Put A Little Love On Me

11. Kapitel

Lucy POV

Eretria geht wieder dazu über, mich für das Video fertig zu machen, aber davon bekomme ich gar nicht so viel mit, weil ich mit dem Stuhl weiter nach links gerutscht bin, um Niall die ganze Zeit im Auge zu haben.

Nun... Es wird Zeit, über sein Outfit zu reden. Ich liebe, wie Nialls Stoffhosen seinem Körper immer so makellos schmeicheln. Er wirkt mindestens 10cm größer als er es eigentlich ist und die Kombination aus dieser eleganten schwarz-weiß gestreiften Hose mit den super fancy aussehenden schwarzen beinahe schon Anzugschuhen und dem dunkelblauen Shirt sieht besser aus als alles, was ich mir jemals hätte erträumen können.

Er sieht so gut aus, dass ich am liebsten einen Screenshot mit meinen Augen machen würde. Er sieht so gut aus, dass ich mir dieses Bild, das sich hier von ihm vor mir bietet, gern auf die Bindehaut tätowieren lassen würde, um es ständig zu sehen.

Ich werde ihn nachher, bevor er das Outfit auszieht, fragen, ob ich Fotos machen darf. Ich meine, er kann die dabei entstandenen Kunstwerke, weil ich einfach eine exzellente Fotografin bin, ja auch für seine Social Media-Accounts nutzen.

In der 5. Klasse bin ich in einem Fotografen-Wettbewerb mal 9. Platz geworden. Von der gesamten Schule!

Es haben auch nur zehn Leute mitgemacht, aber ich bin nicht Letzte geworden!

Niall dreht sich vor den vier Spiegeln herum und schaut zu Mr. Ebony. Sein ernstes Gesicht dabei ist einfach nur bildschön. Er sieht so unschuldig aus wie er die Lippen leicht nach vorn streckt und die Hände in die Hosentaschen stopft.

Als ob er meine Gedanken lesen könnte, sieht er mich plötzlich an und lächelt breit.

Im Zusammenhang damit, dass ich gerade darüber nachgedacht hab, wie schön er ist, werde ich rot und senke den Blick. Ich fühle mich ertappt.

Da schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich sowas seit Ewigkeiten nicht mehr denke, wenn ich meinen Freund sehe... Hallo, schlechtes Gewissen, schön, dass du wieder da bist.

Ich mache gerade so viel falsch. Ich hintergehe Philipp, breche mein Versprechen, stelle unsere Beziehung auf die Probe und riskiere wirklich, dass er das hier herausfindet und sich dadurch von mir trennt.

Ich bin so unglaublich selbstsüchtig. Ich könnte ihn wirklich genau verstehen, wenn er hiernach mit mir Schluss macht. Ich würde auch wollen, dass er es tut, denn eigentlich ist mein Verhalten unverzeihlich.

Es würde mir natürlich das Herz brechen, wenn er unsere Beziehung beenden sollte.

Aber das hält mich nicht von dem Fehler ab, den ich gerade begehe.

Irgendwas stimmt nicht mit mir.

Auf einmal ertönen Klavierklänge, die mich sofort die Ohren spitzen und den Atem anhalten lassen. Mein Herz springt auf und lechzt nach der Musik. In diesen kurzen fünf Sekunden bekomme ich einen Eindruck davon, wie das gesamte Lied sein wird.

Die Stimmung ist romantisch, aufopferungsvoll. Ich ziehe die Augenbrauen angetan zusammen und lunsche wieder am Spiegel vorbei, um Niall zu sehen. Dieser betrachtet sein Ebenbild im Spiegel und macht sich für seine Lippenbewegungen bereit.

Aber als gerade das erste Wort des Liedes durch die Lautsprecher kommt, zucken seine Pupillen zu mir hinüber und ich schenke ihm den am meisten angetanen Blick, den ich zustande bekommen könnte.

We fight, we get high holding on to love.

We came down cause there was nothing holding us.