art und Weise positiv für mich, dass Philipp jetzt so wie immer nicht kuscheln will. Ansonsten würde ich definitiv heute nichts mehr erzählen.

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Put A Little Love On Me
FanfictionLucys Leben besteht aus Musik. Sie wacht damit auf, richtet ihren Alltag danach, baut ihre Zukunft darauf auf. Sie ist Tänzerin. Und sie bekommt ein Jobangebot für ein Musikvideo - eine Möglichkeit, ihre Karriere in Fahrt zu bringen, denkt sie. Aber...