Es war der Morgen des heiligen Abends, und meine Weihnachtsstimmung befand sich irgendwo im negativen Bereich.
Ich lag noch immer im Bett, in meine Decke eingewickelt wie ein Würstchen im Schlafrock. Ob ich es einfach nicht mehr schaffte, mich von meiner Decke zu befreien? Möglich.
Andererseits wollte ich auch gar nicht nach unten gehen. Schon die ganze Zeit über vibrierte mein Handy aufgrund der Nachrichten, die meine Klasse im Klassenchat schrieb. Gerade tauschten sie sich über die Geschenke aus, die sie mit etwas Glück morgen früh auspacken würden.
Während Thresh sich ausgeflippte Krawatten wünschte, träumte Finnick von einem Zuckerwürfelkostüm und Glimmer von einem weiteren Ring mit verborgenem Giftdorn für ihre Sammlung.
Sie und Marvel wünschten sich außerdem beide Klamotten, sodass sie weiterhin Partnerlook tragen konnten.
Prim und Rue wollten beide Karten für ein Konzert einer unglaublich lauten Band, deren Name mir allerdings partout nicht einfallen wollte.
Auch der Rest der Klasse schrieb immer weiter immer durchgeknalltere Wünsche, und machten sich über Gale lustig. Dieser hatte nämlich gesagt, er wolle ein Buch über Quantenphysik.
Die einzigen, die sich noch nicht an der Diskussion beteiligt hatten, waren ich und Cato.
Was mich betraf, so hätte ich auf meiner Wunschliste nur eines gestanden; das zwischen uns beiden alles wieder wie früher sein sollte. Dies konnte mir allerdings niemand schenken, und so würde ich seitens meiner Familie vermutlich mit Klamotten, Büchern und womöglich einem neuen Set Wurfmesser beschenkt werden.
Apropos Familie: gestern war meine Großtante, Emilie Kentwell, angekommen. Seitdem tyrannisierte sie uns alle.
"CLOVE! Eine Lady steht früh auf! Als ich in deinem Alter war, bin ich jeden morgen um sechs quitschfidel aus dem Bett gehüpft, und an Heiligabend sogar um fünf! Komm jetzt gefälligst runter!"
Wenn man vom Teufel sprach.
Seufzend setzte ich mich auf, und zog mir einen Rock, den Glim mir geschenkt hatte, und eine Bluse an. Normalerweise war ich eher der Typ für Jeans und T-shirt, aber meine Großtante würde mich bei lebendigem Leibe kochen, wenn ich es wagen würde, ihr in "einem solchen Aufzug" unter die Augen zu treten.
Innerlich wappnete ich mich dafür, den ganzen Tag so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Ich würde meiner Familie nicht mit meiner Laune die Feierstimmung verderben.Einige Stunden waren vergangen, und nun machte ich mich gerade fertig, um nach draußen zu gehen.
Wie jedes Jahr würde ich mit meinen Eltern, Theo und meiner Großtante unseren Weihnachtsspaziergang machen. Dabei sahen wir uns die Tannenbäume an, die in der ganzen Stadt aufgestellt worden waren, und genossen die knapp bemessene Zeit, die wir ohne Stress gemeinsam verbringen konnten. Nun ja, meine Großtante genoss es eher, mich über mein Privatleben auszufragen, um dieses dann durch den Dreck zu ziehen.
Als ich mich vor die Tür begab, warteten die anderen schon, und es ging los.
"Clove Kentwell, was sind denn das da für Schuhe?" Keifte das personifizierte Böse, auch bekannt als Emilie Kentwell, direkt los. Ich warf einen Blick auf meine Sneakers, ging aber nicht weiter auf ihren Kommentar ein.
Ein paar Minuten und einen Haufen Bemerkungen zu meiner Jacke ("Herzchen, die Farbe steht dir nun wirklich nicht!") später, löste eine grässliche Person die andere ab."Melissa!" Rief meine Mutter begeistert, und begann ein Gespräch mit einer blondhaarigen Frau, die meiner boshaften Erzfeindin nur zu ähnlich sah.
"Clove!" Sagte Cashmere höhnisch. "Macht ihr auch einen Weihnachtsspaziergang?"
Super. Von allen Familien und Freunden meiner Mum hatten wir unbedingt Cashmere und ihrer Mutter begegnen müssen. Unsere Eltern wussten zwar, dass wir uns nicht leiden konnten, und zwangen uns nicht dazu, Zeit miteinander zu verbringen, doch diese Gelegenheit für ein Schwätzchen unter alten Freunden ließen sie sich nicht entgehen.
Cashmere trat einen Schritt näher und flüsterte so, dass niemand anderes uns hören konnte: "wurde auch Zeit, dass du dich mal wieder ein bisschen bewegst. Ich will dich ja nicht beleidigen, aber, nun ja... ich befürchte, du und dein neuer Freund habt ein bisschen zu viele Kekse gegessen. Du solltest mal wieder abnehmen. Nicht, dass du es jemals mit meiner Figur aufnehmen könntest."
Mir blieb die Luft weg. Was war nur los mit ihr? Was wollte sie? Doch gerade, als ich eine Schimpftirade vom Stapel lassen wollte, setzte sie noch einen drauf.
"Weißt du, Clovie" hauchte sie gedehnt, mit Betonung auf meinen Spitznamen "Cato war nach eurer Trennung ganz zerstört, doch ich denke, ich konnte ihn ein wenig aufmuntern. Manche Menschen sind eben wie füreinander geschaffen, und andere, wie soll ich sagen? Sollten sich besser voneinander fernhalten. Aber nicht traurig sein, du bekommst schließlich noch ein Wichtelgeschenk von ihm. Oder sollte ich besser sagen, Abschiedsgeschenk?"
Ihre pink geschminkten Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln, sie schien ganz genau zu wissen, wie sehr mir jedes einzelne ihrer Worte wehtat.
Aber ich würde mir nicht die Blöße geben, vor dieser Person zu heulen. Ich straffte meine Schultern und sah ihr direkt in ihre grausamen Augen.
"Cashmere, leck mich am Arsch. Ich habe keine Ahnung, inwiefern es dein eigenes Leben verbessert, auf mir herumzuhacken, aber das lasse ich nicht länger zu. Vermutlich wirst du es nie verstehen, aber ich sage es dir hier und jetzt ein letztes Mal: Cato liebt dich nicht, und du wirst mich nicht am Boden sehen, egal was du tust. Mich kriegst du nicht klein."
Mit diesen Worten drehte ich mich um, warf mein Haar in den Nacken, wie ich es mir von Glimmer abgeguckt hatte, und stellte mich zu meiner Großtante.
Diese wandte mir plötzlich den Kopf zu, und ich meinte, auf ihrem Gesicht den Anflug eines Lächelns zu sehen.
"So spricht eine wahre Kentwell. Der hast du es gezeigt. Und jetzt holst du dir diesen Cato zurück."♥️♥️♥️
Hey ihr Lieben, wir haben uns dazu entschieden jetzt einfach dann zu updaten wenn es passt und nicht immer Sonntags. Weil (wie ihr vllt schon gemerkt habt😬) klappt das nicht immer so gut. Danke für die vielen Fragen unter dem letzten Kapitel!! Wir werden sie auch demnächst beantworten.
Wir lesen uns, Bye bye♥️
F&C
DU LIEST GERADE
Die Tribute an Weihnachten
Fanfiction...Ja, was soll da schon passieren? Die Tribute feiern Weihnachten, doch so beschaulich und heilig wie geplant wird der Dezember dann doch nicht. Glimmer wird zur selbsterklärten Meisterbäckerin, Cashmere hegt weiterhin ihre Aggressionen gegen Clove...