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Es war Donnerstag und somit zwei Tage her, dass wir das Turnfest überlebt hatten.
Nun, jedenfalls saßen wir gerade in der dritten Stunde gähnend im Unterricht (der Kaffe, den ich in der Pause gekippt hatte, schien immer noch nicht zu wirken), als Mr. Snow uns mal wieder eine seiner angeblich wundervollen Nachrichten mitteilte.
Zum Glück waren wir mittlerweile so abgehärtet, dass die meisten von uns noch nicht einmal mit der Wimper zuckten, als er erklärte Mrs. Trinket hätte eine fabelhafte Idee gehabt, die er direkt in die Tat umsetzen wolle.
"Dieses Jahr werden wir, um auch in der Schule etwas weihnachtliche Stimmung zu verbreiten" - er sah sich aufmerksamkeitsheischend um - "WICHTELN!" Ich und Glimmer sahen uns erstaunt an. "Das klingt eigentlich ganz lustig" murmelte diese nachdenklich. "Allerdings" antwortete ich "leider bin ich bei so etwas immer die Person, die komplett am Arsch ist. Vermutlich ziehe ich Cashmere."
Glim wollte noch etwas erwiedern, doch da sprach unser allseits geschätzter Klassenlehrer schon weiter.
"Ich habe bereits eine Schale mit Zetteln vorbereitet, aus der wir gleich alle, - ja, auch ich! - jeweils einen Zettel ziehen werden! Aber denkt daran, ihr dürft niemandem verraten wen ihr habt!"
Und dann ging es auch schon los. Ich hatte keine Ahnung, ob Mr. Snow sich auch nur eine Sekunde lang ernsthaft der Illusion hingegeben hatte, es würde geheim bleiben wer wen zog, jedenfalls brüllten nahezu alle laut ihr Ergebnis durch die Klasse, sobald sie ihren Zettel hatten.
Ich gehörte zu den Letzten die in die Schale griffen, und bekam so laut und deutlich mit, wie Glimmer und Marvel loskreischten als herauskam, dass sie sich gegenseitig hatten.
Kurz vor mir war Cato dran und er begann breit zu grinsen als er den Namen auf seinem Zettel las: "Clovie, ich hab dich! Jetzt musst nur noch du mich ziehen und wir können uns wie Glim und Marvel gegenseitig was schenken!"
Ich lächelte etwas beunruhigt zurück, denn wenn es etwas gab auf dass ich NIEMALS vertrauen würde, dann war das mein Glück.
Als ich also ebenfalls eine Zettel zog, konzentrierte ich mich lediglich darauf, auf gar keinen Fall Cashmere zu ziehen, denn ihr würde ich nie im Leben etwas schenken.
Als meine Augen über das Papier glitten sah ich, dass mein Wunsch in Erfüllung gegangen war.
Auf dem kleinen Stück Papier stand in geschwungener Handschrift der Name Coriolanus Snow.
Hinter mir hörte ich ein Würggeräusch, dessen Urheber Cato war, welcher offensichtlich den Namen gelesen hatte und mich nun mitleidig ansah.
Doch gerade als ich dachte es könne nur noch besser werden, ertönte ein lauter Ausruf: "Catolein, rate mal wessen Namen ich gezogen habe! Ich habe schon soooooo viele supertolle Ideen für ein perfektes Geschenk für dich!"
Cashmere strahlte breit und zupfte ihren Ausschnitt unauffällig ein kleines Stück herunter, während sie scheinbar versuchte Cato durch Hypnose dazu zu bringen, ihre Freude zu teilen.
Als ihr Blick jedoch zu mir schweifte wurde ihr Lächeln zu einer wütenden Grimasse, und sie fixierte mich wie eine sehr hungrige Katze eine in eine Ecke gedrängte Maus.
Irritierender Weise fiel mir in diesem Augenblick ein Sprichwort ein, welches meine Mutter manchmal zu sagen pflegte: "Schlimmer geht immer".

Als wir diesen Schultag endlich überstanden hatten, versicherte Cato mir erneut von Cashmere wolle er überhaupt nichts haben, und Glimmer versprach, mich natürlich bei der Geschenkauswahl für Mr. Snow zu unterstützen.
Daraufhin kommentierte Marvel er habe einige ausrangierte Mathehefte, die diesem bestimmt zusagen würden.
Als wir vier uns verabschiedet hatten und ich und Glimmer zu zweit weiterschlenderten, schmiedeten wir noch ein paar Pläne gegen Cashmere und sie erläuterte mir, wen der Rest unserer Klasse so gezogen hatte, denn das hatte ich gar nicht richtig mitbekommen.
Laut ihr hatte Thresh Johanna, Annie Finnick und Finnick Peeta gezogen. Der hatte seine Freundin Katniss, Prim und Rue hatten sich gegenseitig und so weiter und sofort.
Schon nach wenigen Sekunden schwirrte mir der Kopf, und Glimmer hatte schließlich nur die Leute genannt, von denen sie es wusste. Wir beschlossen auf jeden Fall, an diesem Wochenende mit Annie und Johanna loszuziehen um Geschenke zu besorgen, obwohl wir bei letzterer nicht wussten für wen sie etwas kaufen musste.
Doch egal wer es war, laut Glimmer konnte "Unterstützung beim Shoppen nie schaden" und wir freuten uns schon darauf - obwohl ich absolut keinen blassen Schimmer hatte, was man einem Coriolanus Snow schenken könnte.

Die Tribute an WeihnachtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt