Kapitel 15.5

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Kapitel 15.5

Audrey sah viele chinesische, aber auch japanische Elemente, die eingebaut worden waren. An den Wänden hingen viele Bilder und sogar Schriftrollen aus alten Zeiten. Doch Adrians ganzer Stolz war ein echtes Samuraischwert, welches seine besten Tage hinter sich hatte und trotzdem noch immer gut in Schuss waren. Dieses hing über dem Flachbildschirm an der Wand und war eindeutig ein Schmuckstück.

Audrey trat ehrfurchtsvoll darauf zu und betrachtete es sehr genau. Es kam ihr bekannt vor und sie erinnerte sich an die Samureizeit mit Adrian zurück. Er war sehr gut darin gewesen, mit dem Schwert zu kämpfen.

Der Geschäftsmann bemerkte ihre Reaktion, während er den Mantel auszog und ordentlich aufhängte. Seine Aktentasche stellte er in den Vorraum, damit er diese am Morgen nicht vergaß.

Erst dann kam er zu ihr und stellte sich hinter die junge Frau. "Ich liebe dieses Schwert. Es weckt Gefühle und eine Sehnsucht in mir, die ich nicht verstehe", hauchte er gegen ihren Nacken.

"Ihr wart ein sehr guter Samurai", murmelte sie leise. "Ehrenhaft und immer darauf bedacht den Kodex der Samurai zu wahren und die, die Ihr liebt zu schützen", erzählte sie leise.

"War ich das wirklich gewesen?", fragte er nachdenklich und ließ seinen Blick auf die Waffe schweifen. Kurz zuckte ein Bild vor seinen Augen auf. Verschwommen war es, sodass er nicht erkennen konnte, was es gewesen war.

Audrey nickte. "Eure Schwerkunst war wundervoll", sagte sie ehrlich. "Ich habe Euch so gern beim Üben bewundert."

Leise lachte er an Audreys Nacken, während seine Arme sich um den Körper der Frau schlangen. "Ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern, wenn es so gewesen wäre", murmelte er gegen ihre Haut.

"Das wird noch", versicherte sie. "Zuerst kommen die Erinnerungen zurück, die Euch in dieser Zeit am meisten bedeuten", erklärte sie und lehnte sich an ihn. Ihr tat seine Umarmung so gut.

"Wie etwa Xiao Feng Dua?", fragte er sie leise. Sanft packte er sie an den Schultern und trieb sie vor sich her. Auf eine Papiertür zu, die er zur Seite schob und den Blick auf sein Schlafzimmer freigab.

Genau wie in vielen japanischen und chinesischen Häusern gab es kein Bett, sondern ein Futon. In der Mitte des Raumes lag es, schön vorbereitet für die Nacht.

Einladend war es aufgeschlagen, damit man sich sofort unter die Decke kuscheln konnte. Diese war mit chinesischen Symbolen bestickt und sah sehr wertvoll aus. Sonst war der Raum eher spärlich eingerichtet. Zumindest für die meisten Leute wirkte es so.

Doch Adrian liebte sein Schlafzimmer so, wie es war. Er brauchte nicht unbedingt weiche Betten, denn er mochte es, auf dem Boden zu schlafen.

Die Matratze des Futons war weich genug, damit er keine Rückenschmerzen bekommen würde.

Der Boden war ebenfalls mit einem Teppich ausgelegt, sodass es nicht so kalt wurde. Vom Schlafzimmer aus konnte man einen kleinen Balkon betreten, der sich auf dem Dach befand. Blumenkübel waren dort zu erkennen, die zu dieser Zeit jedoch nicht bepflanzt waren.

Doch der Grund, warum er Audrey hierhergeschoben hatte, war ein anderer. Noch immer stand er hinter ihr, nickte jedoch auf ein Bild an der Wand.

Dort hing ein altes Gemälde. Ein junger Mann mit schwarzen, langen Haaren war darauf zu erkennen. Sein Körper in einen schönen Kimono gehüllt.

Audrey stieß einen überraschten Laut aus und streckte die Hand nach dem Bild aus, berührte es jedoch nicht. Es hatte etwas sehnsuchtsvolles. "Das ist er", flüsterte sie leise und ein Schauer rann ihr über den Rücken. "Ihr seht ihm wahnsinnig ähnlich", fügte sie hinzu.

"Ich sagte doch, dass ich ein Bild von ihm besitze. Es scheint sehr alt zu sein, aber trotzdem ist es noch gut in Schuss", bemerkte er. Dass er ihm ähnlichsah, konnte er nicht nachvollziehen. Doch wenn Audrey den Kaiser gekannt hatte, würde es wohl stimmen. Auch wenn er selbst noch immer nicht so richtig daran glauben konnte, dass er es gewesen sein soll.

Audrey lächelte liebevoll und lehnte sich noch mehr an Adrian. Auch wenn er anders war und sich anderes benahm, schien es doch, als wäre er im Herzen noch immer ihr Geliebter.

Stumm standen sie mehrere Minuten vor dem Bild und sahen es sich an. Leise seufzte Adrian und schob sie aus seinem Schlafzimmer wieder heraus.

Sobald er die Tür geschlossen hatte, war seine erste Anlaufstation der Kühlschrank. Er verspürte leichten Hunger, aber auch Durst. "Wollen Sie auch etwas?", fragte er in Audreys Richtung.

"Sehr gern", meinte sie und beobachtete Adrian genau. Er war so schön, dass sie ihn am liebsten die ganze Zeit ansehen wollte.

Mit einem Sandwich im Mund, einem Teller und zwei Gläser kam er zurück und stellte es auf den kleinen Speisetisch ab. "Champagner?", fragte er zwischen zwei Bissen.

"Sehr gern", meinte sie und nahm sich ein Sandwich. Dieses hielt sie in beiden Händen und biss kleine Stückchen davon ab. Dabei wirkte sie fast wie ein Eichhörnchen.

Noch einmal ging Adrian in die Küche, von wo es kurz darauf knallte, als er den Korken von der Flasche entfernte. Mit dieser kam er zurück und ließ sich an dem Tisch nieder. Bequem war es für ihn und er konnte gar nicht verstehen, wie andere Leute es nicht mochten, auf dem Boden zu sitzen.

Er schenkte in beide Gläser die sprudelnde Flüssigkeit ein und lachte leise, als er sich an das in China erinnerte, wie er dort die halbe Flasche im Hotelzimmer verteilt hatte.

Audrey musterte ihn kurz und strahlte, als würde sie verstehen, an was er sich erinnerte.

Das war eine Erinnerung, die sie beide teilten und die nicht aus einer anderen Zeit kam.

Sie hob das Glas, damit sie anstoßen konnten.

„Auf die bevorstehende Geschäftsreise", prostete er der jungen Frau neben sich zu. Sein Blick ging zu dem Schwert, welches über dem Bildschirm hing und er lächelte.

Adrian nahm einen kleinen Schluck des Champagners und lehnte sich anschließend auf seinen Unterarmen ab. „Wollen Sie fernsehen?", wollte er von ihr wissen.

Audrey stimmte ihm zu und nickte auf seine Frage hin. "Ich kann Euch auch Geschichten erzählen", schlug sie vor, ließ aber ihn entscheiden.

Das war eine gute Idee. Deshalb nickte er ihr zu und schloss seine Augen für einen Moment, bevor er doch noch einmal aufstand, um etwas zu essen zu holen.

„Möchten Sie auch noch etwas?", rief er aus der Küche zu.

"Muss nicht sein", antwortete sie, rief jedoch nicht, weil sie sich sicher war, dass er sie trotzdem hörte.

Schulterzuckend gab er der Kühlschranktür einen Tritt und kam mit kleinem Snack zurück. Er ließ sich neben Audrey nieder und nickte ihr zu, dass sie anfangen konnte, zu erzählen.

Zeitlose Liebe *Version von 2019 - Neuauflage in Arbeit*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt