Kapitel 5.2

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Kapitel 5.2

Vampire waren Fantasiegestalten, die nur in den Köpfen der Menschen lebten. Viele Fernsehsendungen drehten sich darum, was langsam nervig wurde.

Hier ein altes Twilight Plakat, welches auf den Film aufmerksam machen sollte. Warum hing das überhaupt noch da? Dort liefen Jugendliche in einem Vampirkostüm herum. Vermutlich waren diese gerade auf dem Weg zu einer Party.

Adrian lehnte sich an die Brüstung der Brooklyn Bridge und starrte in die Ferne. Bunte Lichter von Booten und Schiffen waren zu erkennen. Sie spiegelten sich in der Dunkelheit auf dem Wasser.

Eigentlich war es lächerlich, wenn Menschen an Übernatürliches glaubten und ihr Leben sich darum drehte. Wenn Adrian jedoch ehrlich war, gehörte er dazu. Zumindest einem Fabelwesen schenkte er Glauben: Dem Drachen.

Während er seinen Blick noch über das Wasser gleiten ließ, überlegte Audrey, ob sie ihm wieder einmal einfach über den Weg laufen sollte. Das wäre jedoch sehr auffällig und er würde sicherlich Verdacht schöpfen.

Da sie jedoch wusste, dass er Immobilien verwaltete, konnte sie vielleicht über die Arbeit eine Beziehung zu ihm aufbauen. Das wäre jedenfalls leichter, als das hier.

In seinen Gedanken weit weg von allem, blieb er stehen und starrte wieder in die Ferne. Mehrere Minuten stand er dort und kam erst in die Gegenwart wieder zurück, als der erste Regentropfen auf seine Stirn fiel.

Gut, dass er seinen Regenschirm dabeihatte. Seufzend machte er sich auf den restlichen Weg nach Hause. Glück im Unglück hatte er gehabt.

Audrey konnte erneut die liebliche Klingelmelodie seines Handys vernehmen. Seine schlechte Laune verflog sofort, als Isabella am anderen Ende der Leitung war.

„Isabella! Haben Sie eventuell Lust, mit mir essen zu gehen?", fragte Adrian und vergaß völlig, dass er Essen in der Hand hielt.

Audrey hörte überhaupt nicht mehr zu, sondern wandte sich an Lucinda. "Wie steht Isabella dazu, eine von uns zu werden?", fragte sie mit ruhiger Stimme und war bereit, diese Konkurrentin auf diese Art aus dem Weg zu räumen. Langsam ging ihr die Frau auf die Nerven. Vielleicht sollte sie diesen einfach irgendwie ins Ausland verfrachten.

Unwissend zuckte die Blonde mit den Schultern. „Sie hat keine Ahnung, wer oder was ich bin. Ob sie begeistert wäre ... kann ich dir nicht beantworten", erwiderte Lucinda entschuldigend. Solche Themen waren zwischen ihnen noch nie aufgekommen. „Du solltest sie selbst fragen", schlug sie Audrey vor, während ihre grünen Augen auf Adrian gerichtet waren.

Dieser sprach gerade mit Isabella und wirkte fröhlich. Gab er etwa gerade seine Adresse durch? „Natürlich. Ich werde auf Sie warten", sagte er in das Handy. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Isabella würde kommen. Sie konnten sich einen gemeinsamen, schönen Abend machen und dann morgen früh zusammen zur Arbeit kommen. Zumindest in der Theorie.

Audrey seufzte. Sie könnte das Ganze wieder verhindern, aber das wollte sie eigentlich nicht. Viel lieber hätte sie den Mann für sich. Daher zückte sie ihr Smartphone und schrieb ihm einfach eine SMS. Dabei bat sie ihn um Hilfe mit ihren Immobilien. Als Ausrede gab sie an, dass sie ihn im Internet gefunden hatte und gar nicht gewusst hatte, dass er so etwas tat. Dann unterschrieb sie mit Audrey und hoffte darauf, dass er vielleicht zurückrufen würde.

Das Piepsen seines Handys veranlasste ihn dazu, stehen zu bleiben, denn er war bereits losgelaufen. Mit gerunzelter Stirn las er sich die SMS aufmerksam durch und dachte einen Augenblick nach. Jeder Kunde war wichtig für ihn. Damit er sich einen Namen machen konnte und erfolgreicher wurde.

Dass sie ihn im Internet gefunden hatte, war ihm klar gewesen. Dort standen schließlich die Kontaktdaten. Außer in manchen Zeitungsanzeigen und im Internet war er sonst nicht zu finden. Deshalb kam er gar nicht auf die Idee, dass es vielleicht anders gewesen sein konnte.

Für einen Moment lang starrte er auf den Bildschirm und seufzte.

Kurz darauf klingelte das Telefon der jungen Frau, die ihn um Hilfe gebeten hatte.

Audrey nahm ab und meldete sich lediglich mit ihrem Vornamen. Schon allein deshalb, weil sie ihm den Nachnamen gar nciht genannt hatte. Sie war wirklich neugierig darauf. Vor allem, weil sie vor hatte auch ein paar ihrer Immobilien in den anderen Ländern mit einzubeziehen.

„Guten Abend, Audrey. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte er, nachdem er sich gemeldet hatte. Freundlich klang er, obwohl er innerlich leicht fluchte. Sie brachte auch wirklich alles durcheinander.

Sein Date würde bald ankommen und er wollte sich noch duschen und umziehen!

"Danke, dass sie so schnell zurückrufen", freute sich Audrey und grinste innerlich. "Ich hatte gehofft, dass sie mir vielleicht bei meinen Immobilien in China und Japan helfen könnten", gestand sie. "Hätte ich das bereits vorher gewusst ...", begann sie, sprach jedoch nicht weiter. "Wäre es Ihnen recht, wenn wir in den nächsten Tagen einen Termin machen, so dass wir das besprechen können?", fragte sie. "Es wird wahrscheinlich etwas umfangreicher", fügte sie hinzu, da ihm wahrscheinlich gar nicht klar war, wie viele Immobilien sie auch außerhalb von New York besaß. Wäre sie nicht ständig in der Nacht für ihre Rasse unterwegs, hätte sie sich ein ruhiges Leben als Millionärin machen können. Jedoch lag ihr das nicht sonderlich. Doch wenn man so alt war wie sie, dann hatte sich einiges angesammelt.

Aufmerksam hörte Adrian ihr zu. Unterbrach sie nicht ein einziges Mal, weil jede noch so kleine Information wichtig war.

Da musste er ja mit seinem eigenen Vorschlag, der ihm seit dem Restaurantbesuch im Kopf herumgespukt war, nicht mehr kommen.

„Wäre es Ihnen nächste Woche Recht?", fragte Adrian, nachdem er gedanklich seinen Terminkalender durchgegangen war. „Vielleicht am Mittwoch?", schlug er vor.

"Das wäre sehr schön", stimmte Audrey zu. "Wäre es für Sie in Ordnung, wenn wir uns bei mir treffen würden?", fragte sie, da sie ihn gleich zeigen wollte, was alles zu ihren Immobilien gehörte. Oder zumindest was oberflächlich zu ihr gehörte. Das meiste davon gehörte dem Königreich der Vampire, doch das war schwierig zu sagen.

Es war nicht ungewöhnlich, wenn er sich mit seinen Kunden an deren Immobilie traf. Oft war es sogar von Vorteil, sodass Adrian eine genaue Vorstellung hatte, bevor er diese in seine Dateien aufnahm. So fiel es leichter, das Richtige für seine Kunden auszuwählen.

Also stimmte der Firmenchef zu. Jeder Auftrag war willkommen, auch wenn das noch mehr Stress bedeutete.

Das er wahrscheinlich neben Audrey niemanden mehr brauchte und trotzdem immer genug zu tun hätte, ahnte er nicht einmal.

"Habt vielen Dank", sagte sie und lächelte zufrieden. Jetzt konnte er auch mit Isabella essen. Wahrscheinlich würden sie bald sehr viel Zeit miteinander verbringen.

Gut gelaunt verabschiedete er sich und legte dann auf, bevor er seinen Weg nach Hause fortsetzte.

Der Abend mit Isabella war ein voller Erfolg. Da sie sich verlaufen hatte, blieb ihm noch genug Zeit, sich umzuziehen und zu duschen. Das Essen, welches er sich mitgebracht hatte, wanderte in den Kühlschrank und wartete auf den Verzehr am nächsten Tag.

Gemeinsam mit seiner Assistentin bestellte Adrian Italienisch. Gemütlich unterhielten sie sich beim Kerzenschein und genossen das gute Essen.

Dass der Abend für ihn mit einer Frau im Bett endete, begrüßte er. Schon länger hatte er die Chancen nicht mehr ganz wahrgenommen und fühlte sich völlig entspannt und zufrieden dabei. Da Isabella genau wie er nur auf einen One Night Stand aus war, konnten sie es beide richtig genießen. Ihre Arbeitsbeziehung würde sich dadurch nicht ändern, das wusste Adrian sehr gut, weshalb er sich auch darauf einließ.

Dennoch schlief er mit Gedanken an Audrey ein. Wie freundlich, aber auch neugierig sie war und ihn gerne ausfragte. Wie wohl ihre Immobilien aussahen?

Mit Sicherheit würde es interessant werden. Er sollte nur nicht vergessen, sich den Mittwoch freizuhalten, denn ihn beschlich das Gefühl, dass die junge Frau mit den zwei unterschiedlichen Augenfarben ihn wohl ganz für sich beanspruchen würde.

Zeitlose Liebe *Version von 2019 - Neuauflage in Arbeit*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt