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Am 25. Dezember wurde ich um halb sechs Uhr morgens von meinem kleinen Bruder geweckt, der aufgeregt in mein Zimmer gestürmt kam. Ich ärgerte mich, dass ich gestern Abend nicht so schlau gewesen war mein Zimmer abzuschließen. Denn genau wie jedes andere Kind, konnte er es kaum erwarten seine Geschenke auszupacken. Ich hatte eigentlich nichts gegen Geschenke, aber sie waren die Hölle, wenn man einen kleinen Bruder hatte. Draußen war es noch stockdunkel, als Theo ungeduldig neben meinem Bett auf und ab hüpfte.

„Theo, geh wieder schlafen, es ist noch viel zu früh für Geschenke.", brummte ich und drehte mich noch einmal zur anderen Seite um.

Erstaunlich Weise, ging er wirklich zur Tür und schloss sie hinter sich, aber nicht ohne mir noch einen bösen Blick zuzuwerfen. Ich grub mein Kopf zurück ins Kissen und schief ein Sekunden später wieder tief und fest. Das zweite mal wurde ich um 8:10 geweckt dieses mal von meiner Mom, die schon fertig in ihrem besten Weihnachtspulli und einem Handtuch auf dem Kopf in meiner Tür stand. Hinter ihr kam mein Dad zum Vorschein, er trug noch einen karierten Schlafanzug und rieb sich müde über das Gesicht.

„Clove, raus aus den Federn!", flötete Mom und riss mir die Decke weg. „Es ist Weihnachten!"

Als ich immer noch verschlafen und mit verschwommener Sicht die Treppe herunter lief und den starken Zimt Geruch aus der Küche wahrnahm, war mir auf einmal doch richtig weihnachtlich zu Mute. Über dem Kamin hingen unsere prall gefüllten Socken, meine mit dem kleinen niedlichen Rentier darauf und auf dem Boden davor waren weitere Geschenke verteilt, die nicht mehr in die Socken gepasst hatten. Theo lag schon zwischen all den Geschenken und machte einen Schneeengel. Meine Großtante saß in einem der Sessel, die vor dem Kamin standen und guckte säuerlich. Als auch meine Mom und mein Dad sich niedergelassen hatten, war mein Bruder schon dabei seine Geschenke auf zu machen. Das Geschenkpapier flog regelrecht durch die Luft.

Eine halbe Stunde später, war ich eingedeckt von zerfetztem Geschenkpapier und Kartons. Theo hatte ein ferngesteuertes Auto bekommen und dieses fegte jetzt durch unser Wohnzimmer und blieb unter der Couch stecken. Während Theo versuchte sein neu gewonnenes Spielzeug mit Hilfe von einem Besenstiel wieder zu Tage zu befördern, öffnete ich mein letztes Packet. Es stammte von meiner Großtante und als ich es ausgewickelt hatte, starrte ich sie verwundert an.

„Das ...-", sagte sie und machte eine kleine Kunstpause, „Ist ein Nasenhaarschneider."

Meine Augen weiteten sich und ich biss mir auf die Lippe um nicht laut los zu prusten. Das konnte sie nicht ernst meinen. Wer zur Hölle schenkte seiner Nichte einen Nasenhaarschneider? In Pink!

Ich war gerade dabei meinen Rucksack für das Klasentreffen zupacken, als mein Handy klingelte. Es war Glimmer.

„Hey Glim, was gibt's?"

„Clovie, ich brauche deine Hilfe."

„Ja, bin ganz Ohr, schieß los."

„Ich hab da ein ziemlich großes Problem." Ihre Stimme klang gestresst und ich ahnte böses.

„Hat es was mit Marvel zu tun? Weißt du Glim, egal was er gesagt hat, du hattest recht. Jungs sind scheiße."

„Mit Marvel? Was? Nein! Es ist nur so, ich weiß nicht was ich anziehen soll. Eigentlich hatte ich ja dieses rote mit Pailletten besetzte T-Shirt eingeplant, aber das ist jetzt in der Wäsche. Ich hab das gleiche zwar noch mal in rosa, aber das beißt sich bestimmt ganz schlimm mit Marvels Pullover."

Ich wusste nicht ob ich genervt oder erleichtert sein sollte. Ich entschied mich für letzteres.

„Hey Glim, alles gut. Kein Grund sich aufzuregen. Du nimmst einfach das erstbeste aus deinem Schank und fertig. Du siehst bestimmt super aus."

Die Tribute an WeihnachtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt